- Die Preise für Chemieanlagen sind im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal um 0,6 % gestiegen.
- Entscheidender Treiber für den Index PCD sind derzeit Preissteigerungen bei Maschinen und Apparaten.
- Preise für Bauleistungen gaben zuletzt leicht nach.
Die Jahre 2022 und 2023 waren für den Anlagenbau eine Achterbahnfahrt – und diese hält zum Teil bis heute an. Denn in den Jahren zuvor hatten die Engineering-Unternehmen zahlreiche Aufträge für Erweiterungen und Neuanlagen verbucht. Doch vor allem Projekte, die aufgrund des Umfangs und der langen Lieferzeiten für Schlüsselequipment sowie der begrenzten Kapazitäten für Bau- und Montageleistungen mehrere Jahre dauern, wurden zum Problem. Denn so mancher Anbieter kalkulierte seine Angebote auf Basis der Preisentwicklung der vergangenen Jahre – die Inflation der Jahre 2022 und 2023 hatte dabei niemand auf dem Zettel. 0,5 bis 2,5 % stieg der Preisindex Chemieanlagen Deutschland, PCD, in den Jahren von 2015 bis 2021 von Jahr zu Jahr, knapp 10 % dann im Jahr 2022. 3,4 % legte der Index 2023 zu. Selbst für Engineering-Anbieter die ihre Offerten 2021 noch mit Preiszuschlägen von großzügigen 3 % p. a. kalkuliert hatten, ging die Rechnung nicht mehr auf. Gut, wer Preisgleitklauseln in den Verträgen hatte! Aber auch diese haben das Problem nur verlagert – denn der schwarze Peter lag dann bei den Auftraggebern.
Kostensteigerungen treffen Anlagenbau und Auftraggeber
Unvorhersehbare Kostenentwicklungen treffen Anlagenbauer gleich doppelt: Zum einen müssen sie knapp kalkulieren, um Aufträge gegen den Wettbewerb zu gewinnen, zum anderen lassen die erwarteten Margen kaum Spielraum, um Preissteigerungen aufzufangen. Mit lediglich 3 bis 5 % Gewinn rechnen beispielsweise die meisten Anlagenbauer, die sich im Oktober zum Engineering Summit von VDMA und CHEMIE TECHNIK trafen.
Gut, dass die Preise für Chemieanlagen jetzt in ruhigeres Fahrwasser zu kommen scheinen. Denn seit Jahresbeginn verzeichnen wir eine deutliche Entspannung im Warenkorb PCD im Vergleich zu den Vorjahren – und das hat sich im dritten Quartal weiter bestätigt: Der PCD legte in Q3 um 0,6 % zu, seit Jahresbeginn steht ein Plus von 2,8 % zu Buche. Während im ersten Halbjahr vor allem die Personalkosten für Engineering- und Montageleistungen die wesentlichen Treiber waren, hat sich die Situation hier inzwischen beruhigt. Auch die Kosten für Bauleistungen stagnieren inzwischen – nach einem leichten Minus im zweiten Quartal (-0,4 %) stagnieren die Preise aktuell bei 0,0 % (Q3 vs. Q2).
Behälter und Reaktoren zuletzt teurer
Eine deutliche Dynamik zeigte sich dagegen bei Maschinen und Apparaten – diese aus 16 Einzelpositionen von Pumpen über Mühlen und Filtern bis hin zu Behältern und Reaktoren bestehende Kategorie legte zuletzt um 2,1 % zu, über das Gesamtjahr sogar bereits um 4,5 %. Als Index-Schwergewicht mit einem Anteil von 21 % sorgt dies für den Preisauftrieb im Gesamtindex PCD. Spannend ist ein Blick in die Unterindizes: Während beispielsweise Pumpen, Verdichter oder Wärmeübertrager kaum Preissteigerungen verzeichneten, verteuerten sich Behälter, Reaktoren und Kolonnen um jeweils 4,3 % gegenüber dem Vorquartal. Mögliche Gründe dafür gibt es viele: So ist die Zahl der Anbieter überschaubar – was zum Beispiel auf lokale Effekte wie vereinzelt hohe Auslastung durch Großaufträge, Material- oder Personalengpässe schließen lässt.
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