Appell an neue Bundesregierung

Wirtschaftsbündnis um Bayer und Thyssenkrupp fordert Klimaschutz-Offensive

Zum Start der vertieften Sondierung haben deutsche Unternehmen die nächste Bundesregierung zu einer ambitionierten Klimapolitik aufgefordert. Beteiligt an dem Appell sind unter anderem Thyssenkrupp sowie die Chemiekonzerne Bayer und Wacker.

Bayer-Werk
Die Wirtschaft steht bereit, um Klimaschutz zum Geschäftsmodell und Klimaneutralität zum Markenzeichen des Wirtschaftsstandorts Deutschlandzu machen, heißt es in der Veröffentlichung.

Mit ihrer Initiative rufen die insgesamt 69 Unternehmen – darunter auch die Automatisierungsspezialisten Phoenix Contact und Schneider Electric – die verhandelnden Parteien auf, Deutschland auf einen klaren, verlässlichen und planbaren Pfad zur Klimaneutralität zu bringen. Konkret fordern sie von der neuen Bundesregierung, innerhalb der ersten 100 Tage eine Umsetzungsoffensive für Klimaneutralität aufzusetzen.

Klimaneutralität als Markenzeichen der deutschen Wirtschaft

„Der Klimaschutz war bei der Bundestagswahl das wahlentscheidende Thema und muss von den Parteien bei der Bildung einer neuen Bundesregierung ganz oben auf die Agenda gesetzt werden“, sagt Prof. Dr. Michael Otto, Präsident der Stiftung 2°, Unternehmer und Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group. „Die Dekade des Handelns für den Klimaschutz hat begonnen. Die neue Bundesregierung muss jetzt den Rahmen setzen, damit wir als Unternehmer Klimaneutralität zum Markenzeichen der deutschen Wirtschaft machen können“, so Otto weiter.

Unternehmen der Stiftung 2°
Insgesamt 69 Unternehmen haben sich dem Aufruf angeschlossen.

Unter den beteiligten Firmen sind namhafte Vertreter aus allen relevanten Branchen und Schlüsselindustrien – neben der Grundstoff- und Chemieindustrie sind auch der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Finanzbranche sowie große Unternehmen aus den Bereichen Gebäude, Mobilität und Handel vertreten. Zusammen beschäftigen sie nach eigenen Angaben in Deutschland mehr als 1 Mio. und weltweit über fünf Millionen Menschen und stehen für einen globalen Umsatz von etwa 1 Bio. Euro.

Ausbau von Technologien und Infrastruktur vorantreiben

In Anlehnung an den ganzheitlichen Ansatz des Green Deals der EU-Kommission fordern die Unternehmen in dem Appell, dass die Umsetzungsoffensive ein Paket konkreter Maßnahmen enthalten sollte, damit das Ziel Klimaneutralität bis 2045 verlässlich erreicht werden kann. Für die Transformation zur Klimaneutralität müsse so der Ausbau wichtiger Technologien und Infrastrukturen beschleunigt vorangetrieben werden. Dies gelte insbesondere für den Ausbau Erneuerbarer Energien und der dafür erforderlichen Stromnetze, klimafreundliche Industrieanlagen und Verkehrsinfrastrukturen sowie die energetische Gebäudesanierung.

Klimaziele großer Chemiekonzerne in Bildern

Novartis
Novartis will die eigene Geschäftstätigkeit bis 2025 und die seiner Lieferkette bis 2030 kohlenstoffneutral gestalten. Außerdem plant das Biotechnologie- und Pharmaunternehmen, ebenfalls bis 2030 kunststoff- und wasserneutral zu wirtschaften.
Merck
Merck hat im November 2020 seine neue Nachhaltigkeitsstrategie vorgestellt. Das Pharma- und Chemieunternehmen hat sich 2030 als Etappenziel gesetzt bis zu dem es seine Treibhausgas-Emissionen um 50 % reduzieren (Vergleich 2020) und 80 % seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen will. Um Emissionen einzusparen plant Merck, bis 2023 90 % seiner Healthcare-Produkte mit dem Schiff, anstelle des Flugzeugs zu transportieren.
Pfizer
Pfizer - der Pharmakonzern in aller Munde - hatte seine Treibhausgasemissionen 2020 im Vergleich zu 2012 um 20 % gesenkt. Außerdem hat das Unternehmen eine Windturbine mit einer Kapazität von 2 MW in Puurs, Belgien installiert. Diese liefert 10 % des am Standort benötigten Stroms. Noch eine weitere dieser Turbinen soll in Kürze in Betrieb gehen. Ein weiterer erreichter Meilenstein sind die Solarmodul-Anlagen die Pfizer an verschiedenen Standorten weltweit (Italien, USA, Puerto Rico) gebaut hat.
Sanofi
Der französische Pharmakonzern Sanofi hat sich 2025 als Etappenziel gesetzt. Bis dahin will er seine CO2-Emissionen im Zusammenhang mit den Standorten und den Fahrzeugen des medizinischen Personals um 50 % (Vergleich 2015) reduzieren. 2050 soll dann die vollständige CO2-Neutralität in diesem Bereich erreicht werden. Das Unternehmen gibt an, 2019 seine Emissionen gegenüber 2018 um 3 % und gegenüber 2015 um 12 % gesenkt zu haben.
L'Oréal
Das Kosmetikunternehmen L'Oréal hat ein hehres Ziel: die eigenen Standorte bis 2025 durch verbesserte Energieeffizienz und erneuerbare Energien klimaneutral zu machen. Die weiteren Pläne sehen vor, bis 2030 den Verbrauchern zu ermöglichen, die CO2-Emissionen die beim Verwenden der Produkte entstehen, um 25 % (Vergleich 2016) zu reduzieren. Weiterhin will der Konzern bis 2030 die mit dem Produkttransport verbundenen Emissionen sowie die seiner Lieferanten um 50 % (Vergleich 2016) verringern.
Beiersdorf
Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf plant, an seinen eigenen Produktionsstandorten bis 2030 klimaneutral zu sein. Außerdem will er bereits bis 2025 die direkten und indirekten Treibhausgas-Emissionen um 30 % reduzieren. Bezogen auf die eigenen Produkte hat das Unternehmen vor, bis Ende 2025 ausschließlich biologisch abbaubare Polymere in den Formulierungen zu verwenden. Den Wasserverbrauch pro fertigem Produkt möchte Beiersdorf bis 2025 um 25 % (Vergleich 2018) senken. Weiterhin will der Konzern bis 2025 Rohstoffe wie Palmöl, Soja und Papier entwaldungsfrei beschaffen.
Unilever
Unilever hat vor, die Netto Null bis 2030 in seinen eigenen Betrieben zu erreichen. Bis dahin will der Konsumgüter-Hersteller auch die Treibhausgas-Emissionen (Scope 1 und 2) aus dem Energie- und Kältemittelverbrauch um 100 % reduzieren. Den ersten Erfolg konnte das Unternehmen bereits 2020 feiern: seit Beginn des Jahres bezieht es weltweit zu 100 % Strom aus erneuerbaren Energien. Den größten Meilenstein hat Unilever sich für 2039 gesetzt, bis dahin sollen alle seine Produkte von der Beschaffung bis zum Verkauf klimaneutral sein.
Nestlé
Der größte Nahrungsmittelkonzern weltweit - Nestlé - hat sich 2050 als Zieljahr gesetzt, um klimaneutral zu sein. Damit es so weit kommt hat das Unternehmen einige Etappenziele geplant. Dazu gehört bis 2025 an allen Standorten grünen Strom zu verwenden, jedes Jahr 20 Mio. Bäume zu pflanzen und ebenfalls bis 2025 ein Drittel weniger neue Kunststoffe für Verpackungen zu nutzen. Weiterhin will der Konzern bis 2023 ausschließlich zertifiziertes, nachhaltiges Palmöl verwenden und schon bis 2022 seine Fahrzeugflotte auf umweltfreundlichere Optionen umstellen.
Coca-Cola
Der Getränkehersteller Coca-Cola strebt für 2040 die Klimaneutralität an. Bis 2030 will der Konzern bereits seine Treibhausgas-Emissionen um 30 % (Vergleich 2019) über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg reduzieren. Weiterhin motiviert das Unternehmen laut eigener Aussage seine Lieferanten, ihren Strom bis 2023 zu 100 % aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Insgesamt lässt sich Coca-Cola die Umsetzung seiner Ziele für die CO2-Reduktion über die nächsten drei Jahre 250 Mio. Euro kosten.

„‘Klimaneutralität machen‘ sollte zum Motto der neuen Legislaturperiode werden. Die neue Bundesregierung muss klimapolitisch mutig und entschlossen handeln und kann dabei auf die Unterstützung dieser breiten Unternehmensallianz bauen“, sagt Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°. „Jetzt kommt es darauf an, eine Umsetzungsoffensive für Klimaneutralität ins Zentrum einer Regierungsbildung zu rücken. Wenige Wochen vor der Weltklimakonferenz in Glasgow und vor den wichtigen Entscheidungen für das „Fit for 55“-Paket der EU senden die Unternehmen damit auch ein wichtiges Signal an die europäische und internationale Gemeinschaft“, so Nallinger weiter.

Der vollständige Text des Unternehmensappells ist auf der Seite der Stiftung 2° abrufbar (PDF).

Aktuelle Vorhaben zur Kohlendioxid-Speicherung in Bildern

BASF lizenziert seine Gaswäsche-Technologie für ein Projekt zum Abscheiden und Speichern von Kohlendioxid im Taichung Power Plant Carbon Reduction Technology Park in Taiwan. Betreiber des Projekts ist der taiwanesische Stromanbieter Taipower.
BASF lizenziert seine Gaswäsche-Technologie für einProjekt zum Abscheiden und Speichern von Kohlendioxid im Taichung Power Plant Carbon Reduction Technology Park in Taiwan. Betreiber des Projekts ist der taiwanesische Stromanbieter Taipower. Das CCS-Projekt soll im Taipower-Kraftwerk im taiwanesischen Taichung entstehen.
Die Joint-Venture-Partner Totalenergies, Equinor und Shell investieren rund 700 Mio. US-Dollar in die zweite Phase ihres Carbon-Capture-Projekts Northern Lights. Zudem konnten sie sich einen 15-jährigen Handelsvertrag für die CO₂-Speicherung sichern.
Die Joint-Venture-Partner Totalenergies, Equinor und Shell investieren rund 700 Mio. US-Dollar in diezweite Phase ihres Carbon-Capture-Projekts Northern Lights. Zudem konnten sie sich einen 15-jährigen Handelsvertrag für die CO₂-Speicherung sichern.
Eine Forschungsgruppe an der TU Wien hat aus gebrauchten Nickel-Metallhydrid-Batterien und gebrauchter Alufolie einen Nanokatalysator hergestellt. Dieser kann Kohlendioxid aus der Luft abscheiden und in Methan umwandeln.
Eine Forschungsgruppe an der TU Wien hat aus gebrauchten Nickel-Metallhydrid-Batterien und gebrauchter Alufolie einen Nanokatalysator hergestellt. Dieser kannKohlendioxid aus der Luft abscheiden und in Methan umwandeln.
Ineos hat die endgültige Investitionsentscheidung für eine großtechnische CO₂-Speicheranlage in der dänischen Nordsee getroffen. Das sogenannte Projekt Greensand soll spätestens Anfang 2026 den Speicherbetrieb aufnehmen.
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Aramco kündigt drei strategische Projekte an: modulare CO₂-Abscheidung, nachhaltige Flugkraftstoffe und den weltweit größten Carbon-Capture-and-Storage-Hub. Partner sind Carbon Clean, Samsung E&A, Total Energies, Sirc, Linde und SLB.
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Auf der Carbon Capture Technology & Expo in Hamburg im Oktober 2024 besprachen Vertreter der Partnerunternehmen Details der Forschungskooperation: Dr. Dirk Poppe (Head of Innovation Domain Carbon Capture and Utilization | Creavis), Julia Keller (GEA, Senior Director Carbon Capture Solutions), Dr.-Ing. Nayra Sofia Romero Cuellar (Project Manager Carbon Capture and Utilization | Creavis), Jennifer Materlik (Senior Project Manager Carbon Capture and Utilization | Creavis) und Dr. Felix Ortloff (GEA, Senior Director Carbon Capture)
GEA und Creavis, die strategische Forschungseinheit von Evonik, haben im Bereich Carbon Capture eine Forschungs- und Entwicklungskooperation vereinbart. Ziel ist dieWeiterentwicklung der CO2-Abtrennung aus Rauchgasen.
Linde Engineering soll für ein Offshore-Sauergasprojekt von Adnoc in den Vereinigten Arabischen Emiraten Technologie zur Kohlenstoffabscheidung liefern. Insgesamt 1,5 Mio. t Kohlendioxid sollen pro Jahr abgeschieden und unterirdisch gespeichert werden.
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Thyssenkrupp Polysius hat von der Titan-Gruppe den Auftrag erhalten, in Griechenland die beiden Ofenlinien des Zementwerks Kamari mit Systemen zur CO2-Abtrennung auszurüsten. Die Inbetriebnahme der Systeme ist für Ende 2029 geplant.
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