Kugel

(Bild: ohannes81 AdobeStock)

  • Die Preise für Chemieanlagen sind im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal um 1,6 % gestiegen.
  • Vor allem die Index-Schwergewichte Maschinen und Apparate sowie Ingenieurleistungen legten zu.
  • Die Preise für Rohrleitungen sind weiter gesunken.

Die Inflation bei den Preisen für Anlagengewerken hatte im vierten Quartal 2022 lediglich eine Verschnaufpause eingelegt. Zu Beginn des Jahres 2023 ist die Teuerung wieder zurück – und das gleich in mehreren Bereichen, die 2022 eher unauffällig waren. Zunächst einmal ist das bei Maschinen und Apparaten zu beobachten: Hier kletterten die Preise gegenüber Q4 im Durchschnitt um 2,5 %. Dabei ragte im ersten Quartal vor allem die Preisentwicklung für Flüssigkeitspumpen heraus. Diese legten um 4,1 % zu. Vakuumpumpen und Verdichter verteuerten sich um jeweils 3,1 %.

Die Preise für Chemieanlagen-Gewerke sind auch im ersten Quartal 2023 weiter gestiegen.
Die Preise für Chemieanlagen-Gewerke sind auch im ersten Quartal 2023 weiter gestiegen. (Bild: Alle Daten: Destatis, Alle Grafiken: CHEMIE TECHNIK)

Spannend bleibt auch die Entwicklung im Gewerk Rohrleitungen. Dort zeigt sich ein Paradox: Während der Preis für das Rohrleitungsmaterial Stahl bzw. Edelstahl weiter nachgegeben hat (-4,4 %), legten die Preise für Armaturen relativ stark zu (4,0 %). Noch in unserer Analyse vom Januar hatten wir für diese paradoxe Entwicklung die zeitverzögerte Beschaffung vermutet. Ein Vierteljahr später lässt sich diese Begründung jedoch nicht mehr halten. Offenbar – und dafür spricht auch die ebenfalls konträre Preisentwicklung bei Apparaten – spielt der Stahlpreis im Hinblick auf den Abgabepreis von Armaturen und Apparaten keine dermaßen entscheidende Rolle.


Ingenieur- und Montageleistungen legen zu

Die moderate Preisentwicklung bei Montage- und Ingenieurleistungen hatten uns 2022 angesichts des generellen Mangels an Arbeits- und Fachkräften erstaunt. Ingenieurleistungen hatten sich in Q3 und Q2 2022 lediglich um 0,3 % bzw. 0,4 % verteuert und auch bei Montageleistungen wurde in diesem Zeitraum eine rückläufige Aufwärtsdynamik verzeichnet. Dieses Bild hat sich zuletzt verändert: Ingenieurleistungen, für die das Zahlenwerk des statistischen Bundesamtes immer ein Quartal hinterher hinkt, legten in Q4 um 1,2 % zu. Da diese am Gesamtindex PCD einen Anteil von 27 % haben, bedeutet dies einen signifikanten Zuwachs. Montageleistungen verteuerten sich in Q1/23 sogar um 2,3 %. Deren Anteil am Gesamtindex beträgt 15 %.

Rohrleitungen sind in Q1 aufgrund gesunkener Stahlpreise günstiger geworden, Ingenieurleistungen wirken weniger dämpfend auf den Gesamtindex.
Rohrleitungen sind in Q1 aufgrund gesunkener Stahlpreise günstiger geworden, Ingenieurleistungen wirken weniger dämpfend auf den Gesamtindex. (Bild: Alle Daten: Destatis, Alle Grafiken: CHEMIE TECHNIK)

Engineering Summit 2023

Engineering Summit
(Bild: CHEMIE TECHNIK)

Der Engineering Summit ist die zentrale Networking-Veranstaltung des europäischen Anlagenbaus. Der Kongress wird vom 19. bis 20. September zum inzwischen neunten Mal stattfinden und dient als Plattform für den Austausch unter Führungskräften des Anlagenbaus. Auf dem kommenden Engineering Summit, der von der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im VDMA sowie der CHEMIE TECHNIK gemeinschaftlich veranstaltet wird, werden Aspekte der Dekarbonisierung, Transformation der Energiesysteme sowie Aspekte der Anlagenbau-Ressourcen und Technologien im Vordergrund stehen. Veranstaltungsort ist Darmstadt. Weitere Informationen unter www.engineering-summit.de

Wesentlicher Treiber war dabei die Montage elektrotechnischer Ausrüstung, die um 6,4 % teurer wurde. Das korreliert zudem mit der Dynamik beim Gewerk „Elektrische Energieversorgung“ – dieses legte zuletzt um 3,5 % zu und ist ein Indiz dafür, dass aktuell verstärkt in Elektrotechnik bzw. die Elektrifizierung investiert wird. Eine weitere Korrelation zeigt sich in den Preisen für Dämmung und Beschichtung sowie Lüftungseinrichtungen – diese legten zum Teil deutlich über 4 % zu – ein Anzeichen dafür, dass aktuell verstärkt in Energieeffi­zienz investiert wird. Im Gegensatz dazu steht die weiter nachlassende Dynamik bei Bauleistungen (-1,2 %).
Ebenfalls einen Kontrapunkt setzte im ersten Quartal der Preisrückgang bei Automatisierungssystemen – diese gaben erneut um mehr als 2 % nach. Geräte der Mess- und Regeltechnik verteuerten sich dagegen um 2,2 %.

Der Vergleich der Zahlen für Q1/23 gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2022 zeigt die enormen Preissteigerungen bei den meisten Anlagengewerken.
Der Vergleich der Zahlen für Q1/23 gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2022 zeigt die enormen Preissteigerungen bei den meisten Anlagengewerken. (Bild: Alle Daten: Destatis, Alle Grafiken: CHEMIE TECHNIK)

Inflation bleibt der entscheidende Faktor

Für die Kalkulation langfristiger Projekte müssen Betreiber und Anlagenplaner also weiterhin die Inflation im Blick behalten. Für 2023 rechnet die Bundesregierung mit einem weiteren Anstieg der Verbraucherpreise um 6,0 % – nach 7,9 % im Jahr 2022. In diesem Umfeld war der Gesamtindex für Chemieanlagen, PCD, im vergangenen Jahr um 9,9 % gestiegen – und das, obwohl der Auftragseingang für Chemieanlagen aus Sicht des VDMA-Großanlagenbaus von 7,3 Mrd. Euro (2021) auf 2,5 Mrd. Euro zurückgegangen ist – denn die Branche hat infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine ihr ehemals wichtiges Russlandgeschäft verloren. Dass sich dies (noch) nicht auf die Preisentwicklung ausgewirkt hat, liegt an mehreren Faktoren: Einerseits erfolgt die Beschaffung von Anlagenequipment zum Teil Monate bis Jahre nach der Auftragsvergabe, andererseits ist der Chemieanlagenbau nicht die alleinige Kundenzielgruppe der Ausrüstungshersteller.
Detaillierte Daten und die grafische Analyse können in unserem Online-Shop bezogen werden. Anfragen zur Bestellung über leserservice@huethig.de.

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