Verrostete Maschine und daneben eine Europa-Flagge

(Bild: Ideogram)

Seit kurz nach der Eurokrise,  seit fast 15 Jahren hat mich diese Maschine mit Kaffee versorgt, zuverlässig und auf Knopfdruck. Jetzt plötzlich der ungeplante Stillstand. Vermutlich ein Problem mit der Energieversorgung. Da es sich hier eindeutig um kritische Infrastruktur handelt,  ein Problem für ganz oben. Für ganz, ganz oben, schließlich steht hier Wettbewerbs-, Funktions- und Erwerbsfähigkeit auf dem Spiel. Ursula von der Leyen hat allerdings keine Zeit, aber sie dereguliert das Problem an ihren besten Mann: Prof. Mario Draghi. Damit kann ich leben, als Italiener hat er vielleicht auch Ahnung von Kaffee, oder doch hoffentlich mindestens ein gewisses Interesse daran.


Europa jubelt, Europa verstummt

Ein Jahr später telegrafiert Herr Draghi seine vierhundert Seiten starke Antwort: „Ja, diese Kaffeemaschine ist wirklich kaputt. Wenn wir weiter Kaffee trinken wollen, dann müssen wir handeln, und zwar dringend, am besten schon vor einem Jahr.“ Europa jubelt, „Freude, schöne Kaffeebohnen! Endlich sagt‘s mal einer!!“

Ich schlürfe stattdessen einen Schluck Kaffee aus meinem schon vor Monaten im Deutschlandtempo errichteten LNG-Terminal (Läuft Noch Gut, ein alter Handfilter) und warte auf den Haken. Der lässt auch nicht lange auf sich warten, denn Draghi war noch nicht fertig: „... aber Kaffeemaschinen kosten Geld.“ Europa verstummt. „Wir könnten ja zusammenlegen ...“, fährt Draghi fort, „... es sind doch nur 800 Milliarden ... pro Jahr ...“ Europa versteckt sich. Wer einmal in einem Büro oder Betrieb mit Gemeinschaftskaffeekasse gearbeitet hat, kennt die Grundzüge des Problems. Das System funktioniert nicht.

Also ist Transformation angesagt. Details gibt uns zum Glück die Studie „Transformationspfade“, in Auftrag gegeben vom Bundesverband der deutschen Industrie und durchgeführt von der Boston Consulting Group gemeinsam dem Institut der deutschen Wirtschaft. Ich hoffe und gehe davon aus, unter all diesen Autoren gibt es ein paar Kaffeetrinker. Die Studie zeigt nämlich unter anderem, dass die Chemieproduktion in Deutschland zu den besonders gefährdeten Sektoren gehört. Das verheißt nichts Gutes für meine heimische Koffeinraffinerie. Die Transformationspfade sind bislang nur Trampelpfade, viel los ist da noch nicht. Kein Wunder, auch deren Ausbau kostet Geld. Kaffeekassenproblematik.
Die Studie soll ein „Weckruf“ sein – aber wie denn, ohne Kaffee??? Und der wievielte Weckruf ist das jetzt? Können wir nochmal auf die politische Schlummertaste drücken oder müssen wir diesmal wirklich aufstehen? Letztendlich geht es doch um viel mehr als Kaffee.  

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