Chemie-Gewerkschaft kritisiert fehlende Perspektiven
Chemieindustrie bietet 2025 deutlich weniger Ausbildungsplätze an
Die Ausbildungsplatzsituation in der chemisch-pharmazeutischen Industrie hat sich spürbar verschlechtert. Sowohl das Angebot an Ausbildungsstellen als auch die Übernahmequoten liegen laut IGBCE auf dem niedrigsten Niveau seit der Corona-Pandemie.
(Bild: Stock.Adobe.com - WS Studio 1985)
Die chemisch-pharmazeutische Industrie hat im Jahr 2025
bundesweit deutlich weniger Ausbildungsplätze angeboten als im Vorjahr. Nach
Erhebungen der Chemie-Tarifparteien Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie,
Energie (IGBCE) und Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) stellten die
Unternehmen 8.779 Ausbildungsplätze zur Verfügung – ein Rückgang um 13 Prozent
gegenüber 2024. Damit erreicht das Angebot den niedrigsten Stand seit dem
Höhepunkt der Corona-Krise im Jahr 2021.
Parallel dazu zeigt sich auch bei der Übernahme der
Auszubildenden eine wachsende Zurückhaltung der Unternehmen. Die Übernahmequote
lag 2025 bei 89 Prozent und damit so niedrig wie zuletzt im Jahr 2020.
Besonders deutlich ist der Rückgang bei unbefristeten
Beschäftigungsverhältnissen: Nur noch 58 Prozent der übernommenen Ausgebildeten
erhielten einen unbefristeten Arbeitsvertrag – ebenfalls ein Tiefstand seit der
Pandemie.
Kritik kommt von Seiten der IGBCE. „In der aktuellen Lage
der Branche regiert in den Management-Etagen offensichtlich eher blanke Angst
als nachhaltige Personalpolitik“, erklärte IGBCE-Tarifvorstand Oliver Heinrich.
Dies sende aus Sicht der Gewerkschaft das falsche Signal an den Fachkräftenachwuchs.
Forderung nach langfristigen Perspektiven für Nachwuchskräfte
Auch Alexander Bercht, im IGBCE-Vorstand zuständig für
Jugend und Ausbildung, sieht dringenden Handlungsbedarf. Wer gut ausgebildeten
Nachwuchskräften keine langfristige Perspektive biete, handele nicht nur gegen
die eigenen Unternehmensinteressen, sondern schade dem Image der gesamten
Branche – insbesondere bei einer Generation, die sich ihre Arbeitgeber
zunehmend aussuchen könne.
Die Ausbildungszahlen werden von den Chemie-Tarifparteien
jährlich im Rahmen des Tarifvertrags „Zukunft durch Ausbildung“ erhoben, der
seit 2003 gilt. Die chemisch-pharmazeutische Industrie bildet in rund 50
Berufen aus – darunter Chemikantinnen und Chemikanten, Industrie- und
Bürokaufleute, Industriemechaniker, Elektroniker sowie Fachinformatiker. Der
Großteil der Ausbildungsplätze entfällt traditionell auf die großen
Chemieregionen in Nordrhein-Westfalen sowie den Rhein-Main-Raum.