Zertifizierte Produkte ab 2022

Dow baut globale Kapazitäten für Kunststoff-Kreisläufe aus

Der Chemiekonzern Dow vermeldet Fortschritte im Recycling von Kunststoffen, die bisher als nicht recyclingfähig galten. Damit will das Unternehmen ab 2022 vollständig kreislauffähige und zertifizierte Polymere ausliefern können.

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Gepresster und Gestapelter Kunststoffabfall
Dow will bis 2030 1 Mio. t Kunststoff sammeln und wiederverwenden oder recyceln. Bis 2035 sollen alle Verpackungsmaterialien des Konzerns wiederverwendbar oder recyclingfähig sein.

Mit seinen Bemühungen will der US-Konzern Dow Kunststoffabfälle zu vermeiden, Treibhausgasemissionen reduzieren und Kunden mit recycelten Kunststoffprodukten versorgen. Die Recyclingmaterialen sollen dabei die gleiche Leistung bieten wie neue Kunststoffe, die aus fossilen Rohstoffen gewonnen werden. "Der Markt legt großen Wert auf Kreislauffähigkeit, und Dow entwickelt sich weiter, um die enorme ungedeckte Nachfrage nach kreislauffähigen und kohlenstoffarmen Polymeren zu befriedigen", sagte Diego Donoso, Präsident von Dow Packaging & Specialty Plastics. "Als führendes Materialforschungsunternehmen bietet Dow unseren Kunden das, was sie heute brauchen, und unterstützt sie bei der Entwicklung nachhaltigerer Produkte, einschließlich 100 % recycelbarer Lösungen oder der Beimischung von recycelten oder biobasierten Inhalten in ihre Produkte."

Pyrolyseöl aus Kunststoffabfall

Verschiedene einzelne Entwicklungen und Vereinbarungen tragen zu den jüngsten Fortschritten bei. So erweitern Dow und die Fuenix Ecogy Group ihre ursprüngliche Vereinbarung, die Produktion von Kreislaufkunststoffen durch fortschrittliches Recycling mit einer zweiten Anlage in Weert, Niederlande, zu steigern. In der neuen Anlage werden 20.000 t Kunststoffabfälle zu Pyrolyseöl verarbeitet, das zur Herstellung von Kreislauf-Kunststoffen am Dow-Standort Terneuzen in den Niederlanden dient.

Dow und Gunvor Petroleum Rotterdam haben eine Vereinbarung zur Aufbereitung von Pyrolyseöl aus Kunststoffabfällen geschlossen. Gunvor beliefert Dow ab 2021 mit crackerfähigem Rohmaterial zur Herstellung von Recycling-Kunststoffen. Der Reinigungsprozess ist notwendig, um eine ausreichende Qualität der Pyrolyseöl-Rohstoffe sicherzustellen. Dow treibt außerdem Planung, Engineering und Bau einer Reinigungsanlage im Pilotmaßstab in Terneuzen voran, um zusätzliche Kapazitäten für die Reinigung von Pyrolyseöl aus Kunststoffabfällen bereitzustellen. Mit New Hope Energy in Texas hat Dow eine mehrjährige Vereinbarung über die Belieferung des Unternehmens mit Pyrolyseöl-Rohstoffen aus in Nordamerika recycelten Kunststoffen getroffen. New Hope Energy wandelt gebrauchte Kunststoffe in Pyrolyseöl um, die Dow zur Herstellung von Kreislaufkunststoffen nutzen will.

Vorbereitend auf die baldige Auslieferung von zertifizierten Kreislaufkunststoff-Produkten hat Dow die internationale Nachhaltigkeits- und Kohlenstoffzertifizierung (International Sustainability & Carbon Certification, ISCC) für jeden seiner großen europäischen und US-amerikanischen Standorte erhalten oder steht kurz davor. Die Zertifizierung erfordert ein unabhängiges, externes Audit, das vollständig rückverfolgbare Produktlieferketten sicherstellt und nachhaltige Praktiken sowohl bei Dow als auch dessen Lieferanten voraussetzt.

Recycling statt verbrennen

Die genannten Fortschritte ergänzen die kürzlich bekannt gegebene Partnerschaft zwischen Dow und Mura Technology zum schnellen Up-scaling des Recyclingverfahrens Hydro-PRS (Hydrothermal Plastic Recycling Solution) von Mura. Die weltweit erste Anlage für dieses Verfahren entwickeln die Partner derzeit in Teesside, Großbritannien. Die Anlage mit einer Kapazität von 20.000 t/a soll 2023 in Betrieb gehen und Dow mit zusätzlichen recycelten Rohstoffen versorgen. All diese Bemühungen ermöglichen das Recycling von Kunststoffen, die derzeit nicht recycelt werden können. Das schließt flexible Kunststoffe ein, die in Verpackungen verwendet werden und heute in der Regel verbrannt oder auf Deponien entsorgt werden.

Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsziele will Dow sowohl den Klimawandel als auch Kunststoffabfälle bekämpfen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 durch eigene Maßnahmen und Partnerschaften 1 Mio. t Kunststoff zu sammeln, wiederzuverwenden oder zu recyceln, und bis 2035 100 Prozent seiner Produkte für Verpackungsanwendungen wiederverwendbar oder recycelbar zu machen.

Alternativen zum mechanischen Recycling

BASF
BASF: Chemcycling - BASF will im Chemcycling-Projekt mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette hochwertige Produkte aus chemisch recycelten Kunststoffabfällen herstellen. Der thermomechanische Pyrolyse-Prozess wandelt Kunststoffabfälle in Pyrolyseöl um, welches fossile Rohstoffe in der Produktion ersetzt.
2_icycle-180316-FhG-UMSICHT-Pyrolysereaktor-9517 kl
Fraunhofer Umsicht: iCycle-Plattform - Forscher des Fraunhofer Umsicht haben für ihre Pyrolyse-Anlage im Pilotmaßstab hocheffiziente Wärmeübertrager-Technologien entwickelt, um verunreinigte, schadstoffbelastete und schwer recyclierbare Materialien aufzubereiten.
3m
Dyneon: Upcycling-Prozess - Die 3M Tochter Dyneon bezeichnet die Pyrolyse von Fluorpolymeren als Upcycling-Prozess und gewinnt jährlich aus bis zu 500 t Fluorpolymerabfällen neuen Kunststoff.
4_OMV-ReOil-Pilot-plant_c_OMV
OMV: OMV Reoil - In der Pilotanlage des Projekts Reoil recycelt OMV in Swechat, Österreich, Kunststoffabfälle zu synthetischem Rohöl, indem das Plastik verdampft und durch chemische Prozesse wieder zu kleineren Ketten zusammengeführt wird. Die Verarbeitungskapazität der Pilotanlage liegt bei 100 kg/h.
5_IVV recycling-kunststoff-rezyklate-a6ec4348
Fraunhofer IVV: Creasolv-Prozess - Im Creasolv-Prozess des Fraunhofer IVV bestimmt die Wahl des geeigneten Lösemittels, welches Polymer aus geschreddertem Kunststoffabfall gelöst und verwertet wird. Aus der gereinigten Lösung wird der Kunststoff ausgefällt und zu Granulat verarbeitet, das in der Qualität Neuware entspricht.
6_Resolve - Doppelschneckenextruder zur Depolymerisation
Verbundprojekt: Resolve-Verfahren - Das Resolve-Verfahren zum chemischen Recycling von Polystyrol (PS) entwickeln Ineos Styrolution, Neue Materialien Bayreuth, das Institut für Aufbereitung und Recycling und das Institut für Kunststoffverarbeitung an der RWTH Aachen in einem vom BMBF geförderten Projekt. Verpackungsabfälle aus dem Gelben Sack dienen als Ausgangsware für sortenreine Polystyrol-Flakes, die thermisch in Monomere, Oligomere und flüchtige Spaltprodukte zerlegt werden. Aus den Monomeren entsteht neues PS.
APK
APK: Newcycling - APK hat die lösemittelbasierte Newcycling-Technologie entwickelt, um aus zerkleinerten, gemischten Kunststoffabfällen und Mehrschichtverpackungen sortenreine Kunststoffe herauszulösen. Die Polymerketten werden sortenrein gelöst und nach Wiedergewinnung des Lösemittels granuliert. Die Eigenschaften der gewonnenen Kunststoffe sind ähnlich Neuware. Eine aus der vorindustriellen Pilotanlage hochskalierte Industrieanlage kann circa 8.000 t/a Newcycling-Rezyklat herstellen.
9_Carboliq_CTC_Produkt_CTC_KDV_Dieselwest_RECENSO_1
Carboliq: Catalytische Tribochemische Conversion - Die von Carboliq entwickelte Catalytische Tribochemische Conversion (CTC) kombiniert thermische, katalytische und mechanochemische Mechanismen. Ein Standardmodul kann mit durch Reibung erzeugter Prozessenergie bis 400 l/h gemischte Kunststoffabfälle bei milden Bedingungen umwandeln.
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