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Die sinkende Nachfrage aus Deutschland wird auch für den Schweizer Maschinenbau zum Problem. (Bild: Fotomanufaktur JL – stock.adobe.com)

  • Der Schweizer Maschinenbau und die verwandten Technologiebranchen sind besonders exportstark, dadurch aber besonders von der weltweiten Konjunktur abhängig.
  • In der Branche hat laut aktuellen Verbandszahlen im ersten Halbjahr 2023 ein Abschwung eingesetzt.
  • Auch die nächsten Monate dürften für die Unternehmen der Schweizer Tech-Industrie schwierig werden.

Maschinen aus Schweizer Produktion sind weltweit begehrt: Laut der Eidgenössischen Zollverwaltung macht der Wert der ausgeführten Metalle und Maschinen mehr als ein Viertel der Schweizer Exporte aus. Nur die Chemie und Pharmaprodukte sind mit knapp 48 % noch stärker. Die viel zitierten Schweizer Uhren machen dagegen nicht mal 10 % des Exports aus.


Neuaufträge gehen zurück

Doch gerade diese Stärke im Export macht den Maschinenbau sowie die verwandten Branchen wie Elektro- und Metallindustrie empfindlich für die aktuellen weltweiten Krisen. So meldete der Branchenverband Swissmem für das erste Halbjahr 2023 einen „Abschwung“. Demnach reduzierten sich die Auftragseingänge der Branche in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahressemester insgesamt um 9,6 %. Die Umsätze verharrten etwa auf Vorjahresniveau (+ 0,7 %).

Der Abwärtstrend akzentuierte sich dabei gerade im zweiten Quartal deutlich. Im Vergleich zur Vorjahres-periode sanken die Auftragseingänge um 14,3 % und die Umsätze um 3,4 %, wobei Großunternehmen stärker von Umsatzeinbußen betroffen waren als KMU. Für Hoffnung sorgen die noch immer hohen Bestände an „Altaufträgen“ in den Unternehmen. Diese sorgten für eine Kapazitätsauslastung in den Betrieben von 88,2 % im zweiten Quartal, die weiterhin über dem langjährigen Mittel von knapp 86 % lag.


Export nach Deutschland sinkt besonders deutlich

Die Güterausfuhren der Schweizer Tech-Industrie erreichten im ersten Halbjahr 2023 einen Wert von 36,1 Mrd. Franken. Das sind 1,1 % weniger als in der Vorjahresperiode. Ausschlaggebend war besonders der Exportrückgang bei den Metallen (- 9,0 %). Aber auch die Ausfuhren bei den Präzisionsinstrumenten verminderten sich leicht um 0,4 %. Hingegen konnten die Exporte in der Elektrotechnik/Elektronik (+ 1,9 %) und im Maschinenbau (+ 1,0 %) nominal leicht zulegen.


Alle Hauptmärkte verzeichneten Exportrückgänge. Konkret reduzierten sie sich nach Asien um 2,5 %, in die USA um -0,3 % und in die EU um -1,2 %, wobei der Rückgang nach Deutschland um 2,7 % besonders ins Gewicht fällt.

Aussichten weiterhin trüb

Die Stimmung in den Mitgliedsfirmen hat sich laut dem Verband Swissmem im zweiten Quartal 2023 weiter ein-getrübt. Für die kommenden zwölf Monate gehen 37 % der Unternehmerinnen und Unternehmer von sinkenden Aufträgen aus dem Ausland aus. Das ist ein Drittel mehr als im ersten Quartal 2023. Der Anteil jener, die höhere Aufträge erwarten, hat sich gleichzeitig um ein Drittel verringert. Der Stand des Einkaufsmanagerindex (PMI) in der Industrie unterstreicht die sich verdüsternden Aussichten. In fast allen wichtigen Märken – insbesondere in der Eurozone und ganz ausgeprägt in Deutschland, China und den USA – wies der PMI im Juli 2023 einen Indexstand aus, der auf einen kräftigen Abschwung hindeutet.

Die Unterschiede zwischen den Subbranchen sind allerdings beträchtlich. In den Zulieferfirmen für die Luftfahrt sowie in den Unternehmen der Umwelt- und Energietechnik ist der Geschäftsgang nach wie vor gut. Stark unter Druck sind die Betriebe in den Bereichen Metallverarbeitung, Automotive und Textilmaschinen. Viele Unternehmen zehren noch von einem guten Auftragsbestand. Kurzfristig erwartet Swissmem deshalb keinen signifikanten Stellenabbau, zumal noch immer ein spürbarer Fachkräftemangel herrscht.

Dennoch ist Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem, sehr besorgt: „Die nächsten Monate dürften für die Unternehmen der Schweizer Tech-Industrie schwierig werden. Im besten Fall hilft der hohe Auftragsbestand den Abschwung einigermaßen zu überbrücken, bis die Aufträge wieder anziehen. Allerdings ist ein tiefgreifender Einschnitt angesichts der schlechten Konjunkturlage in vielen wichtigen Märkten nicht auszuschließen. Zudem dämpft der Zinsanstieg weltweit die Investitionsbereitschaft.“

Lichtblick Indien

Als positiver Ausreißer in der Exportstatistik fällt Indien auf. Die Güterausfuhren in diesen aufstrebenden Markt stiegen im ersten Halbjahr um über 11 % und erreichten einen Wert von einer halben Milliarde Franken. Swissmem Präsident Martin Hirzel sagt: „Viele Unternehmen wollen sich von China unabhängiger machen und beginnen Indien als alternativen Produktionsstandort aufzubauen. Das stützt unsere Maschinenexporte.“ Die positive Entwicklung des indischen Marktes wird jedoch nicht ausreichen, um den kommenden Abschwung zu kompensieren. Der wichtigste Ansatz bei den Rahmenbedingungen liegt weiterhin im Verhältnis zu Europa. Die EU wird auch in den kommenden Jahrzehnten der größte Handelspartner bleiben. „Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen den großen globalen Macht-
blöcken könnte die EU für die Schweiz noch an Bedeutung gewinnen“, betont Martin Hirzel.

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