Der Artikel wurde nach Absage der Präsenzmesse und der digitalen "SPS in Air" vollständig überarbeitet und aktualisiert. Letztes Update: 23.11.21
Nachdem im Laufe der Woche zahlreiche große Aussteller wie Siemens, ABB oder Phoenix Contact ihre Präsenzteilnahme an der diesjährigen SPS - Smart Production Solutions in Nürnberg abgesagt hatten, bekräftigte der Veranstalter Mesago zunächst noch am Dienstag, dass die Messe trotzdem wie geplant ab 23. November stattfinden werde. Am Freitag wurde nun mitgeteilt, dass die Veranstaltung abgesagt ist – dies gelte sowohl für die Präsenzmesse in Nürnberg als auch die digitale Ergänzung "SPS on Air".
Als Anlass für die Absage nennt Mesago die Ankündigungen des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder in der Pressekonferenz vom Freitag zu neuen Corona-Maßnahmen in Bayern. Neben den weiter steigenden Infektionszahlen und Hospitalisierungsraten machten die neue 2G-Plus-Regelung (Eintritt nur geimpft/genesen und zusätzlich getestet) und die gesetzten Obergrenzen für Veranstaltungen eine Durchführung der SPS unmöglich, heißt es in der Mitteilung. „Wir bedauern diese Entscheidung sehr, sehen uns angesichts der sich dynamisch verschlechternden Lage und der verschärften Auflagen aber dazu gezwungen", erklärte Martin Roschkowski, Geschäftsführer des Veranstalters Mesago.
Alternatives Programm der SPS-Aussteller
Ursprünglich sollte die Präsenzmesse in Nürnberg durch die offizielle digitale Veranstaltung "SPS on Air" ergänzt werden. Diese wurde nun auch abgesagt. Zahlreiche ursprüngliche Aussteller haben aber bereits alternative Plattformen, Ersatzveranstaltungen und -angebote angekündigt, auf denen sie ihre Produkte und Messehighlights präsentieren und für Gespräche zur Verfügung stehen. Wir haben diese Angebote der großen Automatisierungsunternehmen für Sie zusammengefasst:
Aktueller Stand (23.11.) zu SPS-Ersatzangeboten von großen Automatisierern
Absage der SPS: Die Chronologie der Ereignisse
Die SPS 2021 war ursprünglich vom 23. bis 25. November als hybrides Format geplant. Für die Präsenzmesse in Nürnberg waren die Sicherheitsvorkehrungen bereits vor der Absage immer weiter verschärft worden: Während der Veranstalter Mesago im September noch ein 3G-Konzept angekündigt hatte – also mit Einlass nur für Geimpfte, Genesene und Getestete –, folgte im Oktober eine sogenannte 3G-plus-Regelung (Testnachweis nur noch per PCR-Test). Zwei Wochen vor Beginn wurde die Messe schließlich am 9. November aufgrund eines neuen Maßnahmenkatalogs der Bayerischen Staatsregierung zur 2G-Veranstaltung (nur für Geimpfte und Genesene) hochgestuft. Darüber hinaus galt zuletzt in Innenräumen die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske. Außerdem wurden alle Teilnehmer gebeten, vor dem Betreten des Messegeländes einen Selbsttest durchzuführen.
Die Ankündigung am Freitag, 19.11. von Bayerns Ministerpräsident Söder zur Einführung einer 2G-Plus-Regelung und Obergrenzen für Veranstaltungen sorgten schließlich zur Absage der Veranstaltung.
Aussteller-Absagen eine Woche vor der Messe
Diese bereits vor der Absage immer wieder erhöhten Sicherheitsbedingungen genügen offenbar nicht, den Ausstellern ihre Sorgen angesichts der in Bayern besonders hohen Infektionszahlen zu nehmen. So hatten erste große Automatisierer am Dienstag 16.11. – und damit eine Woche vor der geplanten Öffnung der Messetore in Nürnberg – ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt. Den Anfang machte Beckhoff und berief sich angesichts „neuer Höchstwerte bei den Neuinfektionen“ und einer „verschärften Situation“ auf seine „Verantwortung sowohl unseren Mitarbeitern als auch unseren Kunden gegenüber“. Ähnlich begründeten auch wenig später die Aussteller Phoenix Contact, Sick, Harting, Siemens und Wago ihre Absagen. „Wir haben uns zu diesem Schritt entschieden, denn wir tragen die Verantwortung für die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Kunden – und diese hat für uns oberste Priorität“, erläuterte Christian Sallach, Chief Marketing Officer bei Wago. Im Laufe der nächsten Stunden und Tage folgten noch weitere Absagen großer Aussteller wie ABB, Microsoft, Pilz oder Igus.
Die Absage viel dabei keinem der beteiligten Unternehmen leicht: „Selbstverständlich haben wir uns darauf gefreut, wieder mit den Kunden in persönlichen Kontakt zu treten und uns bei dieser renommierten Messe für die Automatisierungsbranche zu präsentieren“, erklärte Sallach. „Deshalb bedauern wir die kurzfristige Absage, sehen aber keine Möglichkeit, den Gesundheitsschutz unseres Teams vollständig zu gewährleisten.“ Auch Ulrich Leidecker, COO von Phoenix Contact, hat sich die Absage nicht leichtgemacht, ist doch die SPS die „wichtigste Automatisierungsmesse des Jahres“. Leidecker sieht aber ebenfalls „in erster Linie den Gesundheitsschutz unserer Mitarbeitenden und Messegäste“.
Der Messeveranstalter Mesago betonte noch am Dienstag, als die ersten Absagen bekannt wurden, dass die Messe "trotz der sehr kurzfristigen Absagen einiger Aussteller" als Präsenzveranstaltung stattfinde. Immer noch seien mehr als 700 Aussteller vor Ort vertreten und könnten den Besuchern ein breites Angebot rund um die smarte und digitale Automation bieten. Das Hygienekonzept sorge für maximale Sicherheit.
Kritik an beiden Seiten
In Branchenkreisen war an der Absage der großen SPS-Aussteller auch Kritik laut geworden. So zeigte sich Nikolai Ensslen, CEO und Gründer des Ausstellers Synapticon, in einem Social-Media-Post "am Boden zerstört". Die SPS sei unter 2G-Bedingungen besonders sicher. Während die absagenden Unternehmen vorgäben, besonders verantwortungsvoll zu handeln, sei ihr Verhalten im Gegenteil "höchst unverantwortlich" gegenüber kleineren Ausstellern, deren Geschäft von solchen Marketing- und Verkaufsmitteln abhänge und die die Investitionen in die Messe nicht einfach abschreiben könnten.
Gleichzeitig gabe es auch Kritik an den Veranstaltern, die Messe zunächst nicht abzusagen. "Anscheinend haben die Unternehmen ein größeres Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihren Mitarbeitern sowie den Besuchern, als der Messeveranstalter und das Land Bayern, die sich nicht zu einer Absage der Messe durchringen können," zitierte der Journalist Frank Nolte den Leuze-Geschäftsführer Ulrich Balbach. Diese Kritik dürfte sich nun – wenn auch verspätet – mit der kurzfristigen Absage der Messe erledigt haben.
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