Großindustrielle Nutzung

Projekt: Zement-CO2 zu Kraftstoffen und Plastik verarbeiten

Abgeschiedenes CO2 aus der Zementherstellung könnte zukünftig als Rohstoff für die Fertigung von Kunststoffen, Olefinen und Kraftstoffen dienen. Ein neues Projekt von Industrieunternehmen will diese Idee in Österreich bis 2030 im großindustriellen Maßstab umsetzen.

Das Projekt soll eine sektorübergreifende Wertschöpfungskette für abgeschiedenes CO2 schaffen.
Das Projekt soll eine sektorübergreifende Wertschöpfungskette für abgeschiedenes CO2 schaffen.

In einer Absichtserklärung einigten jetzt der Kunststoffhersteller Borealis, die Lafarge Zementwerke, der Mineralölkonzern OMV sowie der Stromversorger Verbund auf eine branchenübergreifende Zusammenarbeit im Projekt Carbon-2-Product-Austria (C2PAT). Ziel des Projektes ist die Schaffung einer sektorübergreifenden Wertschöpfungskette sowie die Errichtung einer Anlage im industriellen Maßstab bis 2030, welche eine Abscheidung von nahezu 100% des jährlichen Ausstoßes im Zementwerk Mannersdorf von 700.000 t CO2 ermöglicht.

Aus CO2 wirdKraftstoff und Plastik

Mithilfe von Wasserstoff soll das abgeschiedene CO2 von OMV dann zu Kohlenwasserstoffen verarbeitet werden. Hierbei kommt grüner Wasserstoff zum Einsatz, der durch Verbund in einem Elektrolyseprozess auf Basis von Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Diese Kohlenwasserstoffe werden im weiteren Produktionsprozess für die Herstellung von Kraftstoffen (OMV) sowie für die Erzeugung hochwertiger Kunststoffe (Borealis) genutzt. Beide Endprodukte basieren somit auf erneuerbaren Rohstoffen und zeigen damit eine funktionierende Weiterverwendung von CO2 auf. So wollen die Partner einen nahezu vollständig zirkulären Kreislauf verfolgen. „Schlussendlich ist eine CO2-neutrale Zementproduktion nur unter Anwendung bahnbrechender Technologien, wie die Kohlenstoffabscheidung möglich, weshalb wir große Hoffnungen in das C2PAT Projekt setzen“, betont Lafarge-CEO José Antonio Primo.

Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz sind vereinbar

Der Erfolg von C2PAT wird wesentlich davon abhängen, ob die notwendigen finanziellen und regulatorischen Rahmenbedingungen sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene geschaffen werden. Rainer Seele, OMV-Vorstandsvorsitzender und CEO ist jedoch grundsätzlich davon überzeugt, „dass durch den Einsatz neuer Technologien Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. CO2 ist nicht nur ein Treibhausgas, das wir reduzieren müssen, es ist auch ein wertvoller Rohstoff, aus dem wir synthetische Kraftstoffe und Ausgangsstoffe für die chemische Industrie herstellen können.“

Pilotanlagen vielleicht schon 2023

Das Hauptziel von C2PAT ist die Planung und der Betrieb einer Anlage zur Kohlenstoffabscheidung im Zementwerk in Mannersdorf. Außerdem werde der Aufbau einer geeigneten Infrastruktur und eines voll funktionsfähigen Gesamtsystems zur Weiterverarbeitung des abgeschiedenen CO2 zu Kohlenwasserstoffen geprüft. Das gemeinsame Projekt ist in drei Phasen angelegt: In Phase 1 evaluieren die Partner derzeit einen gemeinsamen Ansatz für die Projektentwicklung, das Geschäftsmodell und die Verfahrenstechnik. Basierend auf den Ergebnissen der Phase 1 könnte in Phase 2 ein Cluster von industriellen Pilotanlagen im Osten Österreichs technisch entwickelt und bis 2023 in Betrieb genommen werden. Phase 3 beinhaltet die vollständige Realisierung des Vorhabens durch Erweiterung auf die volle Größe von 700.000 t CO2, womit die globale Skalierbarkeit der Technologie demonstriert werden kann. (jg)

Daten & Fakten zur Kunststoffproduktion und zu Plastikmüll

Bildergalerie 1 manu - fotolia.com
Weltweit werden jährlich über 330 Millionen Tonnen Kunststoffe (2016: 335 Mio. t) hergestellt (Angabe ohne Fasern aus PET, PA und PP). Seit Beginn der industriellen Kunststoffproduktion Anfang der 1950er Jahre wurden insgesamt rund 8,3 Mrd. Tonnen Plastik erzeugt.
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In Europa wurden 2016 rund 60 Mio. Tonnen Kunststoffe hergestellt - knapp ein Fünftel der globalen Produktion.
weltkarte
Die Hälfte der weltweit produzierten Kunststoffe (Thermoplaste und Polyurethane) kommt aus Asien, China ist der größte Produzent. Schade eigentlich, dass sich kein chinesischer Hersteller bislang an der "Alliance To End Plastic Waste" beteiligt. Daten: Plastics Europe,
Kunststoffeinsatz in Europa
Knapp 40 % der in Europa eingesetzten Primärkunststoffe werden für Verpackungen verwendet. Zweitgrößter Abnehmer ist die Bauindustrie (19,7 %), gefolgt von der Automobilindustrie (10 %). Daten: Plastics Europe,
Logo Recyclage Plastique
In Sachen Kunststoffrecycling gibt es auch in Europa noch viel zu tun. Obwohl die Deponiequote zwischen 2006 und 2016 von 13 auf 7 % gesunken ist, lag die Recyclingquote 2016 lediglich bei 31 %. 42 % werden energetisch genutzt.
hamburger hafen
90 % des Plastikmülls in den Ozeanen wird über 10 Flüsse eingetragen - davon liegen acht in Asien und zwei in Afrika. Der Ganges allein befördert jedes Jahr 1 Mrd. kg Plastik in den Ozean. (Angaben: Alliance to end plastic waste,

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