Industriepark bei Nacht, vom Fluss aus fotografiert

Viele Chemieparks liegen in der Nähe von Flüssen, um dort Kühlwasser entnehmen zu können. (Bild: Markus Gössing - Fotolia)

Neben Dürreperioden kann Trockenheit noch andere Ursachen haben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht neben Energieversorgern und der Metallindustrie auch Chemieparks als große Wasserverbraucher. Die Recherchen des BUND-Landesarbeitskreis (LAK) Wasser NRW haben ergeben, dass vor allem Grundwasser über Brunnensysteme und Flusswasser entnommen wird.

Die Arbeitskreis-Mitglieder haben bei den Bezirksregierungen Düsseldorf und Detmold Informationen aus dem Wasserbuch angefragt – in dieser Datenbank werden Wasserrechte und deren Inhaber erfasst. Aus den teilweise lückenhaften Antworten entwickelten die Arbeitskreis-Mitglieder eine interaktive Karte. Aus ihr geht hervor, wer wo welche Wassermengen entnehmen darf, also die Wasserrechte, die aber von den tatsächlichen Entnahmen abweichen können.

Drei Beispiele aus der Chemiebranche:

Angelika Horster vom LAK NRW meint: „Chemieunternehmen sind mitverantwortlich für die gravierenden Folgen an Wasser und Boden. Viele ihrer Wasserrechte laufen derzeit aus. Doch sie halten bei neuen Anträgen an ihren hohen Entnahmen fest. Mit gesetzlicher und politischer Rückendeckung werden weiterhin Gewinninteressen von Unternehmen über Umweltbelange gestellt.“

Einleitung von Schadstoffen in Gewässer

Das Wasser wird für die Produktionsprozesse und zu Kühlungszwecken verwendet. Teilweise verdunstet das Wasser, wird erwärmt und enthält Salze sowie andere Stoffe, wenn die Unternehmen es in Flüsse einleiten. Bei Hitze und Trockenheit nimmt die Schadstoffkonzentration zu. Ein Beispiel ist BASF in Schwarzheide in Brandenburg: Obwohl der Fluss „Schwarze Elster“ bereits Mitte Juni ausgetrocknet war, leitete das Unternehmen sein Abwasser weiter hinein.

Christoph Becker, LAK Wasser NRW: „Wir kritisieren die große Schadstoffbelastung der Natur durch Chemieunternehmen und andere Firmen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf durch die Betreiber, Politik und Behörden. Hinzu kommt, dass in Kläranlagen oft die vierten Reinigungsstufen für Mikroschadstoffe fehlen. Sauberes Süßwasser ist bald Mangelware, während das Leben in verunreinigten Gewässern erstickt.“

Bei ihren Wasserbuch-Anfragen stellten die drei Initiatoren fest, dass der behördlich gelieferte Datenbestand lückenhaft ist. Neben fehlenden oder anonymen Angaben finden sich Doppelungen und Mehrfachzuordnungen. Auch die Auskunftsfreudigkeit der kontaktierten Bezirksregierungen wich stark voneinander ab.

Birgit Lutzer, LAK Wasser NRW: „Im Kreis Gütersloh gibt es mehrere Chemieunternehmen. Doch genaue Informationen über die Wasserrechte fast aller Firmen hält die Bezirksregierung Detmold bislang unter Verschluss. Es gibt öffentlich zugängliche Wasserdatenbanken wie ELWAS, aber auch darin fehlen die Wasser-Entnahmerechte aus Industrie und Gewerbe. Unsere Karte ist ein Baustein, der für ganz Deutschland erstellt und eingesetzt werden sollte.“

Was fordert der BUND?

Nach seinen Recherchen fordert der Bund, dass alle Wasserentnahmen in öffentlich zugänglichen Datenbanken transparent dargestellt werden und die Wassersparpolitik auch auf die Chemieindustrie ausgeweitet wird. Zudem verlangt der Bund, dass die Genehmigungsbescheide an verringerte Fluswasserführung angepasst und die Anforderungen an erlaubte Stoffkonzentrationen erhöht werden.

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