Gründung einer neuen Tochtergesellschaft

BASF stellt Grünstrom-Versorgung auf eigene Beine

Die BASF bündelt ihre Aktivitäten im Bereich Strom aus erneuerbaren Energien in einer eigenen Gesellschaft: BASF Renewable Energy. Der Chemiekonzern rechnet wegen der Klimaziele mit einem deutlich höheren Strombedarf in den kommenden Jahren.

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Windpark in der Nordsee
Die neue Gesellschaft soll unter anderem große Projekte zur Erzeugung von Grünstrom sowie Lieferverträge organisieren.

Die BASF hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 25 % im Vergleich zu 2018 zu reduzieren und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Die neue hundertprozentige Tochtergesellschaft soll vor diesem Hintergrund die Versorgung des Chemiekonzerns mit Grünstrom sowie die Stromhandelsaktivitäten verantworten. Während diese Geschäftstätigkeiten auf Europa beschränkt bleiben, soll das Unternehmen darüber hinaus auch die weltweite Beratung der BASF und ihrer Gruppengesellschaften im Bereich erneuerbare Energien leisten.

Die neue Gesellschaft soll ab dem 1. Januar 2022 an den Start gehen und ihren Sitz in Ludwigshafen haben. Die Geschäftsführung übernimmt Horatio Evers, der bereits bislang die Entwicklung des Themas Erneuerbare Energien im Konzern mit vorangetrieben hat.

Viermal mehr Strom als heute nötig

Die BASF geht davon aus, dass ihr Stromverbrauch in Europa von derzeit jährlich rund 9 TW Strom aus fossiler Erzeugung so ansteigen wird, dass mindestens drei bis vier Mal so viel Strom aus erneuerbaren Quellen benötigt werden, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Dies liegt zum einen am schrittweisen Ersetzen von Strom aus fossiler Erzeugung – sowohl aus eigener Produktion als auch durch Zukauf – sowie dem Skalieren innovativer, klimafreundlicher Technologien auf industriellen Maßstab. So arbeitet BASF beispielsweise an einem elektrisch beheizten Steamcracker.

BASF Renewable Energy erhält nun den Auftrag, die europäischen Standorte mit diesen zusätzlichen Mengen bedarfsgerecht zu versorgen. Das Unternehmen soll dazu neue zusätzliche Projekte zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern in Eigenproduktion gemeinsam mit Partnern anstoßen sowie langfristige Liefervereinbarungen mit Energieerzeugern, sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs) abschließen.

Zu den bereits laufenden Projekten zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern gehören die Beteiligung an dem Windpark Hollandse Kust Zuid mit Vattenfall, als auch der mit RWE geplante Windpark in der deutschen Nordsee. Weitere große Projekte zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen in Europa sind in Prüfung oder bereits angestoßen. Einen ersten langfristigen PPA über die Lieferung von Offshore-Wind hat BASF in Europa mit Ørsted abgeschlossen. Die Leitung der Windparkprojekte mit Partnern liegt weiterhin bei Dr. Roland Merger.

„Ausreichende Mengen zu wettbewerbsfähigen Preisen“

„Als das führende Unternehmen der Chemieindustrie zählen wir bereits heute zu den größten industriellen Stromverbrauchern in Europa. Durch den Umstieg auf erneuerbare Energie sowie neue, emissionsarme Produktionsprozesse, die auf Strom basieren, wird unser Bedarf in der Zukunft signifikant steigen“, sagt Horatio Evers, Geschäftsführer der BASF Renewable Energy. „Die sichere und effiziente Versorgung der BASF mit ausreichenden Mengen Strom aus erneuerbaren Quellen zu wettbewerbsfähigen Preisen ist ein entscheidender Faktor für die Umsetzung unserer Ziele und das Erreichen der angestrebten Klimaneutralität. Wir setzen dabei auf eine ‚Make-and-Buy‘-Strategie“.

Neben der Beschaffung und dem Stromhandel wird die BASF Renewable Energy auch innerhalb der BASF-Gruppe weltweit Know-how und Beratung zum Thema erneuerbare Energien zur Verfügung stellen. Aufgrund der unterschiedlichen nationalen regulatorischen Bestimmungen sowie weiterer Faktoren wie Verfügbarkeit und Anbindung an das Stromnetz sind die lokalen wie regionalen Rahmenbedingungen für den Einsatz erneuerbarer Energien zwischen den Standorten weltweit sehr unterschiedlich. Durch eine Bündelung von Projekterfahrung und Expertise soll mit der neuen Tochter die Effizienz in der Stromversorgung sichergestellt werden.

BASF & Co: Die Klimaziele großer Chemiekonzerne in Bildern

EU-Parlament
Die EU hat ihre bis 2050 geplanten Klimaziele verschärft. Der im April 2021 verabschiedete neue Beschluss sieht vor, bis 2030 die emittierten Treibhausgase um 55% im Vergleich zu 1990 zu senken.
Bayer-Fabrik
Bereits Ende 2019 hat Bayer ein Paket an Maßnahmen und neuen Nachhaltigkeitszielen ab 2020 bekanntgegeben. Das Unternehmen strebt an, bis 2050 unter Einbezug der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral zu werden. Das bedeutet, dass der Pharma- und Chemiekonzern bis 2030 an seinen eigenen Standorten klimaneutral sein will und bis 2029 den CO2-Ausstoß bei Abnehmern sowie der Lieferkette um 12,3 % verringern will. Bis 2030 plant Bayer außerdem, 100 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.
Lanxess-Klimagrafik
Fast gleichzeitig zur ehemaligen Mutter hat sich der Spezialchemie-Konzern Lanxess ein Klimaschutzziel gesetzt: Bis 2040 will der Konzern klimaneutral werden und seine Treibhausgas-Emissionen von derzeit rund 3,2 Mio. Tonnen CO2-Äquvivalent abbauen.
Dow
Das Chemieunternehmen Dow hat sich dasselbe Jahr der Klimaneutralität gesetzt wie die EU – 2050. Bis zum Etappenziel 2030 will der Konzern seine Netto-Kohlenstoffemissionen um 5 Mio. t/a verringern, im Vergleich zu 2020. Außerdem plant er bis 2030 insgesamt 1 Mio. t Kunststoff zu sammeln, wiederzuverwenden oder zu recyceln.
BASF
Auch der Chemie-Riese BASF hat sich als Netto Null Jahr 2050 gesetzt. Bis 2030 will das Unternehmen seine weltweit emittierten Treibhausgase im Vergleich zu 2018 um 25 % senken. Außerdem will der Konzern fossile Energieträger gegen Strom aus erneuerbaren Quellen austauschen.
Merck-Zentrale
Ein anderer Chemie- und Pharmakonzern nimmt sich nur bis 2040 Zeit: Merck hat im November 2020 seine neue Nachhaltigkeitsstrategie vorgestellt. Das Unternehmen hat sich 2030 als Etappenziel gesetzt bis zu dem es seine Treibhausgas-Emissionen um 50 % reduzieren (Vergleich 2020) und 80 % seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen will. Um Emissionen einzusparen plant Merck, bis 2023 90 % seiner Healthcare Produkte mit dem Schiff, anstelle des Flugzeugs zu transportieren.
Lyondellbasell
Der Kunststoffhersteller Lyondellbasell gibt kein konkretes Jahr an, bis zu dem er klimaneutral handeln will. Jedoch plant das Unternehmen, bis 2030 2 Mio. t/a recycelte Polymere zu produzieren. Dafür will es sowohl das mechanische, als auch das molekulare Recycling vorantreiben. Weiterhin will der Konzern bis 2030 die CO2-Äquivalente pro Tonne Produkt im Vergleich zu 2015 um 15 % reduzieren.
Henkel
Der Konsumgüter-Hersteller Henkel will bis 2040 nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv sein. Also neben dem Ausgleich der eigenen Emissionen, zusätzlich einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten. Dafür plant das Unternehmen, bis 2030 den CO2-Fußabdruck seiner Produktion um 75 % im Vergleich zu 2010 zu senken. Außerdem möchte der Konzern, für denselben Zeitraum seinen Energieverbrauch pro Tonne Produkt um 50 % senken und 100 % seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen.
Anlagenbau einer Düngemittel-Anlage
Und auch im Anlagenbau führt kein Weg an Klimaschutz vorbei: Thyssenkrupp will ab 2050 klimaneutral sein. Bereits 2030 möchte der Konzern rund 30 % bei den Emissionen aus eigener Produktion und bezogener Energie einsparen. Dabei orientiert sich Thyssenkrupp mit seiner im Sommer 2019 vorgestellten Klimastrategie am Pariser Klimaabkommen von 2015.
Linde
Der Gaskonzern Linde plant bis 2028 seine Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2018, um 35% zu reduzieren. Außerdem will das Unternehmen 1 Mrd. US-Dollar in Dekarbonisierungsprojekte investieren und den Kauf von CO2-armen Energien verdoppeln.

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