Hintergrund der Entscheidung von Evonik war die zunehmende Ausrichtung auf „margenstarke“ Spezialchemikalien. Lülsdorf mit seinem Fokus Basischemikalien passte nicht mehr in dieses Konzept. An dem Standort werden im Wesentlichen Alkoholate, Kaliumderivate und – im Verbund mit den Anlagen im benachbarten Wesseling – Cyanurchloride hergestellt. Der Standort steht mit seinen Geschäften für einen jährlichen Umsatz von etwa 260 Mio. Euro.
Für den Standort mit seinen knapp 600 Mitarbeitern sei eine Weiterentwicklung innerhalb des Konzerns aber „nicht mehr möglich“, hatte Vorstandschef Christian Kullmann im Oktober 2021 erklärt. „Wir konzentrieren unsere Investitionen konsequent auf nachhaltige Wachstumsmärkte und trennen uns von zyklischen Geschäften“, sagte Kullmann zum Lülsdorf-Verkauf zuletzt bei der Präsentation der Geschäftszahlen im vergangenen März.
ICIG will „massiv“ in den Standort investieren
Großes Potenzial für Lülsdorf sieht man hingegen offenbar bei ICIG: Der neue Besitzer will laut einer Pressemitteilung aus dem April „nun massiv in den Standort investieren“. Die Gruppe übernimmt alle Mitarbeiter und Produktionsanlagen. Mit dem Standort geht außerdem auch das bisherige Cyanurchlorid-Geschäft von Evonik in Wesseling an ICIG über.
Die Lülsdorf-Übernahme passt exakt in das Konzept von ICIG. Die Gruppe konzentriert sich nach eigenen Angaben ausschließlich auf die chemische Industrie und zwar „vorzugsweise auf Tochtergesellschaften großer Konzerne“, die dort nicht mehr zum Kerngeschäft gehören. Seit der Gründung 2004 hat ICIG auf diese Weise mehr als 25 Chemie- und Pharmagesellschaften in Europa und den USA übernommen.
Die Unternehmensgruppe mit Sitz in Luxemburg betreibt weltweit inzwischen mehr als 35 Produktionsstätten, darunter auch frühere Clariant-Anlagen in Frankfurt. Auch in den Bereichen Chlorchemie und Spezialchemie ist ICIG bereits tätig, diese will das Unternehmen durch die von Evonik übernommenen Geschäfte nun weiter ausbauen.