Menschen streiken in Stadt

Die bundesweit mehr als 585.000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmabranche profitieren im Januar noch vom letzten Tarifabschluss. (Bild: karepa - stock.adobe.com)

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) verlangt eine spürbare Entgeltsteigerung für die Beschäftigten, um den Reallohnverlusten der vergangenen Jahre ein Ende zu setzen. Hohe Inflation und teure Energie würden mittlerweile auch die breite Mittelschicht schwer belasten. Dem IGBCE-Tarifvorstand nach, befindet sich allerdings nicht die ganze Branche in der Krise, die Geschäfte der Pharma- oder Konsumgüterindustrie beispielsweise liefen gut, weshalb der Vorstand das Argument von Arbeitgebern, aufgrund der Krise bestehe nicht die Möglichkeit auf Lohnerhöhungen, nicht gelten lassen will.

Chemie-Verhandlungsführer Oliver Heinrich forderte stellvertretend eine Erhöhung der Entgelte in der Spanne von 6 bis 7 % und tarifliche Regelungen für besseren Schutz und Arbeitsplatzsicherheit für IGBCE-Mitglieder. Zudem hatten sich beide Seiten bereits im vergangenen Tarifvertrag darauf verständigt, gemeinsam Regelungen zur Stärkung der Tarifbindung verabreden zu wollen. Die Forderungsempfehlung umfasst auch eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV). „Hier herrscht ein gewaltiger Modernisierungsstau“, sagt der IGBCE-Tarifvorstand. Der BETV stamme aus dem Jahr 1987, kenne noch nicht mal Bachelor und Master, habe viel zu komplizierte Regelungen bei Höhergruppierungen und umfasse inzwischen viele Akademikerinnen und Akademiker nicht mehr.

Die Quote der Unternehmen, die krisenbedingt von Öffnungsklauseln Gebrauch mache, liege aktuell weit unter 5 %. „Eine allumfassende Krise sieht anders aus“, macht Heinrich klar. „Wir haben eine bodenständige Forderung vorgelegt – jetzt erwarten wir auch Realitätssinn vom Sozialpartner.“

Nach Aussage von Heinrich gehen in der Chemieindustrie bald 25.000 Menschen pro Jahr in den Ruhestand und es kommen nur 10.000 neu Auszubildende nach – die Forderungen des IGBCE-Vorstands würden dafür sorgen, dass die Branche wieder attraktiver für junge Nachwuchskräfte wird.

Die am 30.01.2024 verkündete Forderungsempfehlung wird nun in den Betrieben besprochen und die Resultate fließen in den Forderungsbeschluss am 10. April 2024 ein. Zu diesem Zeitpunkt sollen dann die regionalen Tarifverhandlungen beginnen. Etwa einen Monat später am 14. und 15. Mai wechseln die Gespräche auf Bundesebene, wo dann zentral für die gesamte Chemie- und Pharmaindustrie verhandelt wird, für Anfang Juni und Ende Juni sind weitere Termine geplant. Am 30. Juni endet zudem die Friedenspflicht.

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