Konkret geplant ist die Gründung eines Joint Ventures, an dem beide Unternehmen 50 % der Anteile am Joint Venture halten sollen. Auch die Unternehmensführung werde paritätisch besetzt. Erklärtes Ziel ist es, die Analysemesstechnik und Technologien zur Gas-Durchflussmessung von Sick gemeinsam zu vermarkten und weiterzuentwickeln. Die Produktportfolios der beiden Unternehmen in diesem Bereich seien komplementär, heißt es in einer Unternehmensmitteilung.
Die Partnerschaft beschränkt sich aber explizit auf den Bereich Prozesstechnik. Das Kerngeschäft von Sick, das in der Fabrik- und Logistikautomation liegt und mit dem das Unternehmen nach eigenen Angaben über 80 % seines Umsatzes generiert, soll dagegen von dem Zusammenschluss mit Endress+Hauser unberührt bleiben.
Die Beiträge für das Joint Venture sind unterschiedliche: Endress+Hauser soll sich vor allem „finanziell beteiligen, technologische Expertise einbringen und global neue Vertriebswege öffnen“. Sick dagegen soll die produktgenerierenden Einheiten seines Geschäftsbereichs „Cleaner Industries“, mit mehreren Entwicklungs- sowie Produktionsstandorten in Deutschland, einbringen. Auch die Beschäftigten in Vertrieb und Service der entsprechen globalen Sales und Service Units sollen jeweils in die Sales Center von Endress+Hauser übergehen.
Dekarbonisierung bringt Dynamik in den Markt
Die Partnerschaft entstehe „aus einer Position der Stärke heraus“, erklärte Matthias Altendorf, CEO von Endress+Hauser. Beide Unternehmen seien „für sich allein sehr erfolgreich unterwegs“. Den Anlass für die Zusammenarbeit bilde nun die „Dynamik unseres Marktumfeldes in der Prozessautomation durch die voranschreitende Dekarbonisierung der Industrie“, erklärte Dr. Mats Gökstorp, Vorstandsvorsitzender von Sick.
Den erklärten Fokus der Partnerschaft bilden dann auch Zukunftsthemen wie Klima- und Umweltschutz, Energiewende und Wasserstoffwirtschaft. Im bisherigen Geschäftsbereich „Cleaner Industries“ entwickelt, produziert und vertreibt Sick Analyseanwendungen, etwa im Bereich der Emissionskontrolle. Darüber hinaus kommen die Ultraschall-Durchflussmessgeräte des Herstellers zum Einsatz, um beispielsweise Erdgas-Wasserstoffgemische zu messen. Die Prozesslösungen von Sick finden etwa in Anlagen in der Chemie, in der Öl- und Gasindustrie, in Abfallverbrennungsanlagen sowie in Kraft-, Stahl- und Zementwerke Verwendung.
Closing für Mitte 2024 geplant
Ganz in Stein gemeißelt ist die Kooperation von Endress+Hauser und Sick allerdings noch nicht: Bisher hätten die Parteien „intensive Gespräche über eine strategische Partnerschaft geführt“ sowie eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, heißt es in der Mitteilung. Es folge nun „eine Phase der sorgfältigen Prüfung der relevanten Geschäftsbereiche sowie die Vertragsgestaltung beider Partner“. Diese soll im ersten Quartal 2024 mit der offiziellen Unterzeichnung des Vertrags über den Unternehmenszusammenschluss und zugehörigen Transaktionen beider Partner abgeschlossen werden. Der Vollzug („Closing") ist für die Jahresmitte 2024 vorgesehen.