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(Bild: tostphoto – stock.adobe.com)

  • Die Studie befasst sich mit der Frage, wie Europa und Nordamerika weniger abhängig von asiatischen Märkten werden und ihren Anteil am Batteriemarkt erhöhen können
  • Unternehmen müssen in Produktionskapazitäten, mehr Mitarbeitende und neue Technologien investieren.
  • Um einen Anteil von 20 % am weltweiten Batteriemarkt zu erreichen, braucht es in Europa und Nordamerika auch Unterstützung durch die Politik sowie Unternehmenskooperationen.

In ihrer Studie mit dem Titel „Battery Manufacturing 2030: Collaborating at Warp Speed“ beschreiben Porsche Consulting und der VDMA die Zukunftsaussichten für die Batterieproduktion und heben die zentralen Herausforderungen und Chancen hervor, die in den kommenden Jahren auf die Branche zukommen. Bis 2030 soll die Nachfrage nach Batterien für Elektrofahrzeuge und andere Anwendungen erheblich zunehmen, was den Marktwert des Batteriesektors – zu dem Material-, Geräte- und Zellhersteller sowie weitere Akteure gehören – von aktuell rund 20 Mrd. Euro auf 550 Mrd. Euro ansteigen lässt.

Der größte Nachfragetreiber der Batterieverkäufe ist die Mobilität mit 86 %, dahinter kommen stationäre Energiespeicher (12 %) sowohl für Privathaushalte als auch die Industrie und zuletzt mit 2 % Unterhaltungselektronik.

Der Schwerpunkt liegt in der Studie auf der Frage, wie Europa und Nordamerika ihre Abhängigkeit von asiatischen Märkten verringern können, da 92 % der Batterien derzeit in Asien produziert werden. Die Studie hält es mit der Umsetzung bestimmter Maßnahmen sowohl von Seiten der Hersteller als auch von der Politik für realistisch, den Marktanteil am Batteriesektor von Europa und Nordamerika von 8 % auf 20 % zu steigern.

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Nicht nur das Zusammenbauen der Batteriezellen – im besten Fall sollten auch die vorhergehenden Produktionsschritte in Europa und Nordamerika stattfinden. (Bild: phonlamaiphoto – stock.adobe.com)

Marktchancen und Herausforderungen

Der Bericht betont, dass der Aufbau von Produktionskapazitäten in Europa und Nordamerika durch gezielte Investitionen, Technologiepartnerschaften und politische Unterstützung erfolgen muss. Ein zentraler Hemmschuh ist die starke Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten für Produktionsanlagen. Um dies zu ändern, sollten Unternehmen in Europa und Nordamerika den Austausch von Wissen und Technologien fördern und stärker in ihre eigenen Kapazitäten investieren.

Darüber hinaus müssen westliche Länder Wege finden, die Rohstoffversorgung zu sichern. Insbesondere der Zugang zu kritischen Metallen wie Lithium, Kobalt und Nickel ist entscheidend für die Batterieproduktion. Die Verfügbarkeit dieser Rohstoffe könnte sich als Engpass erweisen, wenn die Nachfrage in den nächsten Jahren stark ansteigt. Politische Unterstützung ist dabei unabdingbar, um die Rohstofflieferkette abzusichern und gleichzeitig die Umweltauswirkungen des Rohstoffabbaus zu minimieren.

Der Aufbau von Gigafabriken zur Batterieproduktion ist ein zentraler Aspekt der zukünftigen Marktentwicklung. Über 200 Gigafabriken sind weltweit bis 2030 geplant, von denen 65 bis 95 in Europa und Nordamerika entstehen sollen. Diese neuen Produktionsstätten sollen dabei helfen, die Abhängigkeit von asiatischen Märkten zu verringern. Um jedoch wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen westliche Hersteller auf modulare und standardisierte Produktionslösungen setzen, die eine effiziente Skalierung ermöglichen.

Partnerschaften und Kooperationen

Weiterhin betont die Studie die Bedeutung von Kooperationen: Unternehmen in Europa und Nordamerika müssen eng mit Batterieherstellern, Ausrüstungsherstellern, Rohstofflieferanten und politischen Institutionen zusammenarbeiten, um die Entwicklung der Batterietechnologie voranzutreiben. Dies wird als „Collaborating at Warp Speed“ beschrieben – eine enge Zusammenarbeit in einem Tempo, das der rasanten Entwicklung des Marktes gerecht wird.

Besondere Aufmerksamkeit wird auch auf die Notwendigkeit gelegt, vertikale Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette zu stärken. Dies bedeutet, dass Batteriehersteller, Automobilhersteller und Technologieunternehmen ihre Kräfte bündeln müssen, um effizientere Produktionsmethoden zu entwickeln und schneller auf Veränderungen im Markt zu reagieren.

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Zu einem erfolgreichen Markthochlauf der Batteriefertigung gehören mehrere Faktoren. (Bild: wladimir1804 – stock.adobe.com)

Anforderungen an die Batterieproduktion

Um einen Marktanteil von 20 % zu erreichen, müssen Unternehmen in Europa und Nordamerika ihre Produktionskapazitäten jährlich um etwa 50 % steigern – und das jedes Jahr bis 2030. Diese rasante Expansion stellt Unternehmen vor große Herausforderungen, da sie gleichzeitig eine große Anzahl Mitarbeitende neu einstellen, in moderne Produktionstechnologien investieren und die Lieferkette für Rohstoffe sichern müssen. Die Herausforderung besteht darin, nicht nur in neue Produktionsanlagen zu investieren, sondern auch in Technologien, die es ermöglichen, die Produktion effizienter und nachhaltiger zu gestalten.

Regulierungen und politische Unterstützung

Politische Unterstützung wird als zentraler Faktor für den Erfolg der Batterieproduktion in Europa und Nordamerika angesehen. Die Regierungen müssen geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um den Aufbau von Gigafabriken zu unterstützen. Dies könnte durch Subventionen, Steuererleichterungen oder andere Anreize geschehen. Der Bericht fordert eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen der Industrie und der Politik, um sicherzustellen, dass die regulatorischen Hürden für die Batterieproduktion gesenkt und gleichzeitig die Umweltauswirkungen minimiert werden.

Aktuell machen die Lohn- und Energiekosten sowie kaum vorhandene Subventionen durch die Politik europäische Standorte eher unattraktiv. Die Studie rechnet vor, dass bei einer Batteriefabrik mit einer Kapazität von 30 bis 40 GWh pro Jahr und einer Preissteigerung des kWh-Preises um einen Cent bereits zusätzliche Energiekosten von 20 Mio. Euro/a anfallen.

Sonnen- und Windkraft könnten zwar zu einer besseren Energieversorgung beitragen, müssen jedoch noch weiter ausgebaut und im besten Fall mit stationären Energiespeichern verbunden werden, damit die Energie dann genutzt werden kann, wenn sie benötigt und nicht wenn sie produziert wird. Allerdings ist auch die Solarindustrie aktuell stark vom asiatischen Markt abhängig.


Technologische Weiterentwicklung

Neben der Skalierung der Produktion müssen Unternehmen auch in neue Technologien investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben beispielsweise in die Entwicklung von Festkörperbatterien, denen eine höhere Energiedichte und eine längere Lebensdauer nachgesagt wird. Deren Herstellung ist jedoch technisch anspruchsvoll.

Fazit und Ausblick

Der Bericht schließt mit der Feststellung, dass die Batterieproduktion in den nächsten Jahren einen dramatischen Wandel erleben wird. Europa und Nordamerika haben die Möglichkeit, ihre Position auf dem globalen Markt zu stärken, indem sie in ihre Produktionskapazitäten und Technologien investieren. Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden als entscheidend angesehen, um die Herausforderungen der Batterieproduktion zu meistern und gleichzeitig die technologische Unabhängigkeit von Asien zu sichern.

Die Zukunft der Batterieproduktion liegt in der Fähigkeit, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren, Innovationen voranzutreiben und effiziente, skalierbare Produktionsprozesse zu entwickeln. Unternehmen, die frühzeitig in diese Bereiche investieren, werden sich auf dem wachsenden Markt behaupten können und eine führende Rolle in der globalen Energiewende spielen.

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