Die Chemieindustrie in Deutschland und Europa steht unter Druck. Damit ihr nicht das Licht ausgeht, müssen Anlagen zumindest in Teilen zu „Dark Factories“ werden: Die autonome Anlage stand deshalb im Zentrum des Anwendertreffens der Prozessautomatisierer, der Namur-Hauptsitzung.
Armin Scheuermann ist freiberuflicher FachjournalistArmin Scheuermannist freiberuflicher Fachjournalist
7 min
Werden Chemieanlagen zu „Dark Factories“? Das wohl nicht, aber wenn es nach der Namur geht, sollen sie sich künftig weitgehend autonom steuern und selbst optimieren.KI-generiert mit Dall-E / ChatGPT
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Um
Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, setzt die Namur auf autonome Anlagen.
Bis
zu 5 %
geringere Betriebskosten und 20 %
Einsparung bei Automatisierungskosten sind möglich – wenn Basisautomation und
KI zusammenspielen.
Die
Technologie ist bereit – was fehlt, sind Tempo, Mut und ein klares
Transformationsziel auf Betriebsebene.
Alle
76 Sekunden rollt in Peking ein SU7 vom Band – produziert von Xiaomi in einer
hochautomatisierten Fabrik, in der kaum noch ein Licht brennt. Nicht etwa aus
Spargründen, sondern weil dort kaum noch Menschen arbeiten. Eine „Dark
Factory“, wie sie im Lehrbuch steht. Ganz anders im
Porsche-Werk in Zuffenhausen, wo der vergleichbare Taycan gefertigt wird: Hier
leuchten die Hallen noch hell, denn der Mensch ist hier noch das zentrale
Element der Fertigung. Der Kontrast könnte kaum größer sein und wirft eine unbequeme Frage
auf: Wie lange können
es sich Hochtechnologiestandorte wie Deutschland noch leisten, nicht auf
Autonomie zu setzen?
Olaf Abel, VP Operations Basic Petrochemicals beim BASF-Standort Ludwigshafen:
„Viele stehen vor der Entscheidung: investieren oder schließen.“Redaktion
Auch
in der Chemieindustrie stellt sich diese Frage. Explodierende Energiepreise,
globale Überkapazitäten, schwindende Margen und der Fachkräftemangel setzen die
Branche unter Druck. „Viele stehen vor der Entscheidung: investieren oder
schließen“, brachte es Olaf Abel von BASF im November
auf dem alljährlichen Anwendertreffen der Prozessautomatisierer, der Namur-Hauptsitzung, auf den Punkt.
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Dunkel
wird es in Chemieanlagen aus Sicherheitsgründen nie sein – aber die Ähnlichkeit zur „Dark
Factory“ nimmt zu.
Die Anlagen müssen intelligenter werden: selbstoptimierend, lernfähig und
resilient – um in
Europa überhaupt noch wirtschaftlich betrieben werden zu können. Die autonome Anlage ist
keine Zukunftsvision mehr, sondern eine Frage des Überlebens. Denn die
Chemieindustrie in Europa steckt in der Krise. „Seit vier Jahren arbeitet die
Branche mit einer Auslastung, die unterhalb der Profitabilität liegt“, sagte Tobias Schlichtmann, der Vorstandsvorsitzende der Namur
und SVP Strategic Projects bei der BASF, zu Beginn des Treffens der rund 650
Prozessautomatisierer Ende November. Gründe dafür gibt es genug: Hohe Energie-
und Rohstoffkosten gehören
dazu. Besonders toxisch für die hiesigen Produzenten ist jedoch die Kombination
dieser Nachteile mit globalen Überkapazitäten und dem Exportdruck von
Wettbewerbern aus China und den USA. „Viele stehen vor der Entscheidung:
investieren oder schließen“, berichtete Olaf Abel, VP Operations Basic
Petrochemicals beim BASF-Standort Ludwigshafen. „Prüfkriterium ist dabei die
Erwartung der künftigen Wettbewerbsfähigkeit.“
Tobias Schlichtmann, Vorstandsvorsitzender der Namur:
„Unsere Anlagen brauchen ein neues Niveau von Effizienz und Flexibilität.“Redaktion
„Unsere
Anlagen brauchen ein neues Niveau von Effizienz und Flexibilität“, begründet
Tobias Schlichtmann deshalb den Wunsch nach autonomen Anlagen – also solchen,
die Routineentscheidungen selbst treffen, Prozesse vorausschauend anpassen und
auch bei wechselnden Rahmenbedingungen und in Teillast stabil produzieren können. Denn klassische
Automatisierung stößt dort an Grenzen, wo Veränderungen im Markt,
Rohstoffqualität oder Energiemanagement immer schneller und komplexer auf die
Produktion einwirken.
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Autonome
oder teilautonome Anlagen – so die Erwartung der Namur – ermöglichen es, Produktionsprozesse
dynamischer zu fahren, Lastspitzen abzufangen, Energie effizienter einzusetzen
und Anlagen auch bei knapper Personaldecke stabil zu betreiben. Sie werden
damit zur Antwort auf eine Vielzahl drängender Herausforderungen: volatile
Märkte, regulatorischer Druck, Fachkräftemangel und das Ziel, nachhaltiger und
resilienter zu produzieren. Olaf Abel bringt es auf den Punkt: „Wenn wir unsere
Anlagen nicht intelligenter machen, produzieren bald andere für
uns.“ Seine Vision:
Die Anlagen der Zukunft stoßen weniger CO₂ aus und nutzen vermehrt
nachhaltige oder recycelte Rohstoffe. Doch das erfordert hochautomatisierte
Betriebe.
Um
dieses Ziel zu erreichen, rücken die Prozessautomatisierer auch über
Unternehmensgrenzen hinweg näher zusammen: Gemeinsam zeigten Tobias
Schlichtmann, BASF, und Thomas Scherwietes, Enterprise Domain Architect bei
Evonik, einen Transformationspfad auf, der einerseits dem aktuellen Kostendruck
und andererseits der notwendigen langfristigen Transformation Rechnung trägt:
kurzfristige Entlastungen, Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und langfristigen
Transformation hin zu sich autonom optimierenden Anlagen.
Thomas Scherwietes, Enterprise Domain Architect bei Evonik:
„Autonome Anlagen sind kein Hype. Die Grundlagen für einen autonomen Betrieb sind bereits vorhanden!”Redaktion
Doch
ist die Vision realistisch oder nur der nächste Hype? Diese Frage beantwortete Danny
Haubold, Head of Autonomous Production Plants, BASF: „Wir transformieren bei der
BASF bereits eine hohe zweistellige Zahl an Anlagen in Richtung Autonomie.“
„Das ist kein Hype, sondern die Grundlagen für einen autonomen Betrieb sind
bereits vorhanden!“, sekundiert Thomas Scherwietes.
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Insgesamt
ist die Chemie in Deutschland jedoch noch weit von einem autonomen
Anlagenbetrieb entfernt. Auf der fünfstufigen Autonomie-Skala verorteten sich
die meisten Teilnehmer des Namur-Workshops „Autonomie – warum sind wir noch nicht da?“
in Stufe zwei (teilautomatisiert). Olaf Abel nennt Gründe: „Die
Basisautomatisierung ist unzureichend, die notwendigen Investitionen sind hoch
und das Einsparpotenzial oft überschaubar. Es braucht Betriebsleiter mit einer
klaren Vorstellung davon, wie ein Betrieb in drei bis fünf Jahren aussehen
soll, sowie Mut und Disziplin bei der Umsetzung.“
Basisautomation
tut not
Bevor
künstliche Intelligenz und betriebsübergreifende Regeltechnik das Szepter über
die Chemieanlagen übernehmen können,
muss zunächst einmal Grundlagenarbeit geleistet werden: Die Datenbasis muss
stimmen – und die liefert in der Prozessindustrie in erster Linie die im Feld
installierte Messtechnik.
Aus
Sicht des Sitzungssponsors Krohne sind dafür drei Meilensteine notwendig:
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Connectivity – die nahtlose Integration aller
Feldgeräte, Sensoren und Aktoren in ein durchgängiges Kommunikationsnetzwerk.
Beyond Diagnostics – der standardisierte
Datenaustausch, mit dem Effizienz im Gerätehandling vorangetrieben wird.
Intelligence in Every
Measure – das
Gewinnen von Erkenntnissen, indem Anlagendaten mit Prozess-Know-how verknüpft
werden.
Dr. Attila Bilgic, CEO von Krohne:
„Im Moment gibt es keine technologische Hürde für die Meilensteine, allenfalls aber eine Macher-Hürde."Redaktion
Wie
gut, dass die Prozessautomatisierer in den vergangenen Jahren bereits die
technischen Grundlagen dafür gelegt haben: Kommunikation über Ethernet APL, der
Zugang zu Wartungs- und Optimierungsinformationen via Namur Open Architecture,
die Definition digitaler Zwillinge und der Aufbau von Verwaltungsschalen für
Geräte und Anlagen und inzwischen auch übergreifende Datenstandards wie
Process-X. „Wir haben im Moment keine technologische Hürde für die
Meilensteine, allenfalls eine Macher-Hürde“, beschreibt Dr. Attila Bilgic, CEO von Krohne, die Situation.
Wie
es in der Praxis gehen kann, erklärte Bilgic gemeinsam mit KI- und
Plattform-Chefin Dr. Dagmar Dirzus im Sponsorenvortrag: Beim
Spezialchemie-Hersteller Evonik werden in einer Technikumsanlage Daten aus
einer Coriolis-Durchflussmessung per Profinet (Ethernet APL) und NOA zugänglich
gemacht. Aus dem Spulenstrom des Messgeräts können Aussagen über
Viskositätsänderungen oder Gasblasen gewonnen werden. Diese Rückschlüsse auf
den Prozess lassen sich unabhängig von der klassischen Automatisierung
gewinnen. „Wir werten alle Daten während der Experimente aus und nutzen die
Erkenntnisse direkt, um die Prozesse schon im Versuchsstadium zu verbessern“, erklärt Thomas Scherwietes von Evonik. „Damit kommen wir
unserem Ziel näher, dass Chemie Chemie steuert.“ Scherwietes ist sich sicher:
„Um besser zu verstehen, in welchem Zusammenhang die sich ändernden Daten mit Änderungen am chemischen Prozess
stehen und welchen Einfluss sie haben, bedarf es viel Analyse und Intuition.
Hier kann KI zukünftig helfen, aus der großen Anzahl möglicher Abhängigkeiten diejenigen
herauszuarbeiten, die für eine schnelle und zielgerichtete Prozessanpassung
erforderlich sind.“
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Auch
Brownfield-Anlagen können
autonom werden
Dr. Ulrich Christmann, Head of Global Automation and Digital Manufacturing bei Lanxess: „Auch eine Brownfield-Anlage hat mit konsequent vernetzter Instrumentierung und auswertbaren Daten das Potenzial zur autonomen Produktion.”Redaktion
Ein
weiteres Beispiel liefert der Chemiehersteller Lanxess. In einer bestehenden
Produktionsanlage für den Kunststoff- und Lackrohstoff TMP werden via HART,
Profinet und Ethernet-APL Daten gewonnen. Mithilfe dieser Daten lassen sich per
KI komplexe Zusammenhänge beim Fouling von Wärmeübertragern analysieren. „Es
ist uns gelungen, zusätzliche Prozessdaten aus zuvor blinden Bereichen der
Anlage und auch umfangreiche Diagnosedaten aus den Geräten zu gewinnen. So
entstanden nicht nur neue Einzelwerte, sondern durchgängige, kontextbezogene
Prozessdaten“, berichtet Dr. Ulrich Christmann, Head of
Global Automation and Digital Manufacturing bei Lanxess. „Erkenntnis steckt
manchmal erst in der komplexen Korrelation von Daten”, resümiert Dagmar Dirzus. Für Ulrich
Christmann ist klar: „Auch eine Brownfield Anlage hat mit konsequent vernetzter
Instrumentierung und auswertbaren Daten das Potenzial zur autonomen Produktion.“
Doch
nicht nur in der Anlagensteuerung zahlen sich die Datenströme aus. Auch bei wiederkehrenden
Prüfungen von Sicherheitsfunktionen und deren Dokumentation können digitale Zwillinge und
Verwaltungsschalen dabei helfen, manuelle Vorgänge zu automatisieren und die
Bediener zu entlasten. Und weil Anlagen durch automatisierte (Teil-)Prüfungen
weniger häufig abgefahren werden müssen, steigen Verfügbarkeit und Effizienz.
Attila Bilgic sieht in der Auswertung der Daten aus Sicherheitseinrichtungen
weiteres Potenzial: „In Zukunft sehen wir durch das Monitoring die Möglichkeit, Optimierungspotenziale
der Sicherheitskreise KI-basiert aufzuzeigen.“
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Hinzu kommt die Zeitersparnis
beim Austausch defekter Geräte: „Da in der Verwaltungsschale die letzte
Gerätekonfiguration vorliegt, wird sie direkt in das neue Gerät gespielt und
die Anlage läuft in kürzester Zeit wieder – ‚plug and produce‘ im Wortsinn“,
berichtet Bilgic.
Künftig könnten
aus den Daten mehrerer Feldgeräte Softsensoren entstehen, die einen bisher
unerreichten Einblick in das Prozessverhalten geben. Denkbar sind auch
Chatbots, die direkt aus dem Messgerät heraus Prozessinformationen liefern.
Damit wird die Messtechnik zu einem aktiven Bestandteil der Prozessintelligenz.
Fünf
Prozent Betriebskosten sparen bei 20 Prozent geringeren Automatisierungskosten
Dr.
Michael Krauss, Senior Manager Automation, BASF, präsentierte eine mit spitzem
Bleistift aufgestellte „Bierdeckel-Rechnung“: Zwischen normal automatisierter
und hochautomatisierer Anlage liegen 5 % Gesamtkosteneinsparung. Das
entspricht etwa der Hälfte der Personalkosten einer durchschnittlichen
Chemieanlage: „Automatisierung bewahrt einen Betrieb zwar nicht vor der
Schließung, aber nicht zu automatisieren führt zwangsläufig dazu“, zitiert
Krauss einen Betriebsleiter. Einen weiteren Effekt sieht Krauss in dem Trend,
wenn Regelungstechnik zur Commodity wird – dadurch lassen sich nach seinen
Schätzungen etwa 20 % der Automatisierungskosten sparen.
Der
Einsatz künstlicher Intelligenz ist dabei ein wesentlicher Treiber: Ob als
Brücke zwischen Modellprädiktiven Reglern und Handbetrieb oder in der
Anomalie-Detektion – KI hat das Zeug dazu, kontinuierliche Verbesserungen
disruptiv zu beschleunigen.
Namur-Hauptsitzung 2025 - neue Technologien schaffen Möglichkeiten für autonome Anlagen.Redaktion
Dabei
könnte
Prozessanalysentechnik (PAT) in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen,
denn im Gegensatz zu Messgrößen wie Druck oder Temperatur ermöglicht sie einen unbestechlichen
Blick ins Reaktionsgeschehen und schafft damit die Grundlage für das Zielbild
„Chemie steuert Chemie“. Anders als bei Softsensoren, bei denen
mehrere Messgrößen gemeinsam interpretiert werden und die nur in einem engen
Kalibrierbereich funktionieren, kann PAT in jedem Betriebszustand, also auch
bei An- und Abfahrvorgängen, Regelgrößen liefern, wie sie im autonomen Betrieb
benötigt
werden. Doch PAT erfordert qualifiziertes Personal und ist teuer. In Zeiten, in
denen sich Investitionen schnell rechnen müssen, braucht es dafür gute
Argumente. „Der Business Case bestimmt den Umfang – nicht die Technologie“, erklärte Frank Grümbel von Lanxess im Workshop „PAT als
Enabler für die Autonomisierung von Anlagen“ und schlug vor, genau zu
kalkulieren: „Nur das messen, was für das Automatisierungsziel wirklich nötig ist.“
So
sehr die technischen Fortschritte im Mittelpunkt stehen, zeigte die Diskussion
auf der Hauptsitzung auch deutlich: Transformation ist nicht nur eine
technologische, sondern vor allem eine menschliche Herausforderung.
„Transformation scheitert immer dann, wenn die Menschen, die sie betrifft, sich
nicht abgeholt fühlen“, mahnten Roger Kpenougou (Covestro) und
Danny Haubold (BASF). Es gehe nicht nur um Rechenleistung, sondern um
Vertrauen, Partizipation und die Bereitschaft, neue Kompetenzen zu entwickeln. „Wir
brauchen eine neue Fehlerkultur, Offenheit und Lernbereitschaft – und
Führungskräfte, die nicht nur Visionen haben, sondern als sichtbare Vorbilder
agieren.“
Sebastian Mahler, Head of Process Control Technology, Covestro:
„In der KI sehe ich das transformative Potenzial für die Prozessindustrie.“Redaktion
In
seinem Plenarvortrag unterstrich Namur-Vorstand Sebastian Mahler, Covestro,
dass in der Krise der europäischen Chemie auch eine Chance liegen kann. Er
zeigte auf, wie die Ölkrise der 1970er Jahre, die Finanzkrise 2008 und die
Corona-Krise zu neuen Geschäftsmodellen führten. „In der KI erkenne ich
gegenwärtig das transformative Potenzial für die Prozessindustrie“, so Mahler:
„Wenn wir unseren Datenschatz erweitern und zugänglich machen, werden wir
KI-gesteuerte Lösungen
und neue Möglichkeiten
erschließen. Und die exponentielle Entwicklung von KI lässt erahnen, wo wir in
drei Jahren stehen werden.“
Langfristiger
Transformationspfad
Tobias
Schlichtmann verdeutlichte das aktuelle Dilemma der Chemie: Einerseits steht
der Druck, Kosten zu sparen, andererseits die Notwendigkeit, zu investieren, um
die Anlagen wettbewerbsfähig zu machen. „Mit Sparprogrammen schaffen wir es
zwar, die Produktivität auf ein neues Niveau zu heben. Aber um auch in Zukunft
wettbewerbsfähig zu bleiben, brauchen wir Maßnahmen, mit denen wir die
Produktivität kontinuierlich steigern. Sonst werden wir in zehn Jahren die
nächsten Anlagen stilllegen müssen.“ Dies erfordert eine langfristige
Transformation, die ohne disruptive Investitionsstufen gelingen muss.
Tobias Schlichtmann, Vorstandsvorsitzender der Namur:
„Wir müssen bei der Implementierung an Geschwindigkeit gewinnen, damit sich die Investitionen schnell rechnen und die Profitabilität steigt.“Redaktion
Technologische
Hürden? Fehlanzeige, so der Konsens. Aber: Die Umsetzung hinkt oft hinterher.
Tobias Schlichtmann brachte es auf den Punkt: „Wir müssen bei der
Implementierung an Geschwindigkeit gewinnen, damit sich die Investitionen
schnell rechnen und die Profitabilität steigt.“ Attila Bilgic von Krohne
mahnte: „Wenn wir die Vision autonomer Anlagen mit der bewährten
Geschwindigkeit vorantreiben, braucht sie eher 20 Jahre als 10. Das können wir uns nicht leisten! Um
erfolgreich zu sein bzw. um wieder erfolgreich zu werden, muss das in spätestens
fünf, besser noch
drei Jahren betriebliche Realität sein.“
Die
Tools sind vorhanden: Ethernet-APL, Namur Open Architecture (NOA),
Verwaltungsschalen, digitale Zwillinge und nicht zuletzt MTP als Baustein für
modulare Anlagenkonzepte. Doch deren breiter Einsatz steht teils noch aus. Die
Devise muss also lauten: kein Alles-oder-Nichts. Statt der Schwarz-Weiß-Logik
(„autonom oder gar
nicht“) sollen kleinteilige, wirtschaftlich
tragfähige Umsetzungsschritte im Vordergrund stehen. „Wir haben den Baukasten –
wir müssen nur anfangen zu bauen“, so Dagmar Dirzus.
Fazit:
Bright Autonomy statt Dark Factory
Die
Namur-Hauptsitzung 2025 hat deutlich gemacht: Die autonome Anlage ist keine
ferne Zukunft, sondern ein realistisches Zielbild – wenn Technik, Organisation
und Mensch zusammenspielen. Ob daraus „Dark Factories“ werden, ist unwahrscheinlich –
aber die Vision einer „Bright Autonomy“, in der intelligente Systeme den Menschen nicht ersetzen,
sondern unterstützen, ist zum Greifen nah. Die Bausteine sind da – Standards,
Datenmodelle, KI-Ansätze, Use Cases. Was jetzt zählt, ist Tempo bei der
Umsetzung. Denn in der globalen Industrie von morgen ist nicht entscheidend, wo
das Licht brennt – sondern ob die Prozesse von selbst laufen.