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BASF fährt TDI-Anlage wegen Phosgen-Austritt ab

Der Chemieriese BASF scheint weiter vom Pech verfolgt zu sein: Die neue TDI-Anlage wurde heruntergefahren, weil am Wochenende in einer Sicherheitskammer Phosgen ausgetreten war.

Schwächelnde Weltwirtschaft: BASF mit Umsatz- und Gewinneinbußen
Der Chemieriese BASF hat im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatzrückgang von 5 % auf 70,4 Mrd. Euro verbucht
Die neue TDI-Anlage hat eine Kapazität von 300.000 Tonnen pro Jahr (Bilder: BASF)
Die neue TDI-Anlage hat eine Kapazität von 300.000 Tonnen pro Jahr

Mit rund einer Milliarde Euro Volumen ist die TDI-Anlage bislang die größte Einzelinvestition am Standort Ludwigshafen. Wie das Handelsblatt berichtet, war es am Wochenende zum zweiten Mal zu einem ungeplanten Phosgen-Austritt gekommen, allerdings in einem gesicherten Umfeld und ohne Gefährdung von Mitarbeitern und Umwelt. Da das Sicherheitssystem wie vorgesehen funktioniert hatte, war der Vorfall nach Unternehmensangaben nicht meldepflichtigt, die Behörden wurden dennoch informiert. Bis die Ursachen geklärt seien, soll die Anlage außer Betrieb bleiben. Der Südwest Rundfunk meldete zur Pannenserie, dass die BASF die Verantwortung auch bei Zulieferern von Dichtungen, Pumpen und Verdichtern sieht. Beim Handelsblatt wird angegeben, dass „Teile der insgesamt elf Einzelanlagen von externen Anlagenbauern errichtet wurden, die teilweise nicht die geforderte Qualität lieferten.“

Die TDI-Produktion ist erst in diesem Jahr, rund zwei Jahre später als geplant, angelaufen. Grund sei unter anderem die komplizierte Einpassung in den Stoffverbund in Ludwigshafen, für die zahlreiche Vorprodukt- und Logistikanlagen neu und umgebaut werden mussten.

Erst vor einem Monat war der Chemiekonzern durch einen Großbrand in die Schlagzeilen geraten.

(as)

Fakten zum Großbrand im Nordhafen der BASF (17. Oktober):

Landeshafen Nord am Standort Ludwigshafen / Inland port of Ludwigshafen North at the Ludwigshafen site
Ausgangspunkt für den Brand und die Explosion waren Arbeiten an einer Rohrleitungstrasse am BASF-Landeshafen Nord.
Landeshafen Nord am Standort Ludwigshafen / Inland port of Ludwigshafen North at the Ludwigshafen site
Es brannten unter anderem Rohrleitungen mit den Produkten Ethylen und Propylen.
Landeshafen Nord am Standort Ludwigshafen / Inland port of Ludwigshafen North at the Ludwigshafen site
Seit 1976 ist der BASF-Landeshafen Nord in Ludwigshafen Umschlagplatz für brennbare Flüssigkeiten wie Naphtha oder Methanol.
Landeshafen Nord am Standort Ludwigshafen / Inland port of Ludwigshafen North at the Ludwigshafen site
Die Ladung der anlegenden Tankschiffe erfolgt über Verladearme.
Landeshafen Nord am Standort Ludwigshafen / Inland port of Ludwigshafen North at the Ludwigshafen site
Jährlich legen über 2.000 Tankschiffe am Landeshafen Nord an.
Tanklager der BASF in Ludwigshafen / BASF’s central fuel storage site in Ludwigshafen
Im zentralen Tanklager werden flüssige Produktionsstoffe wie Methanol und Naphtha gelagert. Insgesamt lagern dort 212.000 m³ Flüssigkeiten und fast 40.000 m³ unter Druck verflüssigte Gase.
Steamcracker im BASF-Werk Ludwigshafen / Steam cracker at BASF`s Ludwigshafen site
Infolge des Brandes wurden zahlreiche Anlagen - darunter die beiden Steamcracker - im Werk Ludwigshafen heruntergefahren.
Steamcracker im BASF-Werk Ludwigshafen / Steam cracker at BASF`s Ludwigshafen site
Der Steamcracker II nimmt eine Fläche von rund 64.000 Quadratmetern ein - das entspricht 13 Fußballfeldern. Es ist die größte einzelne Anlage am Standort Ludwigshafen.
Stammwerk der BASF Gruppe – Ludwigshafen / Headquarters of the BASF Group – Ludwigshafen
Fast die Hälfte aller bei der BASF verarbeiteten Rohstoffe werden über den Rhein nach Ludwigshafen transportiert.
Bild für Post 56505
Das BASF-Werk in Ludwigshafen ist der größte zusammenhängende Chemiestandort der Welt.

Die CT-Meldungen zum Brandereignis vor einem Monat:

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