Am Montag (14.3.) fand in Leuna die Chemie-Tarifverhandlung für den Tarifbezirk Nordost statt. Am Dienstag folgten die Gespräche für das Saarland und am Mittwoch für Westfalen. Trotz weitgehen „sachlicher Diskussion“ konnte dabei in keinem der Tarifbezirke ein Kompromiss gefunden werden. Keine große Überraschung, waren doch zuvor bereits die Gespräche in Hessen und Rheinland-Pfalz sowie in den Bezirken Nordrhein, Nord, Baden-Württemberg und Bayern allesamt ergebnislos zu Ende gegangen.
Zukunftsprognosen sorgen für Kontroversen
Auch in dieser Woche standen die Gespräche unter dem tiefen Eindruck der Invasion Russlands in die Ukraine. „Der Krieg macht eine normale Tarifrunde unmöglich. Über Entgelterhöhungen und Schichtzulagen zu debattieren, während die Menschen in der Ukraine um ihre Existenzen und ihr Leben fürchten müssen, fällt mehr als schwer“, erklärte Thomas Naujoks, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite im Nordosten.
Während über die Verurteilung des Krieges Einigung bestand, geht die Abschätzung der Auswirkungen zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften weiterhin deutlich auseinander: Der Krieg verschärfe die Sorgen der Unternehmen um ein Vielfaches, heißt es von den Arbeitgebern – insbesondere was Rohstoffpreise angeht. „Deshalb appellieren wir an die IG BCE, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und einen Abschluss zu machen, der dem Krisenszenario und der Unsicherheit gerecht wird", sagte etwa Hans J. Hesse, Verhandlungsführer der Chemie-Arbeitgeber Westfalen.
Dieser Einschätzung erteilte die Chemie-Gewerkschaft eine klare Absage. Trotz der teils herausfordernden wirtschaftlichen Gesamtlage stünden die Unternehmen der chemischen- und pharmazeutischen Industrie „mit überwiegend positiven Ergebnissen“ da. „Wir akzeptieren die fadenscheinigen Argumente nicht und auch nicht das Gejammere“, erklärte etwa Oliver Heinrich, Verhandlungsführer Nordost der IG BCE. Während die Chemieunternehmen die gestiegenen Preise einfach an ihre Kunden weiterreichen könnten, sei dies den Beschäftigten nicht möglich.
Wenigstens in einem Punkt schienen sich die Sozialpartner aber überall einig: Dass eines der wichtigsten Zukunftsthemen die Gewinnung von ausreichend qualifizierten Fachkräften ist. Wie dies erfolgreich gelingt, darüber gehen die Meinungen jedoch offenbar stark auseinander.
Fortschritte sollen nun die bundesweiten Verhandlungen bringen. Diese beginnen am kommenden Montag, 21. März in Hannover.