Chemieanlage

(Bild: Maksym Yemelyanov – AdobeStock)

  • Die Preise für Gewerke im Chemieanlagenbau haben im 1. Halbjahr 2022 stark zugelegt.
  • Insbesondere Baugewerke sind sehr teuer geworden.
  • Insgesamt steht für 2022 bei Chemieanlagen bereits ein Plus von 6 %.
PCD
(Bild: Daten: Destatis, Grafiken: CHEMIE TECHNIK)

Sind EPC-Verträge nach dem Festpreismodell „Lump Sum Turnkey“ tot? Diese Frage wurde auf dem 8. Engineering Summit im Juli diskutiert. Denn die Preisentwicklung im Anlagenbau ist in jüngster Zeit kaum noch kalkulierbar. Angebote für Material wie Stahl oder Aluminium gelten zum Teil nur noch wenige Minuten – so volatil sind die Entwicklungen inzwischen. Das wirft eine ganze Reihe von Fragen auf: Selbst mit Preisgleitklauseln wird es immer schwieriger, Projekte wirtschaftlich zu kalkulieren: entweder für den Anbietenden oder für den Investierenden. Denn beim Bau von Chemieanlagen liegen zwischen Angebot und Fertigstellung in der Regel mehrere Jahre. Wird die Kalkulation zum Schluss massiv überschritten, geht der für die Investitionsentscheidung zugrunde liegende Businesscase nicht mehr auf.

Dramatische Preissteigerungen im ersten Halbjahr

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(Bild: Daten: Destatis, Grafiken: CHEMIE TECHNIK)

Die Entwicklung lässt sich inzwischen auch am Preisindex für Chemieanlagen Deutschland (PCD) ablesen. Noch nie hatten wir in der inzwischen über 20-jährigen Geschichte unseres Chemieanlagen-Preisindex so dramatische Preissteigerungen zu verzeichnen wie im ersten Halbjahr 2022. Von den 39 Gewerken, aus denen sich der PCD zusammensetzt, haben sich insgesamt 19 Gewerke gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2021 zweistellig verteuert. Am heftigsten hat sich der Stahlpreis bei Rohrleitungen ausgewirkt: Gegenüber dem Durchschnitt 2021 sind Rohrleitungen bis Ende Q2/2022 um 36 % teurer geworden. An zweiter Stelle steht auch im zweiten Quartal 22 wieder die Bautechnik, die sich seit Jahresende um 14 % verteuert hat. Auch dort schlägt der Stahlpreis zu Buche: Stahlbauarbeiten haben sich um
17 % verteuert, Rohrbrücken um 16 %.

Stahlpreis treibt auch Apparatepreise

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(Bild: Daten: Destatis, Grafiken: CHEMIE TECHNIK)

Durch die enorm gestiegenen Stahlpreise haben sich auch Apparate und Maschinen zum Teil deutlich verteuert. Darunter Rührbehälter, Zentrifugen, Mühlen und Wärmeübertrager. Signifikant ist zudem der Unterschied zwischen Hardware und Dienstleistungen – besonders deutlich wird das bei einem genaueren Blick auf das Sammelgewerk Montageleistungen: Darin sind Gerüste und Montagehilfen auf der Hardware-Seite und die Dienstleistungen „verfahrenstechnische Montage“ sowie „E&I-Montage“ zusammengefasst. Und die Dienstleistungen haben sich mit 3 bzw. 2 % gegenüber Ende 2021 kaum verteuert, dagegen sind Montagehilfen und Gerüste um 21 % teurer geworden.
Dass der Gesamtindex PCD seit Jahresanfang lediglich um 6 % zugelegt hat, liegt vor allem am dämpfenden Effekt des Index-Schwergewichts Ingenieurleistungen. Diese haben sich im ersten Quartal um lediglich 1 % verteuert. Dennoch ist ein Plus von 6 % für Chemieanlagen alleine im ersten Halbjahr ein deutliches (Alarm-)Signal.
Detaillierte Daten und die grafische Analyse können bei uns gegen Rechnung angefordert werden. Anfragen und Bestellungen an: susanne.berger@huethig.de.

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