Ist-Daten der Branche in der aktuellen Tarifrunde

So stark sind die Gehälter in Chemie- und Pharmaindustrie zuletzt gestiegen

Die Chemiegewerkschaft IGBCE hat ihre Forderungen für die aktuelle Tarifrunde vorgestellt. Ein Blick in die historische Gehaltsentwicklung zeigt Überraschendes.

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Chemiebeschäftigte bei der BASF
Die Gehälter der Beschäftigten in der Chemieindustrie sind in den vergangenen Jahren - mit Ausnahme 2020 - stetig gestiegen.

Die Chemiebeschäftigten sind der aktuellen Teuerungswelle ungeschützt ausgeliefert. Mit dieser Position geht die Chemiegewerkschaft IGBCE in die aktuelle Tarifrunde und begründet damit die Forderung nach einem Gehalts-Plus oberhalb der Teuerungsrate - und diese liegt aktuell bei 4,9 %. Interessant ist in der aktuellen Diskussion ein Blick auf die Vergangenheit. Denn einerseits verdienen die Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Branchenvergleich sowieso schon sehr gut, doch im vergangenen Jahr bilanzierte der Chemieverband VCI sogar ein Minus bei den Entgelten. Diese sanken in der Chemie um 1,0 % und in der Pharmazeutischen Industrie um 1,2 %.

Im langjährigen Mittel waren die Gehälter jährlich um 2,3 % (Chemie) bzw. 2,1 % (Pharmaindustrie) gestiegen. Damit liegen die Zuwächse in der prozentualen Größenordnung des Verarbeitenden Gewerbes insgesamt, allerdings absolut gesehen um mehr als 12.000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr höher. Einen Artikel zu den aktuellen Forderungen der IGBCE in der neuen Chemie-Tarifrunde finden sie hier.

Bilderstrecke: Das fordert die Chemiegewerkschaft in der Tarifrunde 2022

Bilderstrecke: So viel verdienen Ingenieure in den verschiedenen Industrien

Streik
Die Chemie-Tarifverhandlungen betreffen deutschlandweit rund 580.000 Beschäftigte in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Die Gespräche zwischen der Gewerkschaft und den Arbeitgebern sind am 2. März zunächst auf regionaler Ebene gestartet, am 21. März wird in Hannover erstmals auf Bundesebene verhandelt.
Gehalt
Ins Zentrum ihrer Forderungen hat die Chemiegewerkschaft die Erhöhung der Löhne und Gehälter sowie der Ausbildungsvergütungen gestellt. Angesichts des Fachkräftemangels seien Investitionen ins Personal im ureigenen Interesse der Chemiebetriebe. "Sie brauchen dringend eine Investitionsoffensive – mit Blick auf ihre Attraktivität als Arbeitgeber, die Wertschätzung ihrer Beschäftigten, die Nachwuchsarbeit“, sagte der stellvertretende IGBCE-Vorsitzende Ralf Sikorski.
Inflation
Eine genaue Zahl, um wieviel die Entgelte steigen sollen, nennt die Gewerkschaft nicht. Da die Beschäftigten wie der Rest der Bevölkerung derzeit von der hohen Inflation betroffen ist, müsse aber am Ende "ein Plus oberhalb der Teuerungsrate" stehen. Die Inflationsrate in Deutschland lag im Januar 2022 bei 4,9 % (im Vergleich zum Vorjahr).
Nachtbetrieb
Gefordert wird außerdem eine Erhöhung der Schichtzuschläge für die Beschäftigten in Nachtschichten auf einheitlich 25 %. „Es waren die Schichtarbeiter, die in der Pandemie 24/7 den Laden am Laufen gehalten haben, während ihre Vorstände im Homeoffice arbeiten konnten“, so Gewerkschaftsfunktionär Sikorski. Heute sei Schichtarbeit für junge Menschen unattraktiver denn je. „Wir müssen und werden das ändern.“
Homeoffice
Die Attraktivität des Arbeitsplatzes steht auch beim Thema "mobile Arbeit" und Homeoffice im Vordergrund. Die Arbeitswelt werde sich in den nächsten Jahren "massiv verändern", glaubt die Chemiegewerkschaft. Daher bedürfe es klarer tariflicher Leitplanken für betriebliche Vereinbarungen, "damit wir für die gesamte Branche zu einheitlichen Qualitätsanforderungen an gute mobile Arbeit kommen".
Ausbildung
Eine weitere wichtige Forderung betrifft die Ausbildung. In der Corona-Krise hatten zudem viele Chemieunternehmen ihre Ausbildungsanstrengungen zurückgefahren, so die Gewerkschaft. Das sei "ein falsches Signal an die junge Generation". Die IGBCE will deshalb neue Fördermöglichkeiten zur Ausbildung Jugendlicher schaffen.
Umfrage
Ihre Forderungen stützt die Gewerkschaft auf die Beobachtung, dass die wirtschaftliche Situation der Chemie- und Pharmabranche positiv sei. In einer Umfrage gaben 78 % der befragten Beschäftigten an, ihrem Arbeitgeber gehe es gut bis glänzend.
Stop
Die Arbeitgeber sehen dies naturgemäß anders. Trotz der deutlichen Erholung der letzten Monate liege die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie nach Rezessionsverlusten und Corona-Krise noch nicht wieder auf Wachstumskurs, erklärte etwa der Hauptgeschäftsführer der Chemie-Arbeitgeber Westfalen Dirk W. Erlhöfer. Außerdem seien die Betriebe „flächendeckend durch massiv gestiegene Energie- und Rohstoffkosten sowie Logistikprobleme belastet“. Die Arbeitgeberverbände weisen die Forderungen der IG BCE daher als „teures Überraschungspaket“ weitgehend zurück.
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