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Der VCI sieht die Zahl der Patentanmeldungen und die Fähigkeiten nach denen in Stellenausschreibungen gesucht wird, als Indikatoren für den Zustand von Forschung und Entwicklung in Deutschland. (Bild: Danielle Bonardelle – Fotolia)

„Insgesamt ist mir für die Zukunft nicht bange“, schließt Thomas Wessel, Vorsitzender des Forschungs- und Bildungsausschusses im Verband der chemischen Industrie (VCI), seine Rede auf der Forschungspresskonferenz des Verbands. Er setzt auf die Pläne der neuen Bundesregierung sowohl zur Chemie-Agenda 2045 als auch zum Stärken des Pharmastandorts Deutschland – gleichzeitig betont er, dass diese Vorhaben der Industrie nur helfen, wenn nicht nur darüber gesprochen wird, sondern sie tatsächlich umgesetzt werden.

Denn trotz der hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie (2023: 15,6 Mrd. Euro, nach Schätzungen des Verbands 2024: 16,1 Mrd. Euro und 2025: 16,5 Mrd. Euro) fällt Deutschland bei den Patentanmeldungen zurück. Die Konkurrenz schläft nicht: China und Südkorea haben Deutschland beim Anteil an den weltweiten Chemie- und Pharmapatentanmeldungen überholt, was Wessel auf die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des „Heimatstandorts“ zurückführt.

Auswirkungen der US-Zollpolitik

Anteil der Länder USA, Japan, China, Südkorea und Deutschland an den weltweiten Chemie- und Pharma-Patentanmeldungen
Anteil der Länder an den weltweiten Chemie- und Pharma-Patentanmeldungen. Datenquelle: WPI (STN) – Berechnungen Fraunhofer-ISI und ZEW , VCI (Bild: Redaktion)

Zudem würden „die erratischen Zollideen einzelner Präsidenten“ perspektivisch Einfluss auf Forschungs- und Produktionsstandorte nehmen. Wessel befürchtet, dass Unternehmen neben ihren Produktionsstätten auch ihre Forschung und Entwicklung an neue Standorte verlagern würden. Gleichzeitig sieht er das Abwandern von Wissenschaftlern aus den USA als Chance. Es sei aber Aufgabe der Politik, das Thema zu adressieren und mit geeigneten Instrumenten zu unterstützen. Er bekomme in seiner Funktion als Personalvorstand bei Evonik aktuell viele Bewerbungen aus den USA, auch von jungen Menschen, die den Wandel bei Diversity-Themen in den USA kritisch sehen.

Stellenausschreibungen als Trendindikator

Anteil der Stellenausschreibungen von 2020 bis 2023 aus den USA, der EU und China, die mindestens einen relevanten Skill in diesem Trend enthalten, an der Gesamtzahl der Stellenausschreibungen.
Anteil der Trends an allen Stellenausschreibungen 2020 bis 2023 aus den USA, der EU und China. (Bild: VCI)

Im Future Skills Report Chemie 2.0 haben BAVC, IGBCE und HRForecast rund 450.000 Stellenausschreibungen der Chemie- und Pharma-Industrie in den USA, EU, Deutschland und China wurden analysiert. Knapp ein Viertel aller untersuchten Stellenausschreibungen enthält mindestens einen Skill aus den Bereichen „Agile Methoden“ und „Data Science & Analytik“. Ebenfalls bei den gesuchten Fähigkeiten mit Anteilen über 10 % vorne mit dabei: Biotechnologie, Nachhaltigkeit und Big Data. Was Unternehmen für Fähigkeiten bei Bewerberinnen und Bewerbern suchen, ist ein Indikator dafür, wie sich die Branche wandelt und was die Unternehmen als nötig erachten, um diesen Wandel zu vollziehen.

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