Demo-Anlage für Recycling von Lithium-Ionen-Batterien
Startup Tozero plant Batterie-Recycling im Chemiepark Gendorf
Das Münchner Startup Tozero baut im Chemiepark Gendorf ein Technikum für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. In einem angemieteten Bestandsgebäude soll eine Demonstrationsanlage entstehen.
Der Chemiepark Gendorf erhält Zuwachs: Das Fürther Unternehmen Pruvia wird ab Sommer 2025 eine Anlage für thermochemisches Recycling im Chemiepark errichten.
(Bild: Heiner Heine)
Die neue Anlage soll noch 2025 im Laufe des Jahres den Betrieb aufnehmen und als technologische Grundlage für die Aufnahme der im Jahr 2026 geplanten kommerziellen Produktion dienen. Das Besondere an dem von Tozero entwickelten chemischen Batterierecyclingverfahren ist die effiziente Rückgewinnung von hochreinem Lithium und Graphit, die anschließend wieder für die Herstellung neuer Batteriezellen verwendet werden können. Der Recyclingprozess ermöglicht dem Unternehmen zufolge eine Rückgewinnung von über 80 Prozent des Lithiums aus Altbatterien und übertrifft damit schon heute die EU-Vorgaben für das Jahr 2031. Auch Graphit kann im Verfahren vollständig zurückgewonnen und in die lokale Lieferkette rückgeführt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Recyclingprozessen, bei denen meist nur Metalle wie Kupfer oder Aluminium erhalten bleiben und andere wertvolle Substanzen verloren gehen, lassen sich so deutlich mehr kritische Rohstoffe zurückgewinnen und im Kreislauf halten.
„Mit Tozero entscheidet sich erneut ein technologischer Vorreiter aus der Kreislaufwirtschaft für den Chemiepark Gendorf“, sagt Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter des Chemiepark-Betreibers Infraserv Gendorf. Erst im Februar hatte das Startup Pruvia den Bau einer kommerziellen Anlage für das chemische Kunststoffrecycling am Standort angekündigt. „Tozero stärkt unsere Position als Pionierstandort für junge, wachstumsstarke Unternehmen aus den Zukunftsindustrien“, so von Reden weiter. „Unsere Infrastruktur und unsere maßgeschneiderten Industriedienstleitungen für die Chemie- und Prozessindustrie sind ideale Voraussetzungen für Unternehmen mit Skalierungsambitionen. Diese Vorteile nutzen wir gezielt, um weitere Innovationstreiber nach Gendorf zu holen.“
Ksenija Milicevic Neumann, CTO von Tozero erklärt: „Mit unserer Technologie führen wir kostbare und energieintensive Wertstoffe wie Lithium und Graphit in den Wirtschaftskreislauf zurück. Damit machen wir Deutschland und Europa zugleich unabhängiger von Rohstoffimporten. Potenzielle Abnehmer für die recycelten Wertstoffe haben wir bereits viele. Das Technikum im Chemiepark ist deswegen ein Meilenstein für uns und ein wichtiger Zwischenschritt in der Skalierung unserer Technologie. Der Chemiepark Gendorf mit seiner ‚Plug-and-play‘-Infrastruktur ist der ideale Standort für uns. Wir können uns hier ganz auf die Weiterentwicklung unserer eigenen Technologie konzentrieren, weil uns InfraServ Gendorf bei allen anderen Aufgaben unterstützt.“
Das Startup wurde 2022 gegründet und hat seitdem rasche technologische Fortschritte im Recycling von Materialien aus Lithium-Ionen-Batterien vorzuweisen. Zwei Jahre nach der Gründung lieferte das Unternehmen erste Chargen recycelten, hochreinen Lithiums an europäische Kunden aus. Tozero setzt bei seinen Verfahren bewusst auf die Verarbeitung von schwarzer Masse statt ganzer Batterien, um sich voll auf das technologische Herzstück – die effiziente und nachhaltige Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe – zu konzentrieren. Durch die Auslagerung der mechanischen Batteriezerlegung an spezialisierte Partner minimiert Das Unternehmen Sicherheitsrisiken, senkt Logistikkosten und erhöht die Flexibilität und Skalierbarkeit seines Recyclingprozesses. Aktuell beschäftigt das Startup rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus zehn Nationen am Standort München. In Gendorf plant das Unternehmen zunächst Investitionen im mittleren einstelligen Millionenbereich. Das Vorhaben wird dabei im Rahmen des EIC-Accelerator-Programms von der Europäischen Union kofinanziert.