BASF und Vodafone starten 5G-Pilotprojekt in Schwarzheide
Der Chemiekonzern BASF hat am Standort Schwarzheide ein eigenes 5G-Campus-Netz in Betrieb genommen. Partner für die einjährige Testphase, in der die Potenziale für die Prozessindustrie ausgelotet werden sollen, ist der Mobilfunk-Konzern Vodafone.
Das Campus-Netz deckt am Standort Schwarzheide 40.000 m² ab.(Bild: Vodafone)
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Lokale Campus-Netze sollen schnellen Mobilfunk gezielt in Unternehmens- und Produktionsstandorte bringen. Sie stellen dabei eine Insellösung dar, sind also unabhängig vom öffentlichen Mobilfunknetz. Auch in Schwarzheide setzt man nun auf ein solches isoliertes 5G-Netz. „Nur so können wir selbst über den Ausbau und die Qualität des 5G-Netzes entscheiden sowie die Verfügbarkeit unserer Daten wahren“, erklärt Jürgen Fuchs, Vorsitzender der Geschäftsführung der BASF Schwarzheide.
Der Mobilfunkstandard 5G sei dabei eine „Sprunginnovation“. Gemeinsam mit Vodafone wolle man in dem Testprojekt nun herausfinden, wie sich die Technologie im anspruchsvollen Umfeld der Chemieproduktion bewährt. Fortschritte erhofft man sich dabei sowohl in der Produktion als auch in der Logistik.
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Neue Anwendungen wie Drohnen und Datenbrillen möglich
Die Reichweite der in Schwarzheide installierten Antenne deckt mehr als 40.000 m² ab. In diesem Werksteil sollen nun zukünftige Anwendungsfälle getestet werden, wie Assistenzsysteme für mobiles Arbeiten in der Anlage mittels Smartphone, Tablet oder Datenbrille, die Informationen wie Arbeitsanweisungen oder Konstruktionspläne direkt in das Blickfeld des Brillenträgers projizieren kann.
Sein 5G-Produkt für die Industrie, wie es in Schwarzheide zum Einsatz kommt, bietet Vodafone seit 2020 als modulares Baukastensystem an.(Bild: Vodafone)
Aber auch der Einsatz von Drohnen für Inspektionsflüge oder die Installation kabelloser Sensoren, die zum Beispiel Schwingungen, Temperatur oder Vibrationen messen, soll erprobt werden. Einen Nutzen verspricht sich das Chemieunternehmen vor allem für die Überwachung und Instandhaltung der Produktionsanlagen und die Optimierung der Produktionsprozesse.
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Geräte noch nicht überall für 5G bereit
Besondere Vorteile verspricht 5G dort, wo Maschinen miteinander kommunizieren, wo große Datenmengen nahezu in Echtzeit ausgetauscht werden und Latenzen minimal ausfallen müssen. Damit ist 5G in den Augen von BASF und Vodafone eine Schlüsseltechnologie für neue Automatisierungsanwendungen, den Einsatz von Robotern und die fortlaufende Digitalisierung von Produktionsanlagen.
Die Verfügbarkeit von 5G-fähigen Spezialgeräten stellt jedoch teils ein Problem dar. Längst nicht jeder Anwendungsfall, den die Experten in Schwarzheide identifiziert haben, kann bereits mit einem Gerät von der Stange umgesetzt werden. Auch hier soll das 5G-Testfeld den beteiligten Partnern die Chance eröffnen, Lösungen zu entwickeln, welche die Anwenderanforderungen erfüllen. Verschiedene Technologien sollen so in einem innovativen, industriell anspruchsvollen Umfeld weiterentwickelt werden.
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Industrie kann sich „digitalen Spitzenplatz sichern“
„Der Datenaustausch in Echtzeit macht Fabrikhallen effizienter, unterstützt bei gefährlichen Arbeiten und kann unserer Industrie einen digitalen Spitzenplatz sichern“, erklärte Hannes Ametsreiter, CEO von Vodafone Deutschland bei der Eröffnung des Campus-Netzes am 11. Januar. „Mit dem BASF-Produktionswerk Schwarzheide haben wir nun einen innovationsfreudigen Partner, mit dem wir gezielt maßgeschneiderte 5G-Anwendungen im Anlagen- und Prozessumfeld der Chemie-Branche testen und entwickeln können.“
Gemeinsam beim Teststart, v.l.n.r.: Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach, Jürgen Fuchs (BASF Schwarzheide) und Hannes Ametsreiter (Vodafone)
Über die Anwendungsfälle informierte sich direkt vor Ort auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach. Er freute sich dabei vor allem über die Auswahl des Standorts Schwarzheide für das Pilotprojekt. „Das Campus-Netz hier in der Lausitz ist ein weiteres Beispiel für den Umbau der Lausitz in eine High-Tech-Region, die nachhaltige und energieeffiziente Arbeitsplätze schafft und sichert“, so der Minister.
In Schwarzheide treibt BASF den Aufbau einer kompletten Wertschöpfungskette für Batteriematerialien voran, die unter anderem im wachsenden Markt der Elektromobilität zum Einsatz kommen sollen. So baut der Chemiekonzern neben einer Kathodenanlage auch an einer Prototypanlage für Batterierecycling, in der Kobalt, Lithium, Mangan und Nickel extrahiert werden sollen.
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Aktuelle Anlagenprojekte der Chemie in Bildern
Der Spezialchemie-Konzern Lanxess betreibt am Standort Krefeld-Uerdingen eine weitere Coperion-Gesamtanlage zur Herstellung von Polyamid 6, Polyamid 66 und Polybutylenterephthalat. Die Auslegung der Anlage ermöglicht zuvor unerreichte Durchsätze.Mehr zum Projekt.(Bild: Lanxess, Krefeld-Uerdingen )
Der Basischemikalien-Hersteller Nobian hat als erstes Unternehmen in Deutschland mit der Lieferung von grünem Wasserstoff aus einer Chlor-Alkali-Elektrolyse begonnen. Die Produktionsanlage steht im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen.Mehr zum Projekt.(Bild: Nobian)
Sinopec hat im Nordwesten Chinas mit dem Bau einer Anlage für grünen Wasserstoff begonnen. Mit einer jährlichen Produktion von 20.000 t soll es das weltweit größte Projekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff durch Photovoltaik sein.Mehr zum Projekt.(Bild: Sinopec)
Der Anlagenbauer Technip Energies hat im Konsortium Target Engineering einen Großauftrag für den Bau eines neuen Ethan-Crackers erhalten. Inwieweit der CO2-Fußabdruck der künftigen Anlage beim Auftrag eine Rolle spielt, bleibt im Ungefähren.Mehr zum Projekt.(Bild: Technip Energies)
Der Energiekonzern RWE und der japanische Turbinenhersteller Kawasaki wollen in Lingen eine der weltweit ersten wasserstofffähigen Gasturbinen im Industriemaßstab installieren. Obwohl wirtschaftlich fraglich, könnte das Projekt Flexibilität in der Energieversorgung bringen.Mehr zum Projekt.(Bild: RWE)
Der Anlagenbauer Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers hat von Air Products den Auftrag zur Lieferung einer Elektrolyseanlage mit einer Leistung von mehr als 2 Gigawatt erhalten. Es drüfte einer der weltweit größten Aufträge im Bereich Wasserstoff-Elektrolyse sein.Mehr zum Projekt.(Bild: Thyssenkrupp)
Der norwegische Düngemittelhersteller Yara soll der japanischen Sumitomo Chemical Co. sauberes Ammoniak liefern. Die beiden Unternehmen haben dazu eine Absichtserklärung unterzeichnet.Mehr zum Projekt.(Bild: Yara)
Linde Engineering wird den Betrieb der Steamcracker-Anlage des Petrochemie-Konzerns MOL in Ungarn digitalisieren, um dessen Energieeffizienz zu verbessern.Mehr zum Projekt.(Bild: Linde)