Präsident Trump vor einer USA-Flagge

(Bild: BarBus – Pixabay)

Trumps Wahlsieg kommt für die deutsche Industrie nicht völlig überraschend. Bereits im August hatte der Maschinenbauverband VDMA eine ausführliche Analyse von Trumps Wahlprogramm erstellt und damit verbunden denkbare Auswirkungen auf das US-Geschäft beschrieben. Nicht ohne Grund: Die USA sind der größte Einzelmarkt für deutschen Maschinenexporte. Im September gingen knapp 14 % der Ausfuhren über den Atlantik.

Dies soll laut der ersten Reaktion des Verbandes auf die Wahl auch so bleiben: "Unsere Unternehmen bieten die erforderlichen Produkte an, um die von Donald Trump angestrebte Re-Industrialisierung der USA umzusetzen. Der Gesamtausblick des VDMA auf den amerikanischen Markt bleibt daher positiv", sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.

Zweite Amtszeit wird anders als die erste

Immerhin ist Trump ja auch kein Unbekannter: „Trotz Trumps Rhetorik gegenüber Europa und Deutschland konnte unsere Industrie in der ersten Amtszeit Trumps seine Geschäfte auf dem amerikanischen Markt ausbauen“, erklärte Ulrich Ackermann, Leiter der VDMA-Außenwirtschaftsabteilung.

Aber der Verband stellt auch klar: Die zweite Amtszeit dürfte sich deutlich von der ersten unterscheiden: Der größte Unterschied liegt nach Ansicht des VDMA in einem möglichen generellen Zoll von wahrscheinlich 10 % auf alle Importe weltweit, auch aus Deutschland und den anderen EU-Mitgliedstaaten. Diese denkbare Zollthematik stellt auch laut einer Umfrage das größte Risiko-Potenzial für europäische Unternehmen mit US-Geschäft dar. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen seien weder personell noch finanziell in der Lage sind, Produktionskapazitäten in der ganzen Welt aufzubauen und seien damit vom Export heraus Europa abhängig.

„Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird für die deutsche und europäische Industrie eine größere Herausforderung sein als seine erste Präsidentschaft. Insbesondere seine Zollankündigungen müssen wir ernst nehmen. Das wird die transatlantischen Handels- und Investitionsbeziehungen nochmals spürbar belasten", meint Thilo Brodtmann. Angesichts einer zu erwartenden Verschärfung des Wettbewerbes zwischen den USA und China seien Deutschland und Europa nun umso mehr gefordert, "eigene wirtschaftliche Stärke zu entwickeln.“

Auch Chemieindustrie hofft

Ebenso wie für den Maschinenbau sind auch für die deutsche Chemieindustrie die USA der mit Abstand wichtigste Exportmarkt. Über 35 Mrd. Euro setzt die Branche dort mit chemisch-pharmazeutischen Produkte um. Umso wichtiger bleiben auch hier gute Handelbeziehungen: „Ich hoffe, dass unter Präsident Trump die guten transatlantischen Beziehungen weiter Bestand haben werden", erklärte VCI-Präsident und Covestro-Chef Markus Steilemann. "Unabhängig davon, wer im Weißen Haus sitzt: Die USA bleiben ein wichtiger Handelspartner für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie und ein interessanter Auslandsstandort.“

Insgesamt sind die USA mit 938 Mrd. Euro nach China und der EU der drittgrößte Chemiemarkt der Welt. Auch viele deutsche Chemie- und Pharmaunternehmen produzieren in erheblichem Maße in den USA. Der VCI erwartet, dass internationale Handelspartner der Amerikaner damit rechnen müssen, dass die Handelspolitik der USA stark von der Systemrivalität mit China bestimmt wird.

Wie die Maschinenbau-Kollegen fordert daher auch der Chemie- und Pharmaverband, den eigenen Blick zu schärfen. „Die US-Wahl ist wichtig. Noch wichtiger ist es, dass Deutschland und Europa die eigenen industriepolitischen Hausaufgaben erledigen und den eigenen Standort mit konsequenten Maßnahmen auf Vordermann bringen“, betonte Steilemann.

Zudem müsse aus Sicht des VCI die Handelsbeziehungen der EU und Deutschland weiter diversifiziert werden. Dabei könnten neue Freihandelsabkommen und Partnerschaften helfen. Deutschland müsse als Teil einer starken EU seine Handelsbeziehungen in anderen Weltregionen erweitern. Auf diesem Weg könne die europäische Wettbewerbsfähigkeit gesichert und ausgebaut werden.

Doch die Voraussetzungen dafür sind schwierig, da insbesondere Deutschland aktuell nicht aus einer Position der Stärke agieren kann. So kämen "zur inneren Strukturkrise nun massive außenwirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen auf uns zu, auf die wir nicht vorbereitet sind", kommentierte etwa Moritz Schularick, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel. Mit dem Wahlsieg Trumps beginne daher nun "der ökonomisch schwierigste Moment in der Geschichte der Bundesrepublik."

Kullmann will "auf dem Teppich bleiben"

Eine Woche nach der Wahl haben sich inzwischen weitere hochrangige Wirtschaftsvertreter zum Trump-Comeback geäußert. So mahnte Christian Kullmann, Chef des Spezialchemie-Konzerns Evonik und früherer VCI-Präsident, im Gespräch mit dem Manager Magazin angesichts der Wahlergebnisse "auf dem Teppich zu bleiben": Gerade für die vielen Unternehmen der Branche, die bereits in den USA vertreten seien, rechne er mit einem "weiter mit einem wirtschaftsfreundlichen Umfeld", etwa durch sinkende Unternehmenssteuern. "Der amerikanische Präsident ist nicht für unsere malade Infrastruktur verantwortlich und auch nicht für eine überbordende Regulierung in Europa und Deutschland, ebenso wenig hat er uns eine unzureichende Energieversorgung und zu hohe Energiepreise eingebrockt", so Kullmann. Angesichts der zunehmend politisch aufgeladenen Weltwirtschaft, rät er deutschen Unternehmen sich noch stärker regional zu diversifizieren: "Als exportorientierte deutsche Volkswirtschaft können wir nur überleben, wenn wir auf den unterschiedlichen Spielfeldern unseren Platz finden."

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