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Vollmundige Versprechungen sind oft der Ausgangspunkt neuer Technologien: Was wird uns die komplett digitalisierte Produktion nicht alles ermöglichen – mehr Informationen, weniger Handarbeit.; mehr Geschäft und weniger Ausschuss – um nur einige wenige Segnungen der Industrie 4.0 zu nennen. 2014 als „vierte industrielle Revolution“ ausgerufen, wurde der Begriff relativ schnell omnipräsent. Was folgte, waren zahlreiche Enttäuschungen, weil der Weg bis zum produktiven Nutzen steinig und mit unangenehmen Detailfragen gepflastert ist. Doch Lehrgeld zu zahlen, um dann im Tal der Enttäuschung die Brocken hinzuwerfen, greift zu kurz. Denn: Wie bei den meisten Technologieentwicklungen ist dieser Verlauf ganz normal – um den Nutzen zu ernten, ist Durchhaltewillen gefragt. „Wir neigen dazu, die kurzfristige Wirkung einer Technologie zu überschätzen und die langfristige zu unterschätzen“, brachte dies der amerikanische Zukunftsforscher Roy Amara auf den Punkt.
Neue Anlagenbauprojekte im September 2020:

Air Liquide China will rund 60 Mio. Euro in den Bau einer Luftzerlegungsanlage im Wirtschaftsbezirk Lingang in der Freihandelszone Hafen von Tianjin investieren. Mit einer Sauerstoffproduktionskapazität von mehr als 2.000 t/d soll die Anlage das Wachstum der Chemie- und Stahlindustrie im Tianjin-Becken unterstützen.
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Bild: Air Liquide

Siemens Smart Infrastructure und Wun H2 haben einen Vertrag zum Bau einer der größten Wasserstoff-Erzeugungsanlagen Deutschlands unterzeichnet. Die Anlage soll in der ersten Ausbauphase über 900 t/a Wasserstoff ausschließlich mit erneuerbaren Energien produzieren.
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Bild: Siemens

Evonik und Siemens Energy haben eine Versuchsanlage in Betrieb genommen, die Kohlendioxid und Wasser zur Herstellung von Chemikalien nutzt. Die notwendige Energie liefert Strom aus erneuerbaren Quellen.
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Bild: Rheticus

Der Spezialchemie-Konzern Clariant will in China eine neue, hochmoderne Produktionsstätte für Katalysatoren bauen. Mit der Investition will das Unternehmen seine Position in China stärken und die petrochemische Industrie des Landes unterstützen.
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Bild: Clariant

Thyssenkrupp hat im Anlagenbau einen weiteren Auftrag für den Bau einer Biokunststoff-Anlage auf Basis seiner Planeo-Technologie gewonnen. Die Anlage soll im Süden Chinas entstehen und ab Herbst 2021 30.000 t/a des kompostierbaren Kunststoffes Polylactid (PLA) produzieren.
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Bild: Thyssenkrupp Industrial Solutions

Lanxess sieht in der starken Nachfrage nach Desinfektionsmitteln einen langfristigen Trend. Daher plant der Spezialchemie-Konzern seine Produktionskapazitäten für den Wirkstoff Monopersulfat um rund 50 % auszubauen.
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Bild: Lanxess

Der Industriegaskonzern Air Liquide hat mit dem südafrikanischen Ölkonzern Sasol einen Kaufvertrag über den Erwerb der weltweit größten Sauerstoff-Produktionsstätte in Secunda, Südafrika, abgeschlossen. Der neue Betreiber will außerdem die CO2-Emissionen des Standorts um 30 % senken.
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Bild: Air Liquide

Das Chemieunternehmen Münzing investiert 35 Mio. Euro in eine neue Produktionsanlage für Wachs- und Polymeremulsionen. Beauftragt mit der Generalplanung des Projekts im Chemie- und Industriepark Zeitz ist der Anlagenbauer Pörner Grimma.
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Bild: Pörner

Der französische Suez-Konzern will gemeinsam mit der kanadischen Loop Industries eine Kunststoff-Recyclinganlage errichten. Die Anlage soll PET-Abfälle verarbeiten und in Europa gebaut werden.
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Bild: Suez

Der Technologiekonzern ABB und das auf Wasserstoff-Technologie spezialisierte Unternehmen Hydrogen Optimized haben eine Absichtserklärung zur Entwicklung von wirtschaftlich rentablen Anlagen für grünem Wasserstoff unterzeichnet.
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Bild: ABB

Der Klebstoffhersteller Dymax hat seinen Standort in Wiesbaden erweitert. Das Unternehmen ist auf die Produktion von UV-lichthärtenden Materialien, Aushärtungs- und Dosiersystemen spezialisiert.
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Bild: OrpheusXL – Fotolia

Der Chemiekonzern Lyondellbasell hat am Standort Ferrara, Italien, seine Moretec-Anlage für molekulares Recycling in Betrieb genommen. Damit will das Unternehmen Plastik aus Haushaltsabfällen in seine molekulare Form überführen und so als Ausgangsmaterial für neue Kunststoffe nutzen.
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Bild: Lyondellbasell

Der Industriegas-Konzern Air Liquide hat eine langfristige Liefervereinbarung mit der Eastman Chemical Company zur Bereitstellung von zusätzlichem gasförmigem Sauerstoff, Stickstoff und Synthesegas geschlossen. Der Konzern wird mehr als 160 Mio. US-Dollar investieren, um den Eastman-Standort Longview, Texas, zu unterstützen.
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Bild: Air Liquide

Um die Förderdauer von Ölfeldern zu verlängern und die Ausbeute zu steigern, werden Polymere in das Bohrloch injiziert. Die BASF hat nun in Argentinien ein Projekt abgeschlossen, bei dem die eigene EOR-Technologie zum Einsatz kommt.
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Bild: BASF

Der Spezialchemie-Konzern Lanxess will sein modulares Anlagenkonzept Reel kommerzialisieren. Zur Fertigung der containergroßen Produktionsmodule hat das Unternehmen mit der Schweizer Hüni AG eine Zusammenarbeit für erste gemeinsame Kundenprojekte vereinbart.
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Bild: Lanxess
„Wir neigen dazu, die kurzfristige Wirkung einer Technologie zu überschätzen und die langfristige zu unterschätzen“
Beschrieben wird der Verlauf, den neue Technologien von der Idee bis zur produktiven Umsetzung nehmen, im Hype-Zyklus des Beratungsunternehmens Gartner. Die Aufmerksamkeit für ein neues Thema wird dabei über der Zeit aufgetragen und in fünf Abschnitte eingeteilt:

Hype-Zyklus für Technologien, die in der Fertigungsindustrie genutzt werden nach Einschätzung des Gartner-Instituts im Juli 2017. Einige der damals genannten Technologien haben inzwischen das Plateu der Produktivität erreicht. Grafik: CHEMIE TECHNIK, Quelle: Gartner
Ausgangspunkt ist ein technologischer Auslöser oder Durchbruch. Der Enthusiasmus dazu steigt in der zweiten Phase, erste Erfolge werden in der Öffentlichkeit „gehypt“ bis der „Gipfel der überzogenen Erwartungen“ erreicht ist. Und weil die Technologie diese nicht erfüllen kann, folgt das Tal der Enttäuschungen – das Thema ebbt in der Berichterstattung ab. Realistische Einschätzungen der Grenzen und des Nutzens einer Technologie führen, so Gartner, schließlich auf den „Pfad der Erleuchtung“, der dann auf das „Plateau der Produktivität“ führt.
Über die Systematik und grafische Darstellung der Hype-Zyklen lassen sich also sowohl die Akzeptanz von Technologien als auch deren Reifegrad ermitteln. Sie bietet schließlich eine Entscheidungsgrundlage dafür, ob und wann es sich einzusteigen lohnt. Interessante Erkenntnisse liefern dabei nicht nur die aktuellen Einschätzungen, wie sie von Gartner regelmäßig veröffentlicht werden, sondern auch die Retrospektive. Für Technologie-Innovationen zum Einsatz in produzierenden Unternehmen hat das Beratungsunternehmen beispielsweise im Juli 2017 die damals aktuellen Einschätzungen veröffentlicht. Die Grafik verortet die Technologien nicht nur im Hype-Zyklus, sondern schätzt zudem auch die Zeit bis zur produktiven Umsetzung ein.
Wichtig zu wissen: In der Prozessindustrie gehen die Uhren in der Regel langsamer als in der diskreten Fertigung. Und weil dies so ist, können Technologen und Ingenieure Entwicklungen in der Fertigungsindustrie verfolgen und aus Fehlern und Enttäuschungen lernen. Oder sogar Abkürzungen nehmen, wie das Beispiel im Textkasten zeigt.

Auf dem virtuellen Kongress IT meets Industry entwarf Martin Schwibach, BASF, im Hinblick auf die Cloudifizierung der Prozessindustrie das Bild der „Schwibach-Tunnel-Brücke“. Bild: Namur
Namur will bei Cloudifizierung die Abkürzung nehmen
Wo steht die Industrie und insbesondere die Prozessindustrie bei der Nutzung von Cloud-Technologien? Diese Frage stand im Vordergrund eines prominent besetzten Diskussionspanels, das von der CT-Redaktion auf dem virtuellen Kongress IT meets Industry im September moderiert wurde. Nils Herzberg (SAP), Plamen Kiradjiev (IBM), Thorsten Pötter (Samson), Martin Schwibach (BASF/Namur) und Felix Hanisch (Bayer/Namur) tauschten nicht nur Argumente für eine Cloudifizierung der Industrie aus, sondern versuchten sich auch an einer Standortbestimmung im Hype-Zyklus. In der Podiumsdiskussion prägte Martin Schwibach die „Schwibach-Tunnel-Brücke“, mit der die Namur durch die gute Arbeit aller Mitwirkenden im Hype-Cycle sowohl den „Gipfel der überzogenen Erwartungen“ tunnelt wie auch das „Tal der Enttäuschungen“ überbrückt und direkt auf den „Pfad der Erleuchtung“ bringt.
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