Dieser Deal könnte die Industriepark-Landschaft in Deutschland nachhaltig verändern: Wie Handelsblatt und Frankfurter Allgemeine übereinstimmend berichten, steht die Betreibergesellschaft des Industrieparks Höchst, Infraserv Höchst, vor dem Verkauf. Das Handelsblatt berichtet unter Berufung auf "mehrere mit der Angelegenheit betraute Personen" dass die Deutsche Bank beauftragt worden sei, einen Käufer für das Unternehmen zu finden. Das Finanzportal finanzen.net schätzt den möglichen Verkaufspreis auf 2 bis 2,3 Mrd. Euro und nennt als potenzielle Käufer die Unternehme Macquarie, KKR und First Sentier.
Die australische Beteiligungsgesellschaft Macquarie hatte 2019 bereits den Chempark-Betreiber Currenta geschluckt (siehe CT-Bericht und Analyse vom August 2019). Infraserv Höchst gehört mehrheitlich den Chemie- und Pharmakonzernen Celanese, Clariant und Sanofi und betreibt in Frankfurt den 460 Hektar großen Chemie- und Pharmastandort, an dem rund 22.000 Mitarbeiter in über 90 Unternehmen beschäftigt sind.
Interessant ist der Vorgang auch deshalb, weil mit Infraserv Höchst auch zahlreiche andere Chemieparks in Deutschland verflochten sind. So agiert die Infraserv Verwaltungs GmbH - eine Tochtergesellschaft der Celanese - auch als Komplementär der Infraserv Gendorf - Betreiber des Standorts im bayrischen Burgkirchen, sowie Eigentümer der Infraserv Knapsack (heute Yncoris) - Betreiber des Chemieparks Knapsack, Hürth und der Infraserv Wiesbaden. Infraserv Höchst betreibt neben dem Standort in Frankfurt auch den Industriepark in Griesheim sowie im rheinländischen Monheim.
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Eigentümerwechsel bei Chemieparks nimmt Fahrt auf
Zuletzt hat sich in der Eigentümerfrage bei Chemieparks einiges getan. Im August 2021 hatte Gelsenwasser den Pharma-Standorteigner Infrareal übernommen. Infrareal ist die Mutter der Pharmaserv, einem Dienstleister der Pharmastandorte in Marburg und Jena betreibt. Neben Gelsenwasser gehört auch der Infrastruktur-Investor Swiss Life Asset Managers zu den neuen Eignern der Pharmastandorte. Über die Transaktion hatten wir hier berichtet.
Gelsenwasser ist in der Industriepark-Szene kein Unbekannter. Das Unternehmen machte bereits 2013 durch die Übernahme des Chemiepark Bitterfeld von sich reden. Damals hatte das Unternehmen 94 % der Anteile an der P-D Chemiepark Bitterfeld Wolfen, der Betreibergesellschaft des Chemieparks, erworben (siehe CT-Bericht).
Ein weiterer Player, der in der jüngsten Vergangenheit mit Standortübernahmen Schlagzeilen gemacht hat, ist der Energiedienstleister Getec aus Magdeburg. Das Unternehmnen hatte 2016 von Nuon den niederländischen Industriepark Emmtec (Emmen) übernommen, ein 115 Hektar großes Areal auf dem sich vor allem Betreiber mit dem Schwerpunkt (Bio-)Polymere angesiedelt haben (siehe Pressemeldung).
Im November 2018 hatte Getec zudem im Schweizer Muttenz die Standorte Infrapark Baselland (ehem. Clariant) und Schweizerhalle (Novartis) übernommen (siehe CT-Meldung). Im Frühjahr 2020 wurden die beiden Chemieparks schließlich zum Getec Park Swiss verschmolzen (wir berichteten).