Erste hessischen Wasserstoff-Tankstelle für Züge

Von rechts: Der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, Infraserv-Geschäftsführer Dr. Joachim Kreysing, RMV-Geschäftsführer Dr. André Kavai und Dr. Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender von DB Regio, an der ersten hessischen Wasserstoff-Tankstelle für Züge. (Bild: Infraserv Höchst)

Über den aktuellen Baufortschritt in Frankfrut-Höchst informierten sich jetzt der hessische Verkehrs- und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, Dr. André Kavai, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds RMV, und Dr. Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender von DB Regio. Mit dabei war auch Dr. Joachim Kreysing, Geschäftsführer der Industriepark-Betreibergesellschaft Infraserv Höchst.

In den letzten Monaten sind im Nordteil des Industrieparks neue Gleisanlagen entstanden und die erste von vier Zapfsäulen zur Betankung der Brennstoffzellenzüge konnte installiert werden. In einem neuerrichteten Gebäude werden sechs Verdichteranlagen startbereit sein, mit denen der Wasserstoff für die Wasserstoffspeicherung auf 500 bar verdichtet wird. Infraserv Höchst errichtet zusätzlich einen Elektrolyseur zur Wasserstoffproduktion.

Das Land Hessen fördert den Bau der grundlegenden Schieneninfrastruktur für die Wasserstofftankstelle mit rund 2,5 Mio. Euro, das sind knapp 60 % der Kosten. Hinzu kamen 800.000 Euro für vorbereitende Gutachten und eine mobile Zugbetankungseinrichtung. Für die Betankungseinrichtung im Industriepark als solche stellt der Bund Fördermittel bereit.

Wasserstoff als Nebenprodukt im Industriepark

Dr. Joachim Kreysing ist stolz darauf, dass Infraserv Höchst und dem Industriepark Höchst bei der Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologie eine wichtige Rolle zukommt: „Innovation hat bei uns am Standort Tradition. Wir engagieren uns seit mehr als 15 Jahren im Rahmen von Projekten, mit denen die Nutzung von Wasserstoff für nachhaltige, emissionsarme Mobilitäts- und Energieversorgungslösungen vorangetrieben wird. Infraserv Höchst verfügt daher über viel Erfahrung und kann im Industriepark Höchst, in dem Wasserstoff bei Produktionsprozessen als Nebenprodukt anfällt, optimale Rahmenbedingungen bieten.“

„Wir sind in Hessen Vorreiter der Verkehrswende: In rund sechs Monaten wird die weltweit größte Brennstoffzellenzugflotte im Taunusnetz ihren Betrieb aufnehmen. Ich freue mich sehr, dass die dafür notwendige Wasserstofftankstelle auf dem Industriepark Höchst schon betriebsbereit ist. Dann kann es Ende 2022 richtig losgehen“, sagte Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. Um 2045 Klimaneutralität zu erreichen, brauche man emissionsfreien Bahnverkehr. Derzeit sei jedoch etwa ein Drittel der Bahnstrecken noch nicht elektrifiziert. „Das soll sich ändern. Aber es gibt Strecken, auf denen eine Elektrifizierung nicht schnell oder aus technischen Gründen gar nicht möglich ist. Das Potenzial für innovative Antriebe ist also groß“, so Al-Wazir.

Das sieht man auch beim Verkehrsverbund RMV, verantwortlich für den Nahverkehr im Rhein-Main-Gebiet und auch das Taunusnetz, genauso: „Wir wollen bis 2030 weg vom Diesel und nur noch elektrisch angetriebene Züge fahren lassen“, so Geschäftsführer Prof. Knut Ringat. „Dazu gehören klassische, per stromführender Oberleitung betriebene Fahrzeuge, Wasserstoffzüge, aber mitunter auch batteriebetriebe Einheiten. Mit dem Einsatz der weltgrößten Wasserstoffzug-Flotte mit 27 Fahrzeugen werden wir die Kenntnis über alternative Antriebe weit über den RMV hinaus gewinnen.“

Vier Wasserstoff-Linien durch den Taunus

Auf den Schienen zum Einsatz kommt das Zugmodell Coradia Ilint des französischen Herstellers Alstom – der weltweit erste Personenzug, der mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben wird, die elektrische Energie für den Antrieb erzeugt. In der Traktionsbatterie werden der vorübergehend überschüssig erzeugte Strom sowie die bei Bremsvorgängen zurückgewonnene Energie zwischengespeichert. Die Triebfahrzeuge sind sollen so leise wie Elektro-Triebfahrzeuge sein und lokal emissionsfrei, weil sie lediglich Wasserdampf und Wärme an die Umwelt abgeben. Beschafft wurden die 27 Fahrzeuge über die Fahrzeugmanagement-Tochter des RMV. Das Projektvolumen liegt bei ca. 500 Mio. Euro.

„Die Deutsche Bahn will bis 2040 klimaneutral sein. Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie, wenn es darum geht, den Regionalverkehr emissionsfrei zu machen“, erklärte Dr. Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender der DB Regio. Sein Unternehmen übernimmt mit der Tochtergesellschaft Start den Betrieb der vier Wasserstofflinien und warten die Fahrzeuge in unserem DB Regio-Werk in Griesheim. Über den Sommer sollen erste Strecken- und Betankungstests im Rhein-Main-Gebiet stattfinden. Nach den Sommerferien starten dann die Schulungen des Personals mit den Wasserstoffzügen.

Ab Dezember sollen dann erstmals Wasserstoffzüge im RMV-Gebiet fahren. Das Taunusnetz umfasst vier bislang teilweise nicht elektrifizierte Strecken: RB12 (Frankfurt – Königstein), RB15 (Frankfurt – Brandoberndorf), RB16 (Bad Homburg – Friedberg) und RB11 (Frankfurt-Höchst – Bad Soden).

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(Bild: Corona Borealis – stock.adobe.com)

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