Photovoltaikanlage auf Sonnenblumenfeld mit Windrädern und blauem Himmel als Hintergrund

500 MW Wind- und weitere 700 MW Solarenergie sollen für 55.000 t/a grünen Wasserstoff sorgen. (Bild: photlook - Fotolia)

Ziel der vorgeschlagenen Maßnahmen ist es, einen verlässlichen politischen Rahmen zu schaffen, der nachhaltige Kohlenstoffnutzung wirtschaftlich attraktiv und regulatorisch umsetzbar macht. Die RCI schlägt ein Maßnahmenpaket vor, das rechtliche, wirtschaftliche und strukturelle Hürden abbauen und so Investitionen sowie Marktdurchdringung nachhaltiger Lösungen beschleunigen soll:

  1. Verbindliche Quoten für erneuerbaren Kohlenstoff:
    Einführung gesetzlicher Vorgaben zur Nutzung erneuerbarer Kohlenstoffquellen in Chemikalien und Materialien.

  2. Anpassung bestehender EU-Verordnungen:
    Integration der Kohlenstoffziele in Regelwerke wie PPWR (Verpackungen), ELVR (Altfahrzeuge) und ESPR (nachhaltige Produkte).

  3. Reform des Emissionshandels oder Einführung eines Carbon-Use-Systems (CUTS):
    Schaffung von Anreizen für die stoffliche Nutzung von CO₂ durch ein eigenständiges Handelssystem.

  4. Förderung von Leitmärkten für CO₂-basierte Produkte:
    Aufbau von Nachfrage durch öffentliche Beschaffung, Normung und gezielte Marktanreize.

  5. Gleichstellung stofflicher und energetischer Nutzung von Biomasse:
    Vermeidung einseitiger Förderungen, die stoffliche Nutzung benachteiligen.

  6. Besserer Zugang zu Abfall- und Reststoffen:
    Abbau regulatorischer Hürden bei der Nutzung sekundärer Rohstoffe.

  7. Sicherung nachhaltiger Biomassequellen:
    Förderung lokaler und zertifizierter Biomasse für industrielle Anwendungen.

  8. CCU gezielt ausbauen und fördern:
    Strategien zur Kohlenstoffabscheidung und -nutzung vorantreiben, auch im Zusammenspiel mit Industrieclustern.

  9. Verfügbarkeit günstiger erneuerbarer Energie sicherstellen:
    Industriepolitische Maßnahmen zur Stabilisierung von Energiepreisen für grüne Prozesse.

  10. Internationale Handelsstrategien für erneuerbaren Kohlenstoff:
    Aufbau globaler Wertschöpfungsketten für nachhaltige Kohlenstoffträger.

Diese zehn Punkte zielen darauf ab, Investitionssicherheit zu schaffen, Planbarkeit zu erhöhen und technologische Vorreiterstellung Europas zu sichern.

Obwohl Technologien wie CCU, chemisches Recycling oder biobasierte Rohstoffe verfügbar sind, fehlen bislang verlässliche politische Rahmenbedingungen, die ihre breite Anwendung ermöglichen. Der Bericht der RCI adressiert dieses Umsetzungsproblem direkt und bietet einen konkreten Fahrplan für die Politik – mit dem Potenzial, regulatorische Klarheit zu schaffen und Marktbarrieren abzubauen.

Ein klar definierter politischer Rahmen soll darum Unternehmen dabei unterstützen, Investitionen in grüne Technologien abzusichern, Innovationsprojekte schneller zu skalieren sowie Nachhaltige Produkte wirtschaftlich konkurrenzfähig zu machen. Darüberhinaus soll die Rechtssicherheit in dem dynamischen regulatorischen Umfeld steigen. Insbesondere KMU und mittelgroße Industrieunternehmen, die häufig an der Komplexität der Regulierung scheitern, profitieren von klaren Zielvorgaben und marktwirksamen Anreizen.

Die Chemie ist Grundpfeiler zahlreicher Industriezweige – von der Automobil- bis zur Konsumgüterbranche. Derzeit basiert die europäische Chemieproduktion jedoch zu über 90 % auf fossilem Kohlenstoff – überwiegend importiert. Diese Abhängigkeit birgt geopolitische Risiken, erschwert die Klimaziele und blockiert Innovationen. Ohne tiefgreifenden Wandel ist eine nachhaltige Transformation des Sektors nicht denkbar. Die Defossilisierung – also der Ersatz fossilen Kohlenstoffs durch erneuerbare Alternativen – wird zur Schlüsselstrategie.

Welche Optionen für erneuerbaren Kohlenstoff gibt es?

Zu den zentralen erneuerbaren Kohlenstoffquellen zählen:

  • Biomasse (pflanzlich, forstwirtschaftlich)

  • Carbon Capture and Utilisation (CCU) – industrielle Rückgewinnung und Nutzung von CO₂

  • Recycling von kohlenstoffhaltigen Materialien

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