Erste Anlagen in Großbritannien

Igus investiert in chemisches Kunststoff-Recycling

Der Gleitlager- und Energieketten-Spezialist Igus hat 4,7 Mio. Euro in das britische Unternehmen Mura investiert. Dieses verfolgt eine Technologie, mit der sich Kunststoffabfälle innerhalb von 20 min in Erdöl umwandeln lassen sollen.

Ego ist Geschäftsführer Frank Blase mit Vertretern von Unternehmen Mura in einer Produktionshalle
Igus-Geschäftsführer Frank Blase freut sich mit den Vertretern von Mura.

Dabei handelt es sich um die sogenannte „Catalytic Hydrothermal Reactor“-Technologie (kurz: Cat-HTR). Diese wurde 2007 von dem deutschen Professor Thomas Maschmeyer entwickelt und über zehn Jahre in einer Pilotanlage in Australien getestet. Das chemische Recycling mittels Cat-HTR funktioniert nach Angaben des Unternehmens dabei mit klassischerweise nicht-recycelbare Kunststoffabfälle und sei ressourcenschonender im Vergleich zur Gewinnung fossiler Erdöle. Lediglich Wasser, hohe Temperaturen und Druck werde für das Trennen und Neuverbinden der Zellen eingesetzt. Eine Anlage allein könne so in einem Jahr 20.000 t Plastik verarbeiten und damit 28.180 t CO2 reduzieren.

Daten & Fakten zur Kunststoffproduktion und zu Plastikmüll:

Bildergalerie 1 manu - fotolia.com
Weltweit werden jährlich über 330 Millionen Tonnen Kunststoffe (2016: 335 Mio. t) hergestellt (Angabe ohne Fasern aus PET, PA und PP). Seit Beginn der industriellen Kunststoffproduktion Anfang der 1950er Jahre wurden insgesamt rund 8,3 Mrd. Tonnen Plastik erzeugt.
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In Europa wurden 2016 rund 60 Mio. Tonnen Kunststoffe hergestellt - knapp ein Fünftel der globalen Produktion.
weltkarte
Die Hälfte der weltweit produzierten Kunststoffe (Thermoplaste und Polyurethane) kommt aus Asien, China ist der größte Produzent. Schade eigentlich, dass sich kein chinesischer Hersteller bislang an der "Alliance To End Plastic Waste" beteiligt. Daten: Plastics Europe,
Kunststoffeinsatz in Europa
Knapp 40 % der in Europa eingesetzten Primärkunststoffe werden für Verpackungen verwendet. Zweitgrößter Abnehmer ist die Bauindustrie (19,7 %), gefolgt von der Automobilindustrie (10 %). Daten: Plastics Europe,
Logo Recyclage Plastique
In Sachen Kunststoffrecycling gibt es auch in Europa noch viel zu tun. Obwohl die Deponiequote zwischen 2006 und 2016 von 13 auf 7 % gesunken ist, lag die Recyclingquote 2016 lediglich bei 31 %. 42 % werden energetisch genutzt.
hamburger hafen
90 % des Plastikmülls in den Ozeanen wird über 10 Flüsse eingetragen - davon liegen acht in Asien und zwei in Afrika. Der Ganges allein befördert jedes Jahr 1 Mrd. kg Plastik in den Ozean. (Angaben: Alliance to end plastic waste,

Vier Recycling-Anlagen in Planung

Vier solcher Anlagen plant Mura derzeit in Wilton, Großbritannien. Der Bau soll in diesem Jahr starten, es wären die ersten kommerziellen Cat-HTR-Anlagen. Abfallunternehmen sollen nach Fertigstellung den Müll liefern, um ihre Recyclingziele zu erreichen. Anschließend wird Erdöl wiedergewonnen, welches der Abnehmer zu einem ähnlichen Preis wie fossiles Erdöl beziehen kann. Im einem nächsten Schritt plant Mura weltweit Lizenzen zu vergeben und Anlagen zu bauen.

Investition in Kreislaufwirtschaft

Mit dem Investment will Igus, ein Unternehmen das Gleitlager und Energieketten aus Kunststoff herstellt, die Kreislaufwirtschaft unterstützen. So gerieten jedes Jahr 8 Mio. t Plastik in die Weltmeere, wodurch neben der Umweltverschmutzung auch Ressourcen im Wert von 80 Mrd. US-Dollar verloren gingen. Das Thema klassisches Recycling – dem Schreddern und Wiederverwenden von Kunststoffen – verfolgt das Unternehmen mit seinem Chainge-Programm, das die herstellerunabhängige Rücknahme und das Recycling von Energieketten vorsieht, bereits seit Oktober 2019. Das sei bei Hochleistungs-Kunsstoffen „der beste Weg“. Das chemische Recycling dagegen biete neue Möglichkeiten für nicht-technische Kunststoffe. (jg)

Deutscher Zukunftspreis – Verfahren für Kunststoffe aus Kohlendioxid:

110902_CO2-haltiger Schaumstoff
Dank eines neuen und nun preisgekrönten Verfahrens kann CO2 jetzt zur Herstellung von weichem Schaumstoff, wie hier im Bild, genutzt werden.
Covestro Kohlendioxid als Building Block der Chemie
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Erfolgreiches Team: Berit Stange, Christoph Gürtler und Professor Walter Leitner.
160397-Co2 Anlage
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Das Verfahren wurde am 29.11.2019 mit dem Deutschen Zukunftspreis prämiert. Im, Sucheta Govil, Chief Commercial Officer Covestro (2.v.r.) und Dr. Markus Steilemann, CEO Covestro.

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