Schnellere und belastbare Ökobilanzen

Evonik und Sphera bringen automatisierte Lebenszyklusanalysen in die Chemieindustrie

Das Chemieunternehmen Evonik und der Softwareanbieter Sphera haben ein TÜV-zertifiziertes Verfahren entwickelt, um Lebenszyklusanalysen (Life Cycle Assessments, LCA) automatisiert zu erstellen und Nachhaltigkeitsbewertungen transparenter zu machen.

Veröffentlicht Geändert
KI-generiertes Symbolbild: Eine moderne Chemieanlage im Sonnenlicht, mit klaren Rohrleitungen, Tanks und Gebäuden, im Hintergrund ein Himmel mit leichter Wolkenstimmung. Im Vordergrund transparente, digital wirkende Overlays wie Diagramme oder Datenströme, die Umweltindikatoren symbolisieren.

Mit der Lösung lassen sich Umweltwirkungen – darunter CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch und Nährstoffeinträge – auf Knopfdruck berechnen. Während bisher für eine vollständige LCA oft mehrere Wochen benötigt wurden, stehen die Daten nun innerhalb weniger Tage zur Verfügung. Nach Unternehmensangaben sind die Berechnungen damit bis zu zehnmal schneller als bei herkömmlichen manuellen Verfahren. Der Prozess wurde im Juli 2025 vom TÜV Rheinland zertifiziert.

Evonik hat die automatisierte Methode bereits für mehr als 1.000 Produkte umgesetzt und plant, sie bis 2027 konzernweit einzuführen. Grundlage sind zentrale Unternehmensdatenbanken sowie externe Datenquellen. „Unsere Kunden wollen nicht nur wissen, wie nachhaltig ein Produkt heute ist – sie wollen sehen, wie es morgen besser wird“, sagt Florian Böss, Leiter des Life Cycle Managements bei Evonik.

Relevanz für Regulierung und Industrie

Lebenszyklusanalysen gelten als etabliertes Instrument, um Umweltauswirkungen entlang des gesamten Produktlebenswegs transparent zu machen – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. Sie gewinnen vor dem Hintergrund regulatorischer Anforderungen wie der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) und der geplanten Sorgfaltspflicht-Richtlinie (CSDDD) weiter an Bedeutung.

Durch die TÜV-Zertifizierung wird die Zuverlässigkeit der digitalisierten Methode abgesichert. Grundlage war ein etabliertes manuelles Verfahren, das nun digital abgebildet wird. „Die chemische Industrie steht im Zentrum zahlreicher Wertschöpfungsketten – Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit sind in diesem Sektor besonders entscheidend“, betont Naved Siddique, Chief Product Officer von Sphera.

Beitrag zur Unternehmenssteuerung

Neben der externen Kommunikation setzt Evonik die automatisierten LCAs auch zur internen Entscheidungsfindung ein. Sie sollen helfen, den Einsatz von Rohstoffen und Energie effizienter zu gestalten und Maßnahmen zur CO₂-Reduktion ökologisch wie ökonomisch zu bewerten. Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie hat Evonik das Ziel formuliert, die eigenen Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2030 um 25 % zu senken. Die neue Lösung soll dazu beitragen, Fortschritte messbar zu machen und Handlungsspielräume besser zu nutzen.