Waffenarsenal gegen die Pandemie

Fakten zu Desinfektionsmitteln

Im Kampf gegen die globale Corona-Pandemie rückt ein bislang wenig beachtetes Feld der Chemieindustrie in den Fokus: die Produktion von Desinfektionsmitteln. Der Chemieriese BASF hat beispielsweise Ende März angekündigt, in Ludwigshafen in die Produktion von Desinfektionsmitteln einsteigen zu wollen. Doch ganz so trivial ist das nicht. Denn wenn es um die Gesundheit der Menschen geht, gelten strenge Regeln.

Novel coronavirus covid-19 flu spread worldwide. People in virus protective biohazard suits, masks, STOP infection gesture. Pathogen corona virus ncov global pandemic outbreak crisis 3D illustration

In Sachen Infektionsrisiken gibt das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland den Ton an. Das RKI führt unter anderem auch eine Liste der in Deutschland gegen Bakterien und Viren zugelassenen Desinfektionsmittel. Und die aktuelle Liste zählt überraschend wenige Präparate und Hersteller, die für den Kampf gegen Viren zugelassen sind: Lediglich sieben Anbieter sind für viruzide Präparate gelistet.

Hohe Hürden für die Produktion

Dass dies so ist, liegt an den behördlichen Vorgaben: Zum Schutz des Menschen vor übertragbaren Krankheiten dürfen nur Mittel und Verfahren verwendet werden, die vom RKI auf Wirksamkeit und vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bzw. vom Umweltbundesamt (UBA) auf Unbedenklichkeit für Gesundheit und Umwelt geprüft und in eine vom RKI zu veröffentlichende Liste aufgenommen worden sind.

Bei Desinfektionsmitteln, die im medizinischen Bereich am menschlichen Körper angewendet werden sollen, ist zu beachten, dass diese Präparate als Arzneimittel nach 2 Abs. 1 des Arzneimittelgesetzes in Deutschland nur in den Verkehr gebracht werden dürfen, nachdem sie das BfArM zugelassen hat. Mittel zur Instrumentendesinfektion unterliegen, sofern sie Zubehör zu Medizinprodukten sind, in der Regel dem Medizinproduktegesetz. Desinfektionsmittel, die nicht zur Anwendung am menschlichen Körper bestimmt sind (z. B. Flächen- und Wäschedesinfektionsmittel) und die kein Zubehör zu Medizinprodukten sind oder inzwischen auch einige Händedesinfektionsmittel, unterliegen der Biozid-Verordnung.

Technisch unterscheidet man zwischen Desinfektion und Sterilisation. Die Desinfektion muss in einem festgelegten Testverfahren eine Keimreduktion um einen Faktor von mindestens 105 erreichen – d. h. von 100.000 vermehrungsfähigen Keimen darf lediglich einer überleben; bei Wäschedesinfektionsverfahren beträgt der vorgeschriebene Faktor sogar mindestens 107.

Corona-Krise in der deutschen Industrie – die Meldungen in Bildern

Deutsche Messe
Am 26. Februar hat die Corona-Pandemie auch die deutsche Industrie erreicht: Die Hannover Messe meldet, dass sie mögliche Risiken durch die Corona-Epidemie im Blick behalten will. Für eine Terminverschiebung sei es aber noch zu früh.Hier geht´s zur Meldung
Dr. Martin Brudermüller
28.02.2020: Der Chemiekonzern BASF hat für das Geschäftsjahr 2019 sinkende Umsätze und Gewinne gemeldet. Für Hoffnung sorgt ein überraschend starkes Ergebnis im vierten Quartal, für Sorgen die Auswirkungen des Corona-Virus.Hier geht´s zur Meldung
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Ebenfalls am 28.02.2020: Der Automatisierungsanbieter Emerson verschiebt seine für März geplante Anwenderkonferenz Exchange aufgrund des Corona-Virusausbruchs. In Mailand, wo die Konferenz hätte stattfinden sollen, hatte sich die Lage bereits verschärft.Hier geht´s zur Meldung
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Am 4.3. entschied die Deutsche Messe dann, dass die Hannover Messe 2020 auf die Woche vom 13. bis 17. Juli verschoben werden soll. Die Deutsche Messe AG reagierte damit auf die weltweiten Entwicklungen rund um Covid-19 (Coronavirus).Hier geht´s zur Meldung
analytica2018
09.03.2020: Aufgrund der zunehmenden Ausbreitung des Corona-Virus in Europa und auf Basis der Empfehlung der Bayerischen Staatsregierung sowie der zuständigen Gesundheitsbehörden sieht sich die Messe München gezwungen, die Analytica 2020 zu verschieben. Die Fachmesse für Analytik und Laborausrüstung soll nun vom 19. bis zum 22. Oktober 2020 stattfinden.Hier geht´s zur Meldung
industrieblick ra2 studio – stock.adobe.com
12.03.2020: Der Chemieverband VCI meldet: Die wirtschaftliche Lage der chemischen Industrie in Deutschland hat sich im 4. Quartal 2019 verbessert. Dennoch blieb das Niveau deutlich unter Vorjahr. Und die Aussichten sind angesichts der Corona-Pandemie verhalten.Hier geht´s zur Meldung
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12.03.2020: Die Fachmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft IFAT wird wegen der Coronavirus-Epidemie auf den 7. bis 11. September 2020 verschoben. Der Aufsichtsrat der Messe München hat den Schritt in einer Sondersitzung am Mittwoch, 11.03.2020, beschlossen.
LANXESS_Pk_Q3_131119-13
12.03.2020: Der Spezialchemie-Konzern Lanxess meldet, dass er „in einem anhaltend herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld“ seine Jahresziele für 2019 erreicht hat. Die operative Entwicklung sieht der Konzern als stabil, voraussichtlich wird die Coronavirus-Epidemie jedoch das Ergebnis 2020 belasten.Hier geht´s zur Meldung
Saudi Aramco_Jubail
16.03.2020 Der saudische Ölkonzern Saudi Aramco meldet, dass er im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gewinnrückgang um 21 Prozent hinnehmen musste. Und auch für das laufende Jahr sehen die Perspektiven aufgrund der Corona-Krise nicht gut aus.Hier geht´s zur Meldung
Aerial view Petrochemical plant at night, Oil refinery plant at night.
17.03.2020: Die Chemieindustrie gehört bereits zu den am stärksten von der Corona-Epidemie betroffenen Branchen: 63,6 % der Unternehmen in der Chemieproduktion berichten von negativen Auswirkungen.Hier geht´s zur Meldung
The Mittelplate offshore oil field, where Wintershall and DEA Deutsche Erdoel AG each have a 50% shareholding, is one of the main cornerstones of Germany’s oil production. Over 34 million metric tons of oil have already been extracted from the reservoir
18.03.2020 Im ersten Jahr als Wintershall DEA hat die BASF-Öl- und Gastochter ihre Produktion auf ein neues Rekordniveau gesteigert. Aufgrund des niedrigen Ölpreises ging der Gewinn aber trotzdem deutlich zurück. Und 2020 sorgt die Corona-Krise für eine Investitionskürzung.Hier geht´s zur Meldung
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19.03.2020: Die Messe WTT-Expo meldet, dass sie in diesem Jahr zum ersten Mal nicht in Karlsruhe sondern in Düsseldorf stattfinden wird. Die Veranstaltung für industrielle Wärmerückgewinnung, Industriewärmeübertrager und Wärmeträgertechnik-Systeme wird vom 7. bis 9. Dezember 2020 als Fachschau im Rahmen der verschobenen Messe Tube Düsseldorf durchgeführt.Hier geht´s zur Meldung
VCI 2019
20.03.2020: Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat das von der Bundesregierung beschlossene milliardenschwere Hilfsprogramm sowie die steuerpolitischen Erleichterungen ausdrücklich begrüßt. Gleichzeitig fordert der Verband jedoch weitere Maßnahmen zur Stärkung der Liquidität.Hier geht´s zur Meldung
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23.03.2020: Medien melden, dass die USA in den Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland eingreifen wollen, den diese in Folge der Corona-Krise angezettelt haben. In der Diskussion ist ein Einfuhrstopp, um die amerikanische Ölindustrie zu schützen.Hier geht´s zur Meldung
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23.03.2020: Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie abzufedern, haben sich die Tarifparteien in der Chemie auf befristete Maßnahmen geeinigt. Die Vereinbarung betrifft unter anderem die Möglichkeit zur Kurzarbeit sowie das im letzten Abschluss eingeführte „Zukunftskonto“.Hier geht´s zur Meldung
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18.03.2020: Im ersten Jahr als Wintershall DEA hat die BASF-Öl- und Gastochter ihre Produktion auf ein neues Rekordniveau gesteigert. Aufgrund des niedrigen Ölpreises ging der Gewinn aber trotzdem deutlich zurück. Und 2020 sorgt die Corona-Krise für eine Investitionskürzung.Hier geht´s zur Meldung
Produktionsanlage für das Fungizid Xemium am BASF-Verbundstandort in Ludwigshafen / Production plant for the Fungicide Xemium at the BASF Verbund site in Ludwigshafen
26.03.2020: BASF hat damit begonnen, Krankenhäusern in der Metropolregion Rhein-Neckar kostenlos Hand-Desinfektionsmittel zur Verfügung zu stellen. Der Chemiekontzern will damit dem derzeitigen Engpass bei Hand-Desinfektionsmitteln begegnen, der sich aufgrund der deutlich erhöhten Nachfrage ergeben hat.Hier geht´s zur Meldung
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26.03.2020: Auch der ungarische Mineralöl-Konzern MOL hat im Zuge der Corona-Krise mit der Produktion von Hand- und Oberflächen-Desinfektionsmitteln begonnen. Das Unternehmen hat dazu in Rekordzeit eine Produktionsanlage umgestellt.Hier geht´s zur Meldung
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26.03.2020: Der Münchner Chemiekonzern Wacker meldet, dass man bereits am vergangenen Wochenende damit begonnen hat, Chemikalien zur Herstellung von 15.000 Litern Handdesinfektionsmittel für bayerische Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zu spenden.Hier geht´s zur Meldung
Auftragseingang im deutschen Großanlagenbau
25.03.2020: Der deutsche Großanlagenbau hat sich nach Jahren des Auftragsrückgangs im vergangenen Jahr trotz volatilem Marktumfeld und starkem Wettbewerbsdruck stabilisiert. Allerdings bereiten Ölpreis-Verfall und Corona-Pandemie den Branchenvertretern SorgenHier geht´s zur Meldung
HANNOVER MESSE 2019, 01.-05. April
26.03.2020: Erst verschoben, jetzt komplett abgesagt: Die Hannover Messe wird in diesem Jahr zum ersten Mal seit 73 Jahren nicht stattfinden können.Hier geht´s zur Meldung

Nur wenige Wirkstoffe für die Handdesinfektion

Generell ist die Palette der gegen Bakterien, Pilze und Viren verfügbaren Wirkstoffe vielfältig, sie reicht von Oxidationsmitteln wie Chlorverbindungen und Wasserstoffperoxid über Aldehyde und Alkohole bis hin zu Ethylenoxid – um nur die wichtigsten zu nennen. Deutlich kleiner wird das Feld allerdings, wenn es um die Anwendung auf der menschlichen Haut geht und Viren der Feind sind: Neben Wasserstoffperoxid kommen vor allem im klinischen Bereich auch Jod, Chloramin T und Stickstoffverbindungen zum Einsatz. Für die regelmäßige Handdesinfektion wird das Feld noch dünner: Hier sind es in der Regel die hochprozentigen Alkohole Ethanol und Isopropanol.

Um der Corona-Krise zu trotzen, hat der Chemieverband VCI im März 2020 die „Initiative Desinfektionsmittel“ auf den Weg gebracht. In einer gemeinsamen Aktion will die Vereinigung gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) die Notfallversorgung der deutschen Krankenhäuser mit Desinfektionsmitteln sichern. Von verschiedenen Mitgliedsunternehmen des VCI werden in einem ersten Schritt 700 t Ethanol und 35.000 l Wasserstoffperoxid sowie über 12.000 l Glyzerin als Komponenten für Händedesinfektionsmittel zur Verfügung gestellt.

Der VCI bündelt auf diesen Seiten alle branchenrelevanten Informationen rund um die Auswirkungen des Coronavirus.

CT-News (26.03.2020): BASF stellt Krankenhäusern in Rhein-Neckar-Region Desinfektionsmittel zur Verfügung.

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