Projekt am sächsischen Standort Böhlen

Dow und Mura planen Europas größte Anlage für chemisches Recycling

Der US-Chemiekonzern Dow und das britische Recyclingunternehmen Mura Technology wollen ihre bestehende Zusammenarbeit ausbauen. Konkret geplant ist der Bau einer neuen Anlage für chemisches Recycling am Dow-Standort Böhlen.

Plan der Mura-Recycling-Anlage in Böhlen
So soll die geplante Recycling-Anlage im Dow-Werk Böhlen einmal aussehen.

Die neue Anlage von Mura in Böhlen, die bis 2025 in Betrieb gehen soll, könnte bei voller Auslastung eine Recyclingkapazität von etwa 120 kt pro Jahr bieten. Das chemische Recycling ist eine mögliche Ergänzung zum mechanischen Recycling, die Lücken erschließen kann, die das mechanische Recycling von Kunststoffen hinterlässt. Mura verwendet dabei das chemische Recyclingverfahren Hydroprs (Hydrothermal Plastics Recycling Solution). Es nutzt sogenannten überkritischen Dampf, um alle Arten von Kunststoffen, einschließlich flexibler und mehrschichtiger Kunststoffe, die bisher als "nicht recycelbar" galten, wieder in die ursprünglichen Öle und Chemikalien umzuwandeln, aus denen sie hergestellt wurden. Entscheidend ist, dass dasselbe Material mit dem Verfahren wiederholt recycelt werden kann.

„Muras Standort in Böhlen wäre der größte seiner Art in Europa, der erste in Deutschland - und der erste in Co-Ansiedlung an einem etablierten Dow-Standort. Eine gemeinsame Ansiedlung in Böhlen würde die Kosten für die Skalierung der chemischen Recyclinganlage erheblich senken. Gleichzeitig reduziert der recycelte Rohstoff, der aus Plastikmüll gewonnen wird, unsere Abhängigkeit von neuen fossilen Rohstoffen und ermöglicht es, einen recycelten Kunststoff zu produzieren. Dieser wird vom globalen Marken stark nachgefragt, insbesondere für Verpackungen mit Lebensmittelkontakt und medizinischen Anwendungen”, erläutert Katja Wodjereck, Präsidentin von Dow Deutschland, Österreich und Schweiz im Rahmen des internationalen Media Events in Böhlen.

Darüber hinaus dürfte die Ansiedlung der Anlagen von Mura am Dow-Standort Böhlen laut den beiden Partnern die Kohlendioxidemissionen verringern, da der Transport minimiert wird und der Gasausstoß aus dem chemischen Recyclingprozess wieder in Kunststoffe umgewandelt werden könne. So werde sichergestellt, dass keine Nebenprodukte in den Abfall gelangen.

Böhlen übertrifft die bisherigen Recycling-Projekte

Bereits im vergangenen Jahr hatten Dow und Mura den Bau der ersten chemischen Recyclinganlage von Mura mit dem Hydroprs-Verfahren im britischen Teesside mit einer Kapazität von 20.000 t pro Jahr bekannt gegeben. Diese soll 2023 in Betrieb gehen. Der Standort Böhlen würde mit 120 kt eine erheblich größere Kapazität für recycelte Plastikabfälle ermöglichen und das Angebot an vollständig kreislauffähigen Rohstoffen für die Industrie deutlich erhöhen.

Böhlen ist die erste Anlage von Mura direkt an einem Dow-Standort. Diese und die anderen geplanten Anlagen, die in Europa und den USA gebaut werden sollen, würden bis 2030 insgesamt 600 kt pro Jahr an Recyclingkapazitäten schaffen – und Dow nach eigenen Angaben zum weltweit größten Verbraucher von Kreislaufmaterial für die Produktion von Polyethylen machen.

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