Wasser

Wasser spielt eine wichtige Rolle im Getriebe der Industrie. (Bild: Shawn Hempel – AdobeStock)

  • Wasser kommt vielfältig zum Einsatz als Kühlwasser oder Transportmittel.
  • Die Dürren in den letzten Jahren haben dem Grundwasserspiegel in Deutschland zugesetzt.
  • Zukünftig muss die Wasserverteilung besser reglementiert werden, damit genug für alle da ist.

Wohl die meisten Deutschen haben irgendwo am Rande mitbekommen, dass ein sehr bekannter Elektroauto-Hersteller sich dafür entschieden hat, zukünftig große Mengen seiner Autos in unserem schönen Land zu produzieren. Genauer gesagt in Grünheide bei Brandenburg. Das Vorhaben erzeugte zum einen Freude über die Arbeitsplätze, zum anderen wurden Stimmen sowohl von Anwohnern als auch Umweltschützern laut: Denn „Giga Berlin“ wird inmitten eines Trinkwasserschutzgebietes gebaut. Laut dem ersten Bauantrag sollte die Fabrik rund 3,3 Mio. m3 Wasser pro Jahr verbrauchen. Das wären etwa 372 m3/h gewesen. Kritikern wie der Bürgerinitiative Grünheide ist das zu viel.

Und das vielleicht zu Recht, denn der lokale Wasserverband Strausberg-Erkner hatte bereits im April 2022 die erlaubte Wassermenge pro Tag für Privatpersonen rationiert. Private Haushalte, die im Verbandsgebiet einen neuen Wasseranschluss beantragen, dürfen lediglich 105 l/d verbrauchen. Der in Deutschland übliche Verbrauch liegt bei 127 l/d. Diese Rationierung fand vor dem Dürresommer 2022 statt.

Die Planungen von Tesla wurden daraufhin drastisch gekappt, nun sollen pro Jahr noch knapp 1,4 Mio. m3 Wasser zu Buche stehen – so steht es in den Genehmigungsunterlagen. Das entspricht etwa so viel, wie eine Stadt mit 30.000 bis 40.000 Einwohnern jährlich verbraucht. Allerdings, das sei erwähnt, sollen in Musks Gigafactory spezielle Wasserspartechnologien zum Einsatz kommen. Diese würden laut Tesla dafür sorgen, dass auch das zusätzliche Batteriezellenwerk den Wasserverbrauch nicht weiter in die Höhe schraubt.

Umweltschützer und Anwohner befürchten jedoch, dass es nicht bei den 1,4 Mio. m3 Wasserentnahme bleibt. Denn nach und nach kommen Meldungen, dass Tesla weitere Flächen in Grünheide bebauen will. Das Projekt Grünheide des Elektroautobauers zeigt: Wasser ist ein Reizthema im notorisch trockenen Brandenburg. Meldungen über Waldbrände und Bewässerungsverbote für Gärten wurden in den vergangenen Jahren fast zum Alltag in der Region. Nach den Dürrejahren 2018 bis 2020 folgt 2022 erneut ein Jahr mit extrem geringen Niederschlägen.

Rhein in Düsseldorf
So wie hier am Rhein in Düsseldorf sahen im Sommer 2022 viele Flüsse aus. (Bild: Thomas Bethge – AdobeStock)

Wer benötigt wie viel Wasser?

Die Befürchtungen über einen sich verschärfenden Wassermangel – nicht nur in Brandenburg – kommen nicht von ungefähr: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verbrauchen private Haushalte lediglich 11 % des benötigten Wassers. Der Rest wird von Energieversorgern, dem verarbeitenden Gewerbe, Ver- und Entsorgern sowie Landwirtschaft und Bergbau genutzt.

Insgesamt kamen dadurch im Jahr 2016 genau 28.615 Mrd. m3 Wasser zustande. Das sind die aktuellsten Zahlen, die das Statistische Bundesamt zur Verfügung stellt.
Das verarbeitende Gewerbe allein ist für etwa 16 % des jährlichen Wasserverbrauchs verantwortlich. Allerdings benötigen die einzelnen Produktionsbereiche unterschiedlich viel Wasser. Spitzenreiter im Verbrauch ist die chemische Industrie mit etwa 58 % der gesamten Wassernutzung des verarbeitenden Gewerbes. Das entspricht rund 2,6 Mrd. m3. Dahinter folgen die Metall-, die Nahrungsmittel- sowie die Papierindustrie.

Industriewasser 02/2022
(Bild: Martina – Adobestock)

Was macht die Industrie mit all dem Wasser und wer sind die Wasserschlucker der Industrie?

Antworten dazu liefert unsere Sonderausgabe industrieWASSER.

Wasser als Transportmittel

Wasser dient in Deutschland jedoch nicht nur als Rohstoff und Verbrauchsstoff. Die Dürren in den letzten Jahren haben gezeigt, wie abhängig beispielsweise die Binnenschifffahrt hierzulande von vollen Flüssen und damit Regenwasser ist. Immerhin beträgt der Anteil der Binnenschifffahrt am Güterverkehr Deutschlands noch rund 7,3 %.

So wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts von Januar bis Mai 2022 insgesamt 82,4 Mio. t Güter auf deutschen Binnenwasserstraßen transportiert – allein 86,3 % davon also 71,1 Mio. t ganz oder teilweise auf dem Rhein. Der Rhein hatte jedoch Anfang August 2022 vielerorts einen Pegelstand von unter einem Meter – normalerweise sollte er um diese Jahreszeit etwa zwei Meter tief sein. Ein niedriger Pegelstand hat zur Folge, dass viele Schiffe nicht so schwer beladen werden, damit sie nicht zu tief im Wasser liegen. Dadurch muss dieselbe Menge Güter auf mehreren Schiffen transportiert werden. Das steigert die Transport-, Logistik- und Treibstoffkosten und führt zu Konkurrenz um die geschmälerte Fahrrinne.

Eine der wichtigsten Gütergruppen, die von Januar bis Mai 2022 mit Binnenschiffen befördert wurde, war mit 11,6 Mio. Tonnen Kohle aus dem Ausland. Es wurde 29,7 % mehr Kohle, als im Vorjahreszeitraum befördert. Da Kohlekraftwerke aufgrund der reduzierten russischen Gaslieferungen und der Sicherstellung der Energieversorgung infolge des Kriegs in der Ukraine wieder hochgefahren wurden, stieg auch der Bedarf nach Kohle.

Teslafabrik in Grünheide
Umweltschützer befürchten, dass die bisherige Fläche der Teslafabrik in Grünheide erweitert wird. (Bild: KarachoBerlin – AdobeStock)

Wasserstrategie Deutschland

Doch Flüsse sind nicht nur zum Gütertransport da, viele Unternehmen in Deutschland beziehen 70,2 % des Wassers, welches sie zur Kühlung ihrer Anlagen oder für die Produktion benötigen, aus Flüssen, Seen und Talsperren. Weitere 12,8 % stammen aus dem Grundwasser. All diese Quellen werden durch Niederschläge gespeist. Doch die Regenmengen in den letzten Jahren nehmen einerseits ab und andererseits kommt, wenn es Niederschlag gibt, dieser häufig als Starkregen runter.

Diese großen Wassermengen kann der Boden nicht so schnell aufnehmen, weshalb nach einem solchen Niederschlag zwar Flüsse und Seen sich füllen, aber das Grundwasser nicht ansteigt. Das könnte langfristig nicht nur für Unternehmen, sondern auch für die Trinkwasserversorgung in Deutschland ein Problem werden. Im März 2022 beispielsweise fielen in Deutschland mit 15l/m2 nur 27 % des Sollwertes für diesen Monat. Im Juni 2022 waren es noch immer 25 % unter dem Sollwert und der meiste Niederschlag fiel wie im Mai 2022 als Starkregen.

Da die Niederschlagssituation und die Dürresommer langfristig eher schlechter als besser werden, hat das Bundesumweltministerium 2021 eine Nationale Wasserstrategie vorgestellt. Diese soll die natürlichen Wasserreserven Deutschlands sichern, Vorsorge gegen Wasserknappheit leisten, Nutzungskonflikten vorbeugen sowie den Zustand der Gewässer und die Wasserqualität verbessern. Der Entwurf der Strategie wird aktuell in den Ressorts und den Ländern beraten – Anfang 2023 ist ein Kabinettsbeschluss angestrebt.

Die Wasserentnahme sowohl von Privathaushalten als auch der Industrie ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Denn in der Industrie ist die Wasserkreislaufführung effizienter geworden und Kühlwasser für Kraftwerke wurde reduziert. Trotzdem kann immer noch mehr getan werden. Und da die Industrie durch ihren hohen Ressourcenverbrauch einen starken Einfluss hat, zahlen unternehmerische Klimaziele langfristig auch in das Wasserthema ein. Denn der Klimawandel ist einer der großen Treiber des beginnenden Wassermangels.

Sie möchten gerne weiterlesen?