Chemieanlage

(Bild: Dall-E-unterstützt)

Neben der Entwarnung auf der Inflationsseite bewegte uns bei der Kalkulation von Anlagenbaugewerken im ersten Halbjahr vor allem das Statistische Bundesamt selbst: Dieses hatte zum ersten Quartal die Indexbasis für gewerbliche Produkte von 2015 auf 2021 umgestellt.

Das an sich wäre kein Problem – hätten sich die Statistiker nicht aus unerfindlichen Gründen entschlossen, dies jedoch nicht zeitgleich auch für Baugewerke und (Ingenieur-)Dienstleistungen zu tun. Da Letztere jedoch für Q1 immer noch auf Basis 2015 veröffentlicht wurden, mussten wir für Q1 zunächst einen gemeinsamen Nenner errechnen. Das ist erfreulicherweise Geschichte, denn mit den am 20. Juli  veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal ist die Umstellung auf das Basisjahr 2021 nun abgeschlossen.

Preisentwicklung in den wichtigsten Gewerken für den Bau von Chemieanlagen. (Indexbasis: 2021 = 100)
Preisentwicklung in den wichtigsten Gewerken für den Bau von Chemieanlagen. (Indexbasis: 2021 = 100) (Bild: Daten: Destatis, Grafik: CHEMIE TECHNIK)

Warum wir das an dieser Stelle so ausführlich beschreiben? Einerseits um Mitleid für das Cost Engineering zu heischen, andererseits aber vor allem, um die nun entstandenen kleinen Abweichungen bei der Fortschreibung der umbasierten Werte zu erklären. Und zum Glück sind die Änderungen in eine Zeit mit geringer Preisdynamik gefallen.


Montageleistungen runter, Apparate rauf

Aber nun zu den Werten und der Situation im zweiten Quartal: Die bereits im April beschriebene Umkehr bei der 2023 zu beobachtenden negativen Preisdynamik für Gewerke des Anlagenbaus hat sich weiter bestätigt. Der Preisindex Chemieanlagen Deutschland (PCD) legte im zweiten Quartal um 0,4 % zu. Ursache dafür sind Preissteigerungen beim Index-Schwergewicht „Maschinen und Apparate“ – hier verzeichneten wir in Q2 ein Plus von 1,3 %. Der in 2023 und auch in Q1/24 signifikante Preisauftrieb bei Montageleistungen hat sich inzwischen abgeschwächt – die Preise kletterten hier in Q2 nur noch um 0,5 %. Beim größten Index-Schwergewicht Ingenieurleistungen, die am PCD einen Anteil von 27 % ausmachen, stand in Q1 ein Plus von 3,7 % zu Buche, wobei noch unklar ist, ob dies auf Änderungen in der destatis-Systematik zurückzuführen ist. Die Preise für Bauleistungen an Chemieanlagen haben zuletzt um 0,4 % nachgegeben.

Im Vergleich der Quartale 2/24 und Q1/24 zeigte sich, dass Preissteigerungen bei Maschinen und Apparaten für den Preisauftrieb im PCD verantwortlich sind.
Im Vergleich der Quartale 2/24 und Q1/24 zeigte sich, dass Preissteigerungen bei Maschinen und Apparaten für den Preisauftrieb im PCD verantwortlich sind. (Bild: Altop Media / FourLeafLover – stock.adobe.com; Daten: Destatis; Grafiken: CHEMIE TECHNIK)

10. Engineering Summit

Bereits zum zehnten Mal veranstalten die VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau und Hüthig Medien / CHEMIE TECHNIK den Engineering Summit. Vom 1. bis 2. Oktober 2024 treffen sich auf der branchenübergreifenden Kommunikationsplattform Führungskräfte aus allen Segmenten des Anlagenbaus sowie Betreiber und Zulieferer. Dort werden strategische Fragestellungen, Herausforderungen und Chancen des Anlagenbaus thematisiert. In diesem Jahr stehen die Aspekte Agilität in volatilen Zeiten, Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, Produktivität und Nachwuchsgewinnung auf dem Programm. Nähere Infos unter www.engineering-summit.de.

Auch in Q2 zeigte sich damit wieder das bereits im Frühjahr beobachtete Phänomen, dass die Preise für Chemieanlagen anderen Gesetzmäßigkeiten folgen, als die von Destatis errechneten Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte: Letztere waren im Juni 2024 um 1,6 % niedriger als im Juni 2023, wogegen der PCD in Q2/24 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,8 % gestiegen ist. Hauptursächlich für den Rückgang der Erzeugerpreise gegenüber dem Vorjahresmonat waren auch im Juni 2024 die Preisrückgänge bei Energie. Diese verbilligte sich von Juni 2023 bis Juni 2024 um 5,9 %. Die Gaspreise fielen über alle Abnehmergruppen betrachtet gegenüber Juni 2023 um 14,8 %, gegenüber Mai 2024 stiegen sie um 0,3 %. Strom kostete im Juni 2024 über alle Abnehmergruppen hinweg 11 % weniger als im Juni 2023 und 0,4 % mehr als im Mai 2024. Ohne Berücksichtigung von Energie sind die Erzeugerpreise gegenüber Juni 2023 um 0,3 % gestiegen.

Im Vergleich zu den Erzeugerpreisen für gewerbliche Produkte ist die Dynamik beim Chemieanlagen-Preisindex PCD deutlich geringer.
Im Vergleich zu den Erzeugerpreisen für gewerbliche Produkte ist die Dynamik beim Chemieanlagen-Preisindex PCD deutlich geringer. (Bild: Daten: Destatis; Grafiken: CHEMIE TECHNIK)

Spannender als der Vergleich mit dem riesigen Warenkorb der gewerblichen Produkte ist allerdings der Vergleich zwischen PCD und den Preisen für Investitionsgüter. Für letztere bilanziert das Statistische Bundesamt im Juni 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus von 2,3 %, für Maschinen eine Steigerung um 2,5 %. Das deckt sich dann doch recht gut mit dem PCD – vielleicht gehen die Uhren im Chemieanlagenbau doch nicht ganz anders?

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