Chemieanlage

Die Chemieindustrie drosselt derzeit ihre Produktion – mit massiven Auswirkungen für die Wertschöpfungsketten. (Bild: industrieblick – Fotolia)

Deutschland und Europa steuere auf eine Rezession zu, prognostiziert der Verband. Angesichts der dramatischen Entwicklungen in vielen Teilen der Branche wandte sich der Verband der Chemischen Industrie (VCI) daher nun mit Vorschlägen an die Politik, wie die Energiekrise bewältigt werden könne.

„Wie dramatisch die Entwicklungen sind, ist in der Politik offensichtlich noch nicht ausreichend durchgedrungen. Die Bundesregierung muss ihren Kompass nachjustieren. Die aktuelle Krise lässt uns keine Zeit für Experimente, denn sie bringt die Industrie und damit die Basis für Frieden und Wohlstand in ganz Europa in akute Gefahr. Die deutsche und die europäische Politik müssen jetzt alles tun, um das Schlimmste zu verhindern“, forderte VCI-Präsident Christian Kullmann.

VCI-Vorschläge zur Abmilderung der Energiekrise

  • Energieangebot rasch ausweiten

Um die Gas- und Strommärkte sehr kurzfristig zu stabilisieren, müsse das Energieangebot schnell ausgeweitet und Gaskraftwerke temporär aus dem Strommarkt verdrängt werden, meint der Chemieverband. Dazu müssten jetzt alle verfügbaren Energieträger ans Netz – erneuerbare Energien genauso wie Kohle und Kernkraft. Praktische Hürden müssten schnellstmöglich beseitigt werden.

  • Entlastungspakete konkretisieren

Das Energiekostendämpfungsprogramm müsse verlängert und mittelstandsfreundlich ausgestaltet werden. Auch Unternehmen in Chemieparks müssten davon profitieren.

  • Gasumlage aus dem Bundeshaushalt decken

Damit die Energiepreise nicht in noch weitere Höhen getrieben werden, solle die Gasumlage aus dem Bundeshaushalt gedeckt werden, fordert der Verband. Marktrelevante Gasversorger sollten zielgerichtet und temporär mit Staatsbeteiligungen gestützt werden.

  • Stabile Energiemärkte in Europa

Die derzeitige Schieflage an den Energiemärkten müsse europäisch angegangen werden. Es müsse gelingen, eine europäische Strompreisbremse zu konstruieren und beihilferechtlich abzusichern. Gesetzesinitiativen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie weiter belasten, müssten verschoben werden. Dazu gehörten die EU-Chemikalienstrategie, die Industrieemissionsrichtlinie und die geplanten CO2-Grenzausgleichsmaßnahmen.

  • Leichtfertige Eingriffe unterlassen

Das komplexe Strommarktdesign solle nicht überstürzt verändert werden. Zufallsgewinne abzuschöpfen, bringe kurzfristig keine Entlastung im Gas- und Strommarkt.

  • Resilienz mithilfe der Industrie stärken

Die von Russland aufgezwungene Energiekrise erforderten den kurzfristigen und zeitlich begrenzten Einsatz von Finanzmitteln aus dem Bundeshaushalt. Es gehe darum, die hiesige Industriestruktur zu erhalten, so der VCI. Verlorene Struktur komme nach der Krise nicht zurück, Arbeitslosigkeit und Sozialtransfers müssen dann mit noch höheren Beiträgen finanziert werden.

Sie möchten gerne weiterlesen?