Der Pharma- und Agrochemiehersteller Bayer will bis 2021 weltweit 12.000 Stellen streichen. Vor allem im Pflanzenschutz-Segment, aber auch bei übergreifenden Konzernfunktionen soll der Rotstift angesetzt werden. Der kritisierte Monsanto-Deal soll Synergien liefern.
Redaktion Redaktion
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Bayer hat umfangreiche Effizienz- und Portfolio-Maßnahmen angekündigt.(Bild: Bayer)
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Dass der Konzern ans Eingemachte geht, ist nicht überraschend. Die Aktie hat gegenüber ihrem 52-Wochen-Hoch inzwischen fast 73 % ihres Werts eingebüßt. Viele Stellen sollen aber in Deutschland entfallen. Mit dem Betriebsrat hat das Bayer-Management vereinbart, dass betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland bis 2025 ausgeschlossen sind. Weltweit beschäftigt das Unternehmen derzeit 118.200 Mitarbeiter.
Der Stellenabbau ist laut Bayer Teil eines Effizienzprogramms, mit dem die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden soll. Einschließlich der Monsanto-Übernahme sollen dadurch ab 2022 jährlich Einsparungen von 2,6 Mrd. Euro erzielt werden, davon soll eine Milliarde aus dem Geschäftsbereich Crop Science kommen.
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Portfolio soll bereinigt werden
Bayer-Konzernchef Werner Baumann verordnet dem Unternehmen einen harten Sparkurs. Bild: Bayer
In Laufe des kommenden Jahres soll die Umsetzung mehrerer Portfoliomaßnahmen vorangetrieben werden. So will sich Bayer von seinem Animal-Health-Geschäft trennen und prüft entsprechende Optionen. Zwar bieten sich hier Wachstumsoptionen in einem attraktiven Markt. Die dazu notwendigen Investitionsmittel sollen jedoch für die Kerngeschäfte Pharmaceuticals, Consumer Health und Crop Science eingesetzt werden. „Allein bis Ende 2022 sind Zukunftsinvestitionen von insgesamt rund 35 Milliarden Euro vorgesehen. Mehr als zwei Drittel davon wollen wir in Forschung und Entwicklung investieren und knapp ein Drittel in Sachanlagen“, sagte Vorstandschef Werner Baumann.
In der Pharmaforschung will sich Bayer künftig noch stärker auf externe Forscher abstützen und die internen Forschungskapazitäten zurückfahren. Bild: Bayer
Auch in der Pharmaforschung will das Unternehmen kräftig sparen: Interne Forschungskapazitäten sollen reduziert und die so freiwerdenden Mittel verstärkt in die Forschung mit Partnern und externe Innovationen investiert werden.
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Für die Division Consumer Health wurden Maßnahmen initiiert, um in den kommenden Jahren wieder an das Marktwachstum anzuschließen und die Profitabilität zu verbessern. Dazu gehört auch ein geplanter Rückzug aus Produktkategorien, die außerhalb von Bayer ein besseres Entwicklungspotenzial haben. Neben der bereits angekündigten Veräußerung der rezeptpflichtigen Dermatologie-Produkte werden in den kommenden Monaten strategische Optionen geprüft, sich von den Bereichen Sonnenschutz und Fußpflege zu trennen. Damit will sich das Unternehmen bei Consumer Health auf das profitable Wachstum der Kernkategorien konzentrieren.
Currenta-Anteile sollen verkauft werden
Darüber hinaus führt Bayer Gespräche über eine Veräußerung seines 60-prozentigen Anteils am deutschen Standortdienstleister Currenta. Nach der erfolgreichen Trennung von Covestro steht die Nutzung der Dienstleistungen von Currenta in keinem Verhältnis mehr zum Besitzanteil von Bayer.
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Bayer hat in jüngster Zeit an mehreren Fronten zu kämpfen: Nach der Monsanto-Übernahme ist das Unternehmen aufgrund der Prozessrisiken in den USA (Glyphosat) unter Druck geraten. Dazu kommt, dass sich die 2014 erfolgte Übernahme der rezeptfreien Medikamente des US-Pharmakonzerns Merck (14 Mrd. US-Dollar) nicht ausgezahlt hat. Zudem lieferte in jüngster Zeit auch die eigene Pharmaforschung von Bayer nicht den gewünschten Nachschub an neuen Medikamenten, weshalb sich das Unternehmen immer stärker auf externe Forscher abstützt.
Stellenabbau in Deutschland – und ein Versprechen an Donald Trump
Ob bei dem „signifikanten“ Stellenabbau an deutschen Standorten das Versprechen von Bayer-Chef Baumann und dem damaligen Monsato-CEO Hugh Grant an US-Präsident Donald Trump gegeben hatten, wurde nicht bekannt. Die Konzernchefs hatten im Januar 2017 dem neu gewählten US-Präsidenten versprochen, dass durch die Bayer-Monsanto-Fusion Jobs in den USA geschaffen werden sollen (siehe CT-Bericht).
(as)
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Bildergalerie zu den Schlagzeilen: Von Monsanto bis Stellenabbau
Mai 2016: Werner Baumann (links) übernimmt den Vorstandsvorsitz des Bayer-Konzerns von Dr. Marjin Dekkers(Bild: Bayer)
Mai 2016: Vermutung wird Gewissheit: Bayer bestätigt Übernahmegespräche mit Monsanto
23.05.16: Big, bigger, Bayer: 62 Mrd. US-Dollar bietet der Konzern aus Leverkusen für Monsanto. Der neue Bayer-Chef Werner Baumann versucht es gar nicht erst mit kleckern und geht direkt zum klotzen über: 62 Mrd. US-Dollar wäre ihm die Übernahme des Saatgut-Konzerns Monsanto wert.(Bild: Bayer)
Juli 2016: Alles noch gut unterm Bayer-Kreuz: Der Bayer-Konzern ist im 2. Quartal 2016 weiter gewachsen: „Unsere Life-Science-Geschäfte zeigten in Summe einen erfreulichen Umsatz- und Ergebniszuwachs“, erklärt Vorstandsvorsitzender Werner Baumann.(Bild: Bayer)
September 2016: Nachdem Bayer sein Angebot mehrfach erhöht hatte, ist die Monsanto-Übernahme nun unter Dach und Fach. Kostenpunkt: 66 Mrd. US-Dollar.(Bild: Bayer)
Bei Bayer hat die Monsanto-Übernahme auch personelle Konsequenzen: Im Mai benennt Bayer-Chef Baumann das neue Führungsteam der Crop Science-Sparte. Monsanto-Chef Hugh Grant ist nicht mit dabei - der kann sich über eine millionenschwere Abfindung freuen.Zum Artikel(Bild: Bayer)
Februar 2017: Derweil vermeldet Bayer für das Geschäftsjahr 2016 einen neuen Umsatzrekord und Großinvestor Warren Buffet adelt die Monsato-Übernahme durch eine 8 Mrd. USD-Beteiligung.(Bild: Bayer)
Covestro zählt zu den führenden Herstellern von Hightech-Polymerwerkstoffen und schafft es mit einem Umsatz von 13,4 Mrd. USD (Vorjahr 16,37 Mrd. USD) auf Platz 8. Die Produkte und Anwendungslösungen des Unternehmens aus Leverkusen stecken in nahezu allen Produkten des modernen Lebens. Zu den Kunden gehören Unternehmen aus den Bereichen Automobilindustrie, Bauwesen und Elektronik sowie aus der Möbel-, Sport- und Textilindustrie.(Bild: Covestro )
Mit einem Umsatz von 49,9 Mrd. USD (Vorjahr 45,31 Mrd. USD) geht Platz 3 an die Bayer AG. Das breite Sortiment an Produkten und die Forschungsschwerpunkte des Leverkusener Konzerns sind auf die Gesundheitsversorgung, den Pflanzenschutz und die Schädlingsbekämpfung ausgerichtet.(Bild: Bayer )
Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer aus Leverkusen landet auf Platz 2.(Bild: Bayer)
Mai 2018: Und noch einmal Hugh Grant: Bayer benennt die neue Führung der Crop Science-Sparte, der ehemalige Monsanto-Chef gehört nicht dazu. Gelohnt hat sich der Handschlag für ihn trotzdem: 33,5 Mio. USD Abfindung und nochmals Aktienoptionen im Wert von 100 Mio. USD.(Bild: Bayer)
Juni 2018: Bayer schließt die Monsanto-Übernahme ab und streicht den Namen.(Bild: Bayer)
August 2018: Im Glyphosat-Streit vor einem US-Gericht erleidet Bayer eine schwere Schlappe: Ein Geschworenengericht in Kalifornien sprach einem an Krebs erkrankten ehemaligen Hausmeister Schadenersatz in Höhe von 289 Mio. US-Dollar zu..(Bild: Bayer)
September 2018: Noch mehr Ärger für Bayer: Nachdem sich das Unternehmen bereits juristisch gegen das Glyphosat-Urteil eines kalifornischen Gerichts wehren muss, erhärten Wissenschaftler nun auch noch den Zusammenhang zwischen Glyphosat-Einsatz und dem globalen Bienensterben.(Bild: The physicist – Fotolia)
November 2018: Bayer kündigt an, bis 2021 12.000 Stellen zu streichen.(Bild: Bayer)