100-MW-Elektrolyse in Deutschland geplant

Ineos steckt über 2 Mrd. Euro in grüne Wasserstoffproduktion

Der britische Chemiekonzern Ineos plant Investitionen von über 2 Mrd. Euro in Elektrolyseprojekte zur Herstellung von umweltfreundlichem Wasserstoff und will damit „die kohlenstofffreie Wasserstoffproduktion in Europa revolutionieren“.

Luftbild des Ineos-Standorts in Rafnes, Norwegen
Ineos-Standort in Rafnes, Norwegen

Die angekündigte Investition von mehr als 2 Mrd. Euro bezeichnet Ineos als „die bisher umfangreichste in Europa“ im Zusammenhang mit der Elektrolyse zur Produktion von grünem Wasserstoff. In den nächsten 10 Jahren sollen erste Produktionsanlagen in Norwegen, Deutschland und Belgien in Betrieb gehen weitere Investitionen sind in Großbritannien und Frankreich geplant. Der Konzern ist nach eigenen Angaben bereits Europas größter gegenwärtiger Anlagenbetreiber im Bereich der Elektrolyse, der zur Herstellung von umweltfreundlichem Wasserstoff für die Stromerzeugung, für den Transport und für die industrielle Versorgung von entscheidender Bedeutung ist.

„Grüner Wasserstoff ist eine unserer besten Chancen, eine nachhaltigere und kohlenstoffarme Umwelt zu ermöglichen“, kommentierte Jim Ratcliffe, Vorstandsvoritzender von Ineos. „Europa fordert nachdrücklich noch größere Investitionen in grünen Wasserstoff, und die heutige Bekanntgabe von Ineos zeigt unsere Entschlossenheit, eine Vorreiterrolle bei diesem äußerst wertvollen neuen Kraftstoff zu spielen.“ Die langjährige Erfahrung in Lagerung und Umgang mit Wasserstoff ermögliche dem Unternehmen eine privilegierte Marktstellung, um den Fortschritt in Richtung einer kohlenstofffreien Zukunft auf der Grundlage des Wasserstoffs voranzutreiben.

20 MW in Norwegen, 100 MW in Deutschland

Die erste geplante Energieanlage soll ein 20-MW-Elektrolyseur zur Herstellung von reinem Wasserstoff durch Wasser-Elektrolyse mittels kohlenstofffreier Stromerzeugung in Norwegen sein. Das Projekt soll den CO2-Ausstoß des Ineos-Standorts in Rafnes reduzieren und mindestens 22.000 t/a CO2 einsparen. Die Produktionsstätte soll zum Knotenpunkt der Wasserstoffversorgung für den norwegischen Verkehrssektor werden.

Himmel Photovoltaik
Rhyme Bavaria, Burghausen – Wacker: Es soll eine 20-MW-Elektrolyseanlage enstehen und eine Syntheseanlage, in der grüner Wasserstoff mit Kohlendioxid aus Produktionsprozessen zu erneuerbarem Methanol verarbeitet wird.
Bayernoil
BayH2, Neustadt – Vattenfall, Bayernoil: Die Bayernoil-Raffinerie in Neustadt an der Donau will zukünftig Wasserstoff nutzen.
Enertrag
Doing Hydrogen, Rüdersdorf – Enertrag, Cemex:Der Pipeline-Betreiber Gascade will mit Partnern eine H2-Leitung zwischen Rostock und Güstrow bauen und eine bestehende Erdgas-Pipeline bis Berlin, Brandenburg und Sachsen umwidmen.
Thyssenkrupp
tkH2Steel, Duisburg – Thyssenkrupp: Das neue Verfahren zur klimaneutralen Stahlerzeugung unter Einsatz von Wasserstoff soll die bisher auf Kokskohle basierende Stahlerzeugung ablösen.
Dow
e-Methanol-Projekt, Stade – Dow: Mit Abgasen von Dow soll durch Zugabe von Wasserstoff 42.000 t/a Methanol produziert und in chemischen Verfahren, im Schiffs- und Schwerlastverkehr eingesetzt werden.
Evonik
Get H2, Salzgitter – Salzgitter Flachstahl: Von Lingen bis nach Gelsenkirchen und von der niederländischen Grenze bis nach Salzgitter soll grüner Wasserstoff in mehreren Schritten zwischen 2024 und 2030 erzeugt, transportiert, gespeichert und industriell angewendet werden.
BP
LGH2, Lingen – BP, Ørsted: Ein 50-MW-Elektrolyseur soll in der BP-Raffinerie mit erneuerbarem Strom aus Offshore-Windparks von Ørsted Wasserstoff produzieren, mit dem in der Raffinerie Kraftstoffe hergestellt werden.
BArcelor Mittal
Dribe2, Bremen – Arcelor Mittal: Um die CO2-Emissionen zu reduzieren, soll zunächst Erdgas und später Wasserstoff aus einem Elektrolyseur mit einer Anfangskapazität von 100 MW in einen Hochofen eingespeist werden.
Arcelor Mittal
Clean Hydrogen, Coastline Bremen – Arcelor Mittal: Mit Offshore-Strom erzeugter Wasserstoff soll die klimaneutrale Stahlerzeugung in Bremen voranbringen und bis 2026 bis zu 12.000 wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeuge ermöglichen.
Holcim
Hyscale 100, Heide – Holcim, Hynamics, Ørsted: Das Projekt soll großtechnisch Wasserstoff produzieren und so dazu beitragen, die Petrochemie- und Zementindustrie durch eine Produktpalette aus E-Fuels, E-Chemicals und E-Methanol zu dekarbonisieren.

In Deutschland beabsichtigt Ineos den Neubau eines 100-MW-Elektrolyseurs zur Herstellung von grünem Wasserstoff an seinem Kölner Standort. Der Wasserstoff aus dieser Anlage fließt in die Herstellung von grünem Ammoniak. Das Kölner Projekt wird die Kohlenstoffemissionen des Standorts um mehr als 120.000 t/a reduzieren. Außerdem soll es eine Reihe von Entwicklungsmöglichkeiten für E-Treibstoffe durch die Umwandlung von Kraftstoff in Methanol im industriellen Rahmen einräumen.

Weitere Projekte in Belgien, Frankreich und Großbritannien sind in Vorbereitung. Ineos rechnet darüber hinaus mit zukünftigen Zusammenschlüssen mit marktführenden Unternehmen, die an der Entwicklung von neuen Wasserstofftechnologien und -anwendungen mitwirken.

Unter dem Namen Inovyn hat Ineos im November 2020 ein weiteres Unternehmen zur europaweiten Entwicklung und zum Aufbau umweltfreundlicher Wasserstoffkapazitäten gegründet. Dieses Ineos-Wasserstoffunternehmen wird seinen Hauptsitz im Vereinigten Königreich haben und zielt darauf ab, im kompletten europäischen Standortnetz von Ineos sowie bei Partnerstandorten weitere emissionsfreie Kapazitäten zur Herstellung von Wasserstoff zu entwickeln und so die Dekarbonisierung von Energieträgern zu beschleunigen. Darüber hinaus beabsichtigt Ineos eine intensive Zusammenarbeit mit den europäischen Regierungsbehörden, um die Bereitstellung der benötigten Infrastruktur zu gewährleisten, damit der Wasserstoff in einer umweltfreundlichen Wirtschaftsstruktur eine entscheidende Funktion übernehmen kann.