Mira – so die Kurzform von Macquarie Infrastructure and Real Assets ist außerhalb von Australien wahrscheinlich nur institutionellen Anlegern wirklich ein Begriff. Das Tochterunternehmen eines australischen Finanzkonzerns gehört in Sachen Infrastruktur jedoch zu den ganz Großen: Die Macquarie Group managt Assets im Wert von 335 Milliarden Euro. Daneben nehmen sich die 3,5 Mrd. Euro, die der Currenta-Deal umfasst, fast schon bescheiden aus.
Doch für die europäische Tochter Mira ist die Currenta-Übernahme ein tüchtiger Schluck aus der Pulle: Die fünf von Mira betriebenen Infrastruktur-Fonds hatten vor dem Deal einen Gesamtwert von rund 14 Mrd. Euro, ein sechster ist derzeit am Entstehen. Das Unternehmen machte in der jüngeren Vergangenheit vor allem mit den Übernahmen des Heizkosten-Abrechners Techem, des britischen Wasserversorgers Thames Water und des Gasespezialisten Thyssengas von sich Reden. Dass Mira und deren Fonds der breiten Öffentlichkeit bislang kaum bekannt sind, liegt auch daran, dass sich diese vor allem an institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds wenden.
Lanxess überrascht mit Komplett-Verkauf
Deshalb kam die Meldung vom 6. August für viele eher überraschend, dass Bayer und Lanxess ihre Anteile (60 bzw. 40 %) an den Investor mit australischen Wurzeln verkaufen. Und auch die Tatsache, dass nicht nur Bayer, sondern auch Lanxess seine Beteiligung an Currenta komplett abstoßen will, verblüffte. Während Bayer bereits Ende 2018 sein Engagement beim Betreiber der Chempark-Standorte Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen zur Disposition stellte, hatte Lanxess-CEO Matthias Zachert noch im Mai 2019 auf der Hauptversammlung das Interesse an der strategischen Ausrichtung des Standortdienstleisters erklärt und dem Verkauf der Anteile eine Absage erteilt. Lanxess ist neben dem Kunststoffhersteller Covestro der größte Kunde von Currenta.
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Medienberichten zufolge hätte Bayer seinen 60-Prozent-Anteil gerne auch an Covestro verkauft, doch dies sei an unterschiedlichen Auffassungen zur Bewertung des Standortdienstleisters gescheitert. Der Anteil von Bayer an der Currenta hat einen Eigenkapitalwert von rund 1,17 Milliarden Euro (nach Abzug von Nettofinanzverschuldung und Pensionsverpflichtungen). Zusätzlich will Bayer Liegenschaften und Infrastruktur im Wert von 180 Millionen Euro an die Currenta-Gruppe verkaufen und die Transaktionen noch in diesem Jahr abschließen.
Lanxess will Mira in der Übergangsphase operativ unterstützen und daher seine Beteiligung an Currenta noch bis Ende April 2020 halten. Der von Lanxess gehaltene 40-Prozent-Anteil wird mit einem Eigenkapitalwert (nach Abzug von Netto-Schulden und Pensionen) von rund 780 Millionen Euro vor Steuern bewertet. Zusätzlich erhält Lanxess eine Gewinnbeteiligung bis zum Abschluss des Verkaufs.
Currenta wird mittelfristig wieder weitergereicht werden
Beide Unternehmen betonten in der Pressemeldung zum Verkauf die langfristige Zusammenarbeit mit Currenta. Bayer habe sich mit Mira auf langfristige Dienstleistungs- und Versorgungsverträge geeinigt, Lanxess nannte konkret 10 Jahre Laufzeit auf die man sich mit Mira für Dienstleistungs- und Versorgungsverträge für die drei Chempark-Standorte verständigt habe. Die Zahl kommt nicht von ungefähr: viel länger wird Currenta wahrscheinlich nicht Teil des Mira-Portfolios sein.
Interessant ist hier ein Blick auf die Struktur der Mira-Fonds: Der Currenta-Deal soll in den Macquarie European Infrastructure Funds MEIF5 und 6 abgebildet werden. Dies könnte auf eine spätere Aufspaltung der Currenta-Gruppe hindeuten. MEIF5 wurde im September 2016 aufgelegt, MEIF6 erst 2019. Auf Rückfrage der Redaktion bestätigte Macquarie, dass das Unternehmen die in den Fonds enthaltenen Beteiligungen zum Ende der Laufzeit wieder abstößt. Und diese liegt zwischen 12 und maximal 14 Jahren.
(as)
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Unternehmen
CURRENTA GmbH & Co. OHG
CHEMPARK Ansiedlungen & Projekte, Geb. E1
51368 Leverkusen
Germany