Anlagenbau stellt sich wachsendem Veränderungsdruck
Unter dem Motto „Time to Change“ ist am Mittwoch der 5. Engineering Summit zu Ende gegangen. Über 300 Führungskräfte aus dem europäischen Anlagenbau hatten in Mannheim die aktuellen Veränderungen im Engineeringgeschäft diskutiert. Die regen Diskussionen waren geprägt vom Willen, die Herausforderungen zu meistern, die durch Marktveränderungen, die Digitalisierung und den Druck, effiziente Prozesse und Methoden zu nutzen, entstehen.
Linde-Vorstand Dr.-Christian Bruch diskutierte auf dem 5. Engineering-Summit die Erfolgsfaktoren bei der Abwicklung vo Großprojekten.(Bild: Redaktion)
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So stellte beispielsweise Dr. Christian Bruch, Vorstand beim Technologiekonzern Linde, fest, dass sich der deutsche Anlagenbau in einer schwierigen Phase befindet und seine Methodenkompetenz weiterentwickeln muss, um im globalen Markt bestehen zu können. Wie das geht, zeigte Dr. Wilhelm Otten, Evonik: Den Ingenieuren des Essener Chemiekonzerns ist es gelungen, die Investitionskosten durch eine zweistufige Optimierung der Projektabwicklung und des Projektumfangs deutlich zu senken und gleichzeitig den Projekterfolg zu sichern.
Neue Geschäftsmodelle gesucht
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Aber auch die Suche nach neuen Geschäftsmodellen und -feldern prägten den zweitägigen Networking-Kongress. So zeigten Tom Blades, CEO von Bilfinger, und Karl Purkarthofer von Primetals, welches Geschäftspotenzial betriebsnahe Services für den Anlagenbau bieten und wie der Einsatz moderner Technik und die Digitalisierung dabei helfen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Konkret wurde dies in der Keynote von Dr. Savas Lazaridis, Thyssenkrupp Industrial Solutions, Dr. Markus Reifferscheid, SMS group und Jörg Winkler, Voith Digital Solutions: Die Anlagenbauer wollen zukünftig verstärkt neue Geschäftsfelder auf der Basis von Software- und Cloud-Services entwickeln. So soll die Digitalisierung für den deutschen Anlagenbau zu einem Differenzierungsmerkmal im Weltmarkt werden.
In den Fachdiskussionen wurde deutlich, dass dazu nicht nur eine Transformation der Unternehmen notwendig ist, sondern in erster Linie die Mitarbeiter in die Lage versetzt werden müssen, den Wandel erfolgreich mitzugehen. Wie das geht, zeigte beispielsweise Mesut Sahin, Geschäftsführer bei MMEC Mannesmann: Der mittelständische Anlagenbauer ist im vergangenen Jahr aus der deutschen Tochtergesellschaft des französischen Engineeringkonzerns Technip hervorgegangen. Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen Change-Prozess sieht Sahin darin, dass das Team selbst den Veränderungsprozess gestaltet und die Mitarbeiter bereits am ersten Tag in das Change-Projekt mit einbezogen werden.
Der Mensch im Mittelpunkt
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„Projekte werden von Menschen gemacht“, stellte Wolfram Gstrein, Geschäftsführer des Anlagebauers VTU Engineering Germany, klar und erläuterte beispielsweise, warum Projekte erfolgreicher sind, wenn Verträge statt detaillierten Beschreibungen einen Rahmen schaffen, in dem Teams motiviert arbeiten können.
Intensive Diskussionen prägten den 5. Engineering Summit
Im Ausblicks-Vortrag stellte Siemens-Chefingenieur Clemens Dachs neue Ansätze im Projektmanagement vor. So inspirierte Dachs die Teilnehmer des 5. Engineering Summit mit einer Projektmanagement-Systematik, die sich an den Mechanismen der Zellbiologie orientiert und bei der Projektworkflows durch optimierte Arbeitsbedingungen katalysiert werden.
Zum Schluss waren sich Veranstalter und Moderatoren einig: Auf der Veranstaltung war Aufbruchstimmung und Veränderungsbereitschaft im Anlagenbau so greifbar und wurden so viele Ansätze für eine Neuausrichtung präsentiert, dass den Beteiligten vor den anstehenden notwendigen Veränderungen nicht bange sein muss.
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Der Networking-Kongress Engineering Summit wird gemeinsam von der VDMA Arbeitsgemeischaft Großanlagenbau und der CHEMIE TECHNIK veranstaltet. Der nächste Engineering Summit findet am 20. und 21. November 2018 in Wiesbaden statt. 1708ct907
Bildergalerie: Das 5. Engineering Summit
Ein bisschen mehr geht immer – sowohl im Positiven, als auch im Negativen: Ein bisschen viel mehr Wettbewerbsdruck verspüren deutsche Anlagenbau-Unternehmen, so eine aktuelle Umfrage des VDMA. Und es wird in den nächsten Jahren noch schlimmer werden. Welche Antworten die Branche darauf findet, wurdeauf dem 5. Engineering Summitim Juli diskutiert.(Bild: Redaktion)
Das Branchentreffen fand in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt – manch einer sprach schon vom Familientreffen des Anlagenbaus.
Auch in diesem Jahr konnte das Event im Mannheimer Rosengarten wieder mehr als 300 Besucher zählen.
Eine Umfrage gleich zu Beginn des Summits zeigte: Mit „Time to Change“ hatte das Veranstalter-Duo VDMA/CHEMIE TECHNIK auf das richtige Leitthema gesetzt.
Den Start machte Tom Blades, Vorstandsvorsitzender Bilfinger, mit seiner Keynote zum Veranstaltungsmotto „Time to Change“.
Nach jedem Vortrag hatten die Teilnehmer Zeit, in die Diskussion mit den Referenten zu treten. Eine Möglichkeit, die auch in diesem Jahr wieder gerne angenommen wurde.
Dr. Savas Lazaridis, Head of Engineering, Thyssenkrupp Industrial Solutions, stellte vor, wie die Digitalisierung den Anlagenbau verändern wird.
Die Referenten rekrutierten sich aus dem Who-is-who des Anlagenbaus – dem Stand das Moderatorenteam in nichts nach: Prof. Dr. Stephan Reimelt, President & CEO GE Power Conversion, leitete den Themenblock „Change 2: Digitalisierung“.
In den Pausen konnten die Teilnehmer noch einmal ausgiebig diskutieren; in diesem Jahr auch an moderierten Thementischen.
Das Ende des ersten Tages bildete eine von CHEMIE TECHNIK-Chefredakteur Armin Scheuermann moderierte Diskussion zur Frage „Wie viel Veränderung braucht der Anlagenbau wirklich?“. Es diskutierten Helmut Maschke, VP Central Europe & CEO Frankfurt Center, Air Liquide Global E&C Solutions Germany, und Dr. Joachim Thiel, SVP Engineering & Maintenance Europe, BASF.
Zum Ausklang gab es am Dienstagabend dann noch ein lockeres Networking-Event auf der Mannheimer Galoppbahn „Turf2“.
Dr. Wilhelm Otten, Head of Business Line Process Technology & Engineering, Evonik Technology & Infrastructure, startete den zweiten Tag des Engineering Summits mit seiner Keynote „Effektivität und Effizienz in der Projektabwicklung".
„Erfolgsfaktoren in der Abwicklung von Großprojekten“ lautete der Titel der zweiten Keynote des Tages, gehalten von Christian Bruch, Mitglied des Vorstands, Linde.
Last but not least: Den letzten Vortrag des 5. Engineering Summits hielt Clemens Dachs, Chief Engineer bei Siemens, über neue Ansätze im Projektmanagement.
Bei der abschließenden Zusammenfassung stand das Fazit: Die Aufbruchstimmung und Veränderungsbereitschaft im Anlagenbau ist regelrecht greifbar. Die Branche konnte in den vergangenen Monaten viele Ansätze für eine Neuausrichtung im Zeitalter einer allgegenwärtigen Digitalisierung entwickeln – vor Veränderungen muss also niemandem Bange sein.