
(Bild: Ti Studio – stock.adobe.com (KI-generiert))
Denn wir wissen schließlich, dass ein Zoll aus dem verdrehten Einheitensystem der US-Amerikaner ungefähr zweieinhalb ordentlichen Zentimetern entspricht. Die erhobenen Zölle sind somit nicht halb, sondern mehr als doppelt so groß. Aber nicht mit uns, solche Tricks beherrschen wir auch. Die EU hat überbordende Bürokratie vielleicht nicht erfunden, aber perfektioniert. Wir präsentieren: Den Brüssel-Straßburger „Maßnahmenkatalog zur maßgeblichen und maßvollen Maßermittlung“.
Nach diesem neuen Maßstab aller Dinge hängen Importzoll und Exportzentimeter nun nicht nur von Wert und Länge des verschifften Gutes, sondern auch von der zurückgelegten Strecke durch verschiedene Zeit- und Klimazonen ab. Berechnet wird das Ganze in Stundenkilometercelsius. Und weil wir ebenfalls keine Unmenschen sind, exportieren wir (Wir sind immer noch Exportweltmeister!) die Umrechnungstabelle (wahlweise in Excel oder Open Office) für die alchemistische Transmutation in die entsprechende US-Einheit Hotlinecall-Mile-Fahrenheit gleich mit.
Ursprünglich sollte diese exakt Maß nehmende Maßnahme erst ab dem dritten Oktober gelten. Nein, nicht zum Maß nehmen auf dem Oktoberfest, sondern zum Tag der deutschen Einheit. Dem entgegen stand der durchaus berechtigte Einwand aus Brüssel, eine deutsche Einheit könnte langfristig zu siebenundzwanzig europäischen Einheiten (entspricht ca. 50 US State Units (Unities?)) führen, anstatt einer einzigen.
Ein festes Datum für das Inkrafttreten der maßregelnden Maßnahmen konnte von den beteiligten Gremien allerdings noch nicht gefunden werden. Wegen Terminkonflikten mit Verhandlungen über abschaffende Beibehaltung gleichzeitiger Sommer- und Winterzeit fand sich zunächst kein Termin, an dem alle 213 Ausschussmitglieder Zeit hatten. Ein weiterer Termin scheiterte, weil die Hälfte der Delegierten eine Stunde zu spät erschien.
Endlich ein Brexit-Vorteil
Allerdings hat diese Verzögerung auch ihr Gutes: Im transatlantischen Einheitsstreit will in der Zwischenzeit Großbritannien als Vermittler auftreten. Die Neutralität von Ex-EU-Mitglied und Ex-US-Mutternation gilt als gewährleistet. Und auch wenn Importzölle dann demnächst weltweit in Yardshilling berechnet werden müssen, so lässt sich den Briten zumindest die Kompetenz im Umgang mit Einheitsbrei nicht absprechen.
Ein Teilerfolg wurde bereits erzielt, die Temperaturstreitigkeiten sind beigelegt: Sämtliche Ex- und Importe in beiden Richtungen über den Atlantik finden ab Hochsommer 2027 in Kühlcontainern bei einer sogenannten Freiheitstemperatur von einheitlich -40 °C°F statt. Und so funktioniert Diplomatie mit dem Zollstock, Entschuldigung, mit dem Gliedermaßstab. Denn solange umgerechnet wird, wird wenigstens nicht geschossen.