CT-Umfrage: Wie der Anlagenbau seine Transformation selbst in die Hand nimmt
Wenn Branchenexperten auf die aktuelle Lage im internationalen Anlagenbau blicken, wird eines klar: Die Zeiten sind fordernd – aber sie bieten enorme Chancen für alle, die entschlossen handeln. Das zeigen die Ergebnisse einer exklusiven Umfrage unter Führungskräften des Anlagenbaus.
Politische Unsicherheiten, Fachkräftemangel und stagnierende Aufträge sind die größten Herausforderungen im internationalen Anlagenbau.
Dekarbonisierung, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft bestimmen die strategischen Prioritäten der Branche – wer investiert, sichert seine Zukunftsfähigkeit.
Ohne durchgängige Datenstrukturen und digitale Plattformen kann künstliche Intelligenz ihr Potenzial im Projektgeschäft nicht entfalten.
Engineering Summit 2025 – Jetzt anmelden!
(Bild: Redaktion)
Am 4. und 5. November 2025 diskutieren auf dem wichtigsten Branchentreffpunkt für den Anlagenbau im deutschsprachigen Raum hochkarätige Branchenvertreter aktuelle Herausforderungen und Perspektiven:
Welt im Umbruch – Chance oder Herausforderung für den Anlagenbau?
Wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz den Anlagenbau voranbringen.
Wie Kollaborationsmodelle den Anlagenbau stärken.
Welche Chancen Dekarbonisierung und Energiewende (immer noch) bieten.
Top-Speaker aus Industrie, Politik und Forschung liefern Impulse, Best Practices und kontroverse Debatten – ergänzt durch Networking-Sessions und eine Fachausstellung. Der Engineering Summit bietet damit einmal mehr die Plattform, um Trends zu setzen und Projekte der Zukunft auf den Weg zu bringen.
Politische Unsicherheit ist ein tödliches Gift für Großprojekte“, brachte Jürgen Nowicki, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im VDMA auf einer Pressekonferenz im April die Bauchschmerzen der Branche auf den Punkt. Das sehen auch die Teilnehmer der aktuellen CHEMIE-TECHNIK-Umfrage so: Wir hatten im April über 1.000 Teilnehmer des Anlagenbau-Kongresses Engineering Summit befragt und 40 detaillierte Antworten erhalten – allesamt von hochrangigen Vertretern der Branche. Die Teilnehmer nennen politische Risiken fast unisono als dominierende Bedrohungslage, gefolgt von Fachkräftemangel und einem Mangel an Aufträgen. Dicht darauf folgen auf der Problemagenda die hohe Bürokratiebelastung und steigende Energiepreise – Hemmnisse, die in der operativen Projektarbeit täglich zu spüren sind.
Politische Unsicherheiten, Fachkräftemangel und Mangel an Aufträgen sind derzeit die größten Herausforderungen für den Anlagenbau.(Bild: Redaktion)
Nachhaltigkeit: Vom Lippenbekenntnis zum Business-Motor
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Was wir aus unseren Gesprächen und Beobachtungen der letzten Jahre bereits ahnten, wurde mit der Umfrage eindrucksvoll bestätigt: 39 von 40 Befragten stimmen der Aussage zu, dass der Anlagenbau ein Schlüsselspieler der Energiewende ist. Nachhaltigkeit wird nicht mehr als Kür, sondern als strategische Notwendigkeit gesehen. „Wir sehen, dass Projekte im Zusammenhang mit Zirkularität neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit oftmals auch eine Wirtschaftlichkeit darstellen können“, begegnet Dr. Hannes Storch, Vice President Metals and Chemicals Processing bei Metso Outotec, dem Vorurteil, dass sich nachhaltige Technologien nicht rechnen. Und sogar in der Pharmaindustrie steht das Thema inzwischen auf der Agenda: „Dekarbonisierung und Energieeinsparung wurden im regulierten Umfeld über 20 Jahre ignoriert, jetzt interessieren auch die Opex-Kosten im Vergleich zu Capex“, berichtet Michael Habenicht vom Reinraum-Anlagenbauer Kuijpers Controlled Environment. Gleichzeitig mahnen viele Teilnehmer an, dass Business Cases für neue Technologien wie grünen Wasserstoff noch fehlen – eine Einschätzung, die der VDMA-Lagebericht bestätigt. Zwar treiben Energietransformation und Dekarbonisierung das Geschäft weiter an, doch der Hochlauf nachhaltiger Technologien verläuft langsamer als erhofft.
Stimmungsbild: Zustimmung zu vorgegebenen Thesen.(Bild: Redaktion)
In Sachen Projektaufträge sind die Erwartungen der Unternehmen für das Jahr 2025 durchwachsen, aber nicht pessimistisch: Die Mehrheit rechnet mit stagnierendem Auftragseingang (44 %), ein signifikanter Teil (41 %) hofft auf moderate Zuwächse. Der VDMA sieht es ähnlich: Trotz politischer Unsicherheiten und stockender Investitionen in der Chemiebranche erwarten die Großanlagenbauer im Schnitt stabile bis leicht steigende Auftragseingänge.
Erwartungen der Befragten mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung 2025.(Bild: Redaktion)
Technologieeinsatz: Digitalisierung wird erwachsen
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Digitalisierung, virtuelle Inbetriebnahmen und Remote Audits gehören längst zum Pflichtprogramm der Branche. Modularisierung, Standardisierung und Virtual Reality (VR/AR) werden unserer Umfrage zufolge ebenfalls als wichtige Bausteine einer neuen Engineering-Welt gesehen. Technologietrends wie der Einsatz von Drohnen, 3D-Druck sowie autonome Fahrzeuge werden hingegen eher beobachtet und noch zurückhaltend implementiert. Doch wie hält es die Branche mit der künstlichen Intelligenz? Hier hat uns das Ergebnis überrascht: Fast alle befragten Teilnehmer setzen diese bereits ein. Doch auch über Chatbots und Copiloten hinaus? Diese Detaillierung hatten wir nicht statistisch abgefragt – aber in den individuellen Antworten zur Umfrage nimmt das Thema großen Raum ein: Besonders hoch im Kurs stehen demnach KI-gestützte Anwendungen, die Detail-Engineering effizienter machen, Fehlerquoten reduzieren und Inbetriebnahmen beschleunigen sollen. „Im Detailed Engineering können wir perspektivisch mit Daten den Aufwand verringern“, ist Lucretia Löscher vom Anlagenbauer Thyssenkrupp Uhde überzeugt. „KI wird das Engineering disruptiv verändern – aber nur, wenn wir Prozesse konsequent neu denken“, mahnt Uwe Vogt. Als Vorstand der Aucotec AG kennt Vogt die Fallstricke der Digitalisierung – und Funktionen anstatt der Prozesse in den Vordergrund zu stellen, hat schon manches Digitalisierungsprojekt zu Fall gebracht.
Standardisierung, Modularisierung und KI gehören zu den wichtigsten Technologien, mit denen der Anlagenbau seine Performance steigert.(Bild: Redaktion)
Doch damit nicht genug: In der Umfrage wird sehr deutlich, dass der eigentliche Engpass nicht die Technologie selbst ist, sondern ihre Integration in bestehende Strukturen. „Das größte Hindernis für den Erfolg von KI ist nicht die Technik, sondern die fehlende Digitalisierung und Datenkonsistenz in den Unternehmen“, warnt Helmut Schuller von Schuller & Company. KI könne ihr volles Potenzial erst entfalten, wenn Unternehmen einheitliche, zugängliche und qualitativ hochwertige Datenstrukturen geschaffen haben. Ohne diesen digitalen Unterbau bleibe künstliche Intelligenz Stückwerk.
Schuller beschreibt die Vision: „Der nächste Schritt ist die radikale Vernetzung von Daten und Prozessen – ein zentrales Online-Modell, auf das alle Akteure zugreifen, so wie wir es von Google Maps kennen.“ Statt isolierter Datensilos braucht es eine Echtzeit-Plattform, die Planungs-, Bau- und Betriebsdaten zusammenführt und kontinuierlich aktualisiert. Der Nutzen liegt auf der Hand: Mehr Transparenz, weniger Fehler, kürzere Reaktionszeiten und eine deutliche Effizienzsteigerung in allen Projektphasen. Diese Einschätzung deckt sich mit dem VDMA-Lagebericht: Auch dort wird Digitalisierung als Schlüsselfaktor genannt, um Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz gegenüber geopolitischen Unsicherheiten und Marktvolatilität zu sichern. Die Branche steht damit vor einem digitalen Strukturwandel, bei dem nicht nur neue Tools gefragt sind – sondern auch neue Denkweisen, neue Prozesse und vor allem ein neues Verständnis für durchgängige, datenbasierte Zusammenarbeit. „Tatsächlich geht es gar nicht darum, welche Technologie den größten Nutzen verspricht, wenn die Mitarbeitenden sie nicht zu nutzen wissen. Es geht also eher um Technologie-Akzeptanz und -Readiness, und hier mangelt es derzeit noch massiv“, gibt Dr. Reinhard Wagner von der Tiba Management Beratung zu bedenken.
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Indien, Asien und Europa werden für den Anlagenbau wichtiger.(Bild: Redaktion)
Marktverschiebungen: Rückbesinnung auf sichere Häfen
Bei der Einschätzung der Marktchancen zeigen die Antworten, dass insbesondere der indische Markt für die hiesigen Anlagenbauer an Bedeutung gewinnt. Auch im mittleren Osten und in asiatischen Ländern sehen die Befragten Chancen. Allerdings nicht in China und – das gehörte zu den Überraschungen der Umfrage – auch für die USA und Kanada überwiegt die Skepsis. Und noch eine Überraschung hatten die Befragten für uns in Petto: Europa gewinnt als Absatzmarkt für den Anlagenbau klar an Bedeutung. Dieses Stimmungsbild spiegelt ein verändertes Risikobewusstsein wider – geopolitische Unsicherheiten und logistische Herausforderungen führen zu einer Rückbesinnung auf stabilere, berechenbare Märkte. Die Unternehmen setzen damit auf eine Strategie der regionalen Diversifikation, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Krisen zu erhöhen.
Fazit: Der Anlagenbau steht mitten in einer Zeitenwende – wieder einmal! Politische Risiken, Digitalisierung, neue Marktlogiken und Nachhaltigkeit prägen die Agenda der Entscheider. Doch die Branche weiß, was sie kann – und wo sie hin will, und die Anlagenbauer stellen sich agil und mit viel Kreativität darauf ein. Ein Teilnehmer der Umfrage formulierte treffend: „Ganzheitliches Denken statt Silo-Mentalität – das ist die wahre Disziplin der Zukunft.“
Engineering Summit 2025 – Jetzt anmelden!
(Bild: Redaktion)
Am 4. und 5. November 2025 diskutieren auf dem wichtigsten Branchentreffpunkt für den Anlagenbau im deutschsprachigen Raum hochkarätige Branchenvertreter aktuelle Herausforderungen und Perspektiven:
Neue Weltordnung – Chance oder Herausforderung für den Anlagenbau?
Wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz den Anlagenbau voranbringen.
Wie Kollaborationsmodelle den Anlagenbau stärken.
Welche Chancen Dekarbonisierung und Energiewende (immer noch) bieten.
Top-Speaker aus Industrie, Politik und Forschung liefern Impulse, Best Practices und kontroverse Debatten – ergänzt durch Networking-Sessions und eine Fachausstellung. Der Engineering Summit bietet damit einmal mehr die Plattform, um Trends zu setzen und Projekte der Zukunft auf den Weg zu bringen.