Transformation zur Klimaneutralität im Chemiepark

Infraserv Gendorf und E.on errichten Biomasse-Heizkraftwerk

Im Chemiepark Gendorf soll ein Biomasse-Heizkraftwerk entstehen. Betrieben und gebaut wird das Projekt vom Standortbetreiber Infraserv Gendorf und dem Energieversorger E.on.

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Standort für das geplante Biomasse-Heizkraftwerk
Als Standort für das geplante Biomasse-Heizkraftwerk ist eine Chemiepark-Fläche im Osten des Chemieparks vorgesehen.

Dafür haben die beiden Partner eine Projektgesellschaft gegründet. Das Biomasse-Heizkraftwerk soll einen erheblichen Teil der Leistung des bestehenden Gaskraftwerks im Chemiepark ersetzen und den Standort auf dem Weg zur Klimaneutralität deutlich voranbringen. So ließe sich nach Inbetriebnahme des Kraftwerks die Leistung des Gaskraftwerks auf etwa die Hälfte des heutigen Niveaus herunterfahren.

Erste Pläne von Infraserv Gendorf und E.on sehen für das Kraftwerk eine elektrische Leistung von 20 MW sowie einer thermische Feuerungsleistung von 90 MW vor. Das Kraftwerk könnte damit rund 50 % des Dampfbedarfs im Chemiepark abdecken und etwa 130.000 MWh klimaneutralen Strom in das öffentliche Netz einspeisen. Rechnerisch ließe sich damit der Jahresbedarf von rund 40.000 Haushalten decken.

Investition für Klimaneutralität

„Es braucht jetzt mutige Schritte, um den Treibhausgasausstoß zu senken und unabhängiger von Erdgas zu werden”, sagte Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter von Infraserv Gendorf. „Mit dieser Investition wollen wir die Transformation des Chemieparks und der gesamten Region Richtung Klimaneutralität vorantreiben.” Durch das Herunterfahren des Gaskraftwerks würden die CO2-Emissionen im Vergleich zu heute um rund 45 % sinken. Zum Vergleich: Die eingesparten 96.000 t CO2 pro Jahr entsprechen dem Jahresausstoß von rund 18.000 Haushalten in Deutschland.

Der Energiebedarf des Biomasse-Heizkraftwerks soll weitestgehend durch regionales Frischholz aus der Landschaftspflege und Restholz aus der Forstwirtschaft gedeckt werden. „Wir setzen bewusst auf kurze Transportwege und Reststoffe, die nicht mehr anderweitig verwertet werden können”, erklärte Dr. Christoph von Reden. „Es geht um Holzreste, wie sie zum Beispiel beim Grünschnitt entlang von Straßen und Schienen oder in Gemeinden anfallen. Unsere Sondierung hat ergeben, dass in unserer ländlich geprägten Region genügend solcher Holzreste anfallen, um damit das Biomassekraftwerk zu betreiben.” Da die Vegetation kontinuierlich nachwächst und dabei genauso viel CO2 aus der Luft aufnimmt wie das Kraftwerk beim Verbrennen ausstößt, arbeitet das Biomassekraftwerk klimaneutral.

Konzeptstudie als Basis

„Wir haben im Rahmen einer Konzeptstudie gut ein Jahr lang alle Optionen untersucht, wie wir die Energieversorgung des Chemieparks klimaneutral umgestalten können”, erklärte Dr. Christoph von Reden. „Das Ergebnis fiel deutlich aus: Eine klimaneutrale stabile und wirtschaftliche Versorgung mit Dampf ist auf absehbare Zeit nur mit Biomasse möglich.” Derzeit bespricht Infraserv Gendorf die Pläne für das Biomasse-Heizkraftwerk mit Vertretern aus den umliegenden Gemeinden, Politik, Behörden und Naturschutzverbänden in der Region. Ein nächster Meilenstein soll dann der Start eines behördlichen Genehmigungsverfahrens unter Beteiligung der Öffentlichkeit sein. Zusätzlich muss nach Erteilung einer Baugenehmigung noch die Bundesnetzagentur das Projekt bewilligen und die EU-Kommission die kartellrechtliche Freigabe erteilen.

Noch steht die Umsetzung damit unter Vorbehalt: Auch unternehmensintern müssten, so ISG-Geschäftsleiter von Reden, noch final ausstehende Investitionsentscheidungen getroffen werden. Allerdings wolle man auch aufgrund der Verschärfung der Gaskrise keine Zeit verlieren, und treibe deshalb die Planungen voran.

Manfred Wirsing, Geschäftsführer der E.on Energy Projects: „Gemeinsam mit InfraServ Gendorf werden wir zeigen, dass die Anlage zu einer wirtschaftlichen und verlässlichen sowie klimafreundlichen Energieversorgung eines energieintensiven Chemieparks beitragen kann. Hierfür werden wir unsere gesamte Erfahrung aus bereits umgesetzten Projekten und eine ausgereifte Technik in die Partnerschaft einbringen.“

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