Wie Lanxess am Freitag mitteilte, lagen die Umsätze auch im zweiten Quartal die Umsätze mit 1,78 Mrd. Euro rund 11 % unter dem Vorjahreswert, die Gewinne (Ebitda) gingen sogar um knapp 58 % zurück. Die Gründe dafür sieht der Konzern in einer weiterhin schwache Nachfrage in vielen Abnehmerindustrien, in denen die Kunden nun zunächst auch ihre Lagerbestände abbauen, sowie in niedrigeren Verkaufspreisen. Auch von China als größtem Chemiemarkt der Welt gingen keine Nachfrageimpulse aus.
Aktionsplan „Forward!“ soll Kosten sparen
„Die Chemie und auch Lanxess sind derzeit in schwerem Fahrwasser. Die erhoffte Nachfragebelebung für das zweite Halbjahr ist derzeit nicht absehbar“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Matthias Zachert. Daher will der Konzern nun mit einem Aktionsplan gegensteuern. Ziel des Programms mit dem Namen „Forward!“ ist es, sowohl kurzfristig als auch langfristig Kosten zu sparen sowie die „Strukturen und Prozesse zu schärfen“.
Zu den kurzfristigen Maßnahmen gehören „strikte Kostendisziplin in allen Bereichen“ und ein europaweiter Einstellungsstopp. Das Unternehmen rechnet dadurch mit einmaligen Einsparungen in Höhe von 100 Mio. Euro – je zur Hälfte durch Kostensenkungen und verringerten Investitionsausgaben.
Zu strukturellen Maßnahmen gehören Anlagenschließungen
Mit einem Paket struktureller Maßnahmen sollen dann auch langfristig Kosten eingespart werden. Lanxess rechnet mit einem Umfang von 150 Mio. Euro pro Jahr, voll wirksam ab 2025. Dazu sollen Stellen in der Verwaltung gestrichen werden, aber auch in der Produktion besonders „energieintensive Betriebe innerhalb des weltweiten Anlagenparks“ überprüft werden.
Konkret kündigte der Konzern bereits Folgen für die deutschen Standorte an – die Planungen dort konzentrieren sich auf den Standort Krefeld-Uerdingen: Der Produktionsbetrieb für die Hexan-Oxidation, die energieintensiv ist, soll demnach bis 2026 stillgelegt werden. Dort sind derzeit 61 Mitarbeiter beschäftigt. Den Betrieb für die Chromoxid-Produktion will Lanxess dagegen verkaufen. Sollte sich ein Verkauf nicht realisieren lassen, will das Unternehmen jedoch auch hier „eine Stilllegung prüfen“.
Ähnliche Maßnahmen hatte der Chemiekonzern BASF bereits im Februar für den Standort Ludwigshafen angekündigt:
Als dritte Komponente sieht der Aktionsplan eine „weitere Schärfung des Geschäftsmodells“ vor. Dazu will man das Potenzial der neuen Geschäfte, die der Konzern in den vergangenen Jahren besonders im Bereich Spezialchemie aufgebaut hat, nun „in vollem Umfang heben“. Außerdem soll das Angebot an nachhaltigen Produkten ausgebaut werden.
Konzernchef rechnet mit Politik ab
Vorstandschef Matthias Zachert machte jedoch klar, dass die Maßnahmen auf Konzernebene allein nicht reichen werden. Vielmehr nahm er auch die deutsche Politik mit in die Pflicht. „Die Politik muss jetzt endlich aufwachen“, so Zachert. In der aktuellen konjunkturellen Schwächephase sei der Standort Deutschland international nicht wettbewerbsfähig. „Wir brauchen dringend zukunftsfähige Rahmenbedingungen – allen voran einen international wettbewerbsfähigen Industriestrompreis, den Abbau der überbordenden Bürokratie und schnellere Genehmigungsverfahren“, fordert der Lanxess-Chef.