Beteiligung der Industrie

Chemie-Gewerkschaft fordert Corona-Impfung in Betrieben

Die Gewerkschaft IG BCE fordert eine breite Beteiligung der heimischen Industrie an der deutschen Impfoffensive gegen Covid-19. Die Unternehmen hätten die nötigen Strukturen und das Know-how, um Impfungen vorzunehmen.

Impfung
Auch Unternehmen sollen nach Meinung der Gewerkschaft bald über die Betriebsärzte Impfungen verteilen.

„Alle Betriebe mit Werksärzten sollten ihren Beschäftigten entsprechend der vorgegebenen Priorisierungsgruppen in den kommenden Monaten ein Impfangebot machen können“, forderte der Vorsitzende der zweitgrößten Industriegewerkschaft, Michael Vassiliadis, am Samstag bei einer Delegiertenkonferenz des IG-BCE-Bezirks München.

Noch gebe es zwar zu wenig Impfstoff, das dürfte sich jedoch innerhalb der kommenden Wochen ändern. „Dann müssen die Unternehmen ihren Teil dazu beitragen, dass ihre Mannschaft geschützt und die Pandemie schnell zurückgedrängt werden kann“, forderte Vassiliadis.

Rakete
Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung haben nur Unternehmen, die beide Felder gleichzeitig vorantreiben, die beste Chance, sich schnell von den Folgen der Covid-19- Pandemie zu erholen – und sogar gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Sowohl der digitale Wandel als auch die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit sind derzeit prägende Faktoren für wirtschaftlichen Erfolg. Die Studie geht davon aus, dass Pioniere auf dem jeweiligen Gebiet eine 1,5-fache Wahrscheinlichkeit besitzen, in Zukunft zu den führenden Größen ihrer Branche zu gehören. Für Unternehmen, welche die Transformation in beiden Feldern gleichzeitig vorantreiben, erhöht sich dieser Faktor sogar auf 2,5. In Europa gehören laut Accenture derzeit aber nur 22 % zu diesen sogenannten „Twin Transformers“.
Top-Maßnahmen in den nächsten Monaten
Top-Maßnahmen in den nächsten Monaten: Laut der Umfrage sind die meisten Unternehmen in Europa hier gut aufgestellt: Sowohl digitale Aktivitäten als auch Fortschritte in der Nachhaltigkeit gehören in vielen Unternehmen zu den Maßnahmen, die in den nächsten sechs Monaten die höchste Priorität genießen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten sind hier eher gering, Deutschland hinkt am ehesten bei nachhaltigen Geschäftsmodellen hinterher. Allgemein eher schlecht positioniert sieht die Studie die Chemieindustrie: Zusammen mit den Autobauern sei hier der Anteil an „Twin-Transformern“ am geringsten.
Anteil der Unternehmen, die große Investitionen planen
Anteil der Unternehmen, die große Investitionen planen: Mit Blick auf Umweltratings liegen viele europäische Unternehmen schon länger vorn, bei der Digitalisierung haperte es im Vergleich etwa zu ihrer asiatischen Konkurrenz bisher noch. Auch hier holen die Europäer jedoch auf, sagt die Studie: Ein großer Teil der Wirtschaft plant in nächster Zeit größere Investitionen in digitale Technologien. Ganz vorne liegt dabei der Bereich KI, aber auch Themen wie 5G oder Big Data stehen auf der Agenda europäischer Firmen weit oben.
Einschätzung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Vorkrisenniveau
Einschätzung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Vorkrisenniveau: Die Aufholjagd ist jetzt auch dringend nötig. Denn fast die Hälfte der Führungskräfte europäischer Unternehmen haben das Gefühl, durch die Krise an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China verloren zu haben. Nur 16 % sehen sich nun besser aufgestellt. Gegenüber der Konkurrenz aus den USA sehen sich die europäischen Top-Manager dagegen gut aufgestellt: Ein Drittel glaubt hier an eine bessere Ausgangsposition Europas als vor der Coronakrise, nur 12 % an eine schlechtere.
CHEMIE TECHNIK
Sie möchten immer aktuell informiert sein? In unserem Newsletter gibt es zweimal wöchentlich die neuesten Meldungen.Mehr erfahren.

Schnelligkeit ist gefragt

Der IG-BCE-Vorsitzende sieht dabei nicht nur große Konzerne in der Pflicht, sondern auch mittelständische Unternehmen. „Die Wirtschaft muss der öffentlichen Hand unter die Arme greifen, damit wir keinen Impfstau erleben. Im Kampf gegen die Pandemie ist Schnelligkeit gefragt.“ Schon heute gebe es Verwerfungen im System: Während unzählige Menschen auf ihre Impfung warten, stehen Impfdosen ungenutzt in den Kühlschränken.

„Wir waren die Schnellsten bei der Impfstoffentwicklung, drohen aber die Langsamsten bei der Verimpfung zu werden. Nur mit einem großen solidarischen Impf-Kraftakt werden wir das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen.“ Die Unternehmen hätten die nötigen Strukturen und das Know-how, um Impfungen vorzunehmen. Das bewiesen sie jährlich aufs Neue bei den Grippeschutz-Impfkampagnen.

Vassiliadis sprach am Samstag auf der Delegiertenkonferenz des IG-BCE-Bezirks München, die angesichts der Pandemie virtuell stattfand. Auf dem Weg zu ihrem Gewerkschaftskongress im Oktober veranstaltet die IG BCE in den kommenden Monaten insgesamt 50 regionale Konferenzen, in der die Ausrichtung der Gewerkschaft für die kommenden Jahre diskutiert wird.