Mann rast auf Batterie durch die Luft

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  • Die Energiepreise haben 2022 weltweit neue Höhepunkte erreicht.
  • Regierungen, Industrie und Verbraucher setzen daher zunehmend auf Maßnahmen für mehr Energieeffizienz.
  • Laut dem jüngsten Marktbericht der IEA sind die Investitionen im vergangenen Jahr um 16 % gestiegen.

Die vorläufigen Daten des Reports „Energy Efficiency 2022“ der IEA deuten darauf hin, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2022 Energie um 2 % effizienter genutzt hat als noch im Vorjahr – eine Verbesserungsrate, die fast viermal so hoch ist wie in den vergangenen beiden von der Covid-Pandemie geprägten Jahren und immerhin fast doppelt so hoch im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren. Wenn diese Fortschritte in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden, könnte das Jahr 2022 „einen entscheidenden Wendepunkt für die Effizienz markieren“, so die Energieagentur. Noch reichen die Anstrengungen aber nicht aus: Die IEA geht davon aus, dass in den 2020er-Jahren die Effizienzsteigerungen im Durchschnitt etwa 4 % pro Jahr betragen müssten, um das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen.

Die effiziente Nutzung von Energie hat sich 2022 gebessert
Die effiziente Nutzung von Energie hat sich 2022 gebessert – für das Ziel von Netto-Null-Emissionen (NZE) bis 2050 sind aber weitere Anstrengungen nötig. (Bild: IEA)

Investitionen in Energieeffizienz steigen deutlich

Dass sich diese Hoffnung erfüllen könnte, darauf weist zumindest der Blick aufs Geld hin: Laut dem IEA-Bericht belaufen sich die weltweiten Investitionen in Maßnahmen für Energieeffizienz – inklusive der Renovierung von Gebäuden oder Verkehr – im Jahr 2022 auf nicht weniger als 560 Mrd. US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von 16 % gegenüber 2021.Die Studie verweist außerdem darauf, dass sich diese Anstrengun gen durchaus lohnen können. Die IEA berechnet, dass die IEA-Länder durch die seit 2000 ergriffenen Energieeffizienzmaßnahmen allein 2022 etwa 680 Mrd. US-Dollar eingespart haben – das entspricht etwa 15 % der gesamten Energieausgaben in diesem Jahr.

Ähnliche Entwicklung wie in den 70er-Jahren erwartet

Dass Energiekrisen zu mehr Aufmerksamkeit für Effizienzmaßnahmen führen können, hat die Vergangenheit gezeigt: „Die Ölschocks der 1970er-Jahre führten zu einer massiven Förderung der Energieeffizienz durch die Regierungen, was zu erheblichen Verbesserungen der Energieeffizienz von Autos, Geräten und Gebäuden führte“, erklärte Fatih Birol.

Auch in der heutigen Situation sieht der IEA-Exekutivdirektor Anzeichen dafür, dass der Energieeffizienz wieder mehr Bedeutung beigemessen wird. „Energie­effizienz ist für die Bewältigung der heutigen Krise von entscheidender Bedeutung, denn sie birgt ein enormes Potenzial, um die Herausforderungen der Bezahlbarkeit von Energie, der Energiesicherheit und des Klimawandels zu bewältigen“, so Birol. Eine effizientere Energienutzung sei die erste und beste Antwort auf die durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine weltweit ausgelöste Unsicherheit auf den Energiemärkten.

Während die Investitionen der Industrie zuletzt nur langsam anstiegen, müssen sie in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts deutlich anziehen.
Während die Investitionen der Industrie zuletzt nur langsam anstiegen, müssen sie in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts deutlich anziehen. (Bild: IEA)

Industriebranchen kommen nicht gleich schnell voran

Die größte Aufmerksamkeit für eine steigende Energieeffizienz verbucht dabei derzeit der Verkehrssektor – hier stiegen die Investitionen 2022 um ganze 47 %. In der Industrie fallen die Wachstumsraten deutlich geringer aus. Auch hier erwartet die IEA jedoch einen deutlichen Anstieg. Die Prognosen gehen im zurückhaltenden Szenario von einer Steigerung um fast 50 % von derzeit 24 Mrd. US-Dollar auf 33 Mrd. ab 2026 aus, im optimistischen Szenario sogar um 175 % auf jährlich 65 Mrd. Euro.

Dabei waren die einzelnen Industriebranchen in den vergangenen Jahren höchst unterschiedlich erfolgreich bei der Steigerung der Energieeffizienz: Gerade die weniger energieintensiven Branchen haben hier schneller Fortschritte gemacht als die Schwerindustrie. Von 2000 bis 2020 erzielten die Sektoren Textilien und Fahrzeugbau die größte Verbesserung der Energieintensität mit jeweils 47 %, gefolgt vom Maschinenbau mit 46 %. Die Lebensmittelherstellung schneidet dagegen im Vergleich schlecht ab, mit einer Verbesserung der Energieintensität von lediglich 6 % in diesem 20-Jahres-Zeitraum. Auffällig sind auch die Zeiträume: Die Chemieindustrie etwa, die im ersten Jahrzehnt mit einer Verbesserungsrate von jährlich fast 4 % noch zu den erfolgreichsten Branchen gehörte, erreichte zwischen 2010 und 2020 nur noch knapp 1 % pro Jahr.

Automobilbauer
Den größten Fortschritt bei der Energieeffizienz haben in den letzten 20 Jahren die Automobilbauer gemacht. (Bild: Rainer – stock.adobe.com)

Gerade hier sieht die IEA dann auch Gefahren für den Fortschritt der weltweiten Energieeffizienz. So habe die Covid-19-Pandemie zu einer Verlagerung hin zu energieintensiven Industrien und zu einer höheren Energienachfrage dieses Sektors geführt. Dies bremse die Effizienz-Fortschritte deutlich aus. Doch auch hier besteht laut der Studie Grund zur Zuversicht: Bei einer aktuellen Umfrage unter mehr als 2.000 Unternehmen weltweit gaben 97 % an, Energieeffizienzmaßnahmen zu planen oder bereits in diese zu investieren. 89 % wollen in den nächsten fünf Jahren ihre Investitionen in die Energieeffizienz erhöhen. Tragen diese Bemühungen Früchte, könnte das Krisenjahr 2022 in der Rückschau tatsächlich einen Wendepunkt für die Energieeffizienz markieren.

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