Laborumgebung: Mikrobielles Recycling von Kunststoffolien

Wie lassen sich Kunststofffolien effizienter wiederverwerten? (Bild: KI-generiert mit Dall-E3 / OpenAI)

Für den Bericht "Abschätzung der Potenziale und Bewertung der Techniken des thermochemischen Kunststoffrecyclings" haben die Autoren im Auftrag des Umweltbundesamtes Verfahren zum chemischen Kunststoffrecycling bewertet, und zwar die Methoden der Verölung/Verflüssigung, der Pyrolyse und der Gasifizierung. Die beteiligten Wissenschaftler der RWTH Aachen und der Hochschule Merseburg kommen zu dem Schluss, dass das chemische Kunststoffrecycling "in technisch ausgereiften, energieintegrierten und optimierten Anlagen grundsätzlich einen positiven Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten" kann und sich damit im Vergleich zur Verbrennung von Altkunststoffen Treibhausgasemissionen einsparen lassen. Den Energieverbrauch der chemischen Verfahren beziffern sie als vergleichbar mit der Herstellung hochwertiger Materialien aus Naphta. Im Energieverbrauch wie auch bei entstehenden Emissionen sind sie dem mechanischen Recycling jedoch unterlegen. Dennoch können sie Kunststoffe zum Recycling erschließen, die für mechanische Verfahren bislang unzugänglich sind. Die Autoren heben außerdem hervor, dass sich mit thermochemischen Verfahren Schadstoffe aus Rezyklaten entfernen lassen, was künftig eine bedeutende Rolle spielen könne. Den vollständigen Bericht bietet das UBA zum Download an.

Recyclingunternehmen wie der Anbieter Carboliq begrüßen die im Bericht dargelegten Positionen. Das Unternehmen bezeichnet mechanisches und chemisches Recycling als einander ergänzende Verfahren und erwartet, dass die Einschätzung im UBA-Bericht "maßgeblichen Einfluss auf zukünftige Investitionsentscheidungen haben wird". Carboliq baut und betreibt Anlagen zur Verölung unter anderem von Kunststoffabfällen. Das Verfahren ist auch auf gemischte sowie verschmutzte Kunststoffabfälle anwendbar. Der Anbieter nennt ergänzend auch den "kaskadischen Einsatz" von mechanischen gefolgt von chemischen Recyclingverfahren.

Was ist chemisches Recycling?

Chemisches Recycling ist ein Verfahren zur Wiederverwertung von Kunststoffabfällen, das über die herkömmlichen mechanischen Recyclingmethoden hinausgeht. Dabei werden Kunststoffe durch chemische Prozesse in ihre ursprünglichen chemischen Bausteine, wie Monomere oder Rohstoffe wie Öl und Gas, zerlegt. Die entstehenden öligen Gemische können aufbereitet werden und anschließend als Grundstoffe für neue Kunststoffprodukte oder andere chemische Produkte dienen.

Auf diesem Wege lassen sich auch verschmutzte und gemischte Kunststoffe verarbeiten, die mechanisch oft nur schwer oder gar nicht zu verwerten sind. Das aus aufgereinigtem Rohstoff entstehende Material ist chemisch identisch mit neuwertigem Kunststoff und im Schnitt von höherer Qualität als mechanisch recycelte Kunststoffe. Zudem lassen sich auf chemischem Wege sogar Schad- und Zusatzstoffe aus den Kunststoffen entfernen.

Nachteile gegenüber mechanischem Recycling sind ein höherer Energiebedarf und damit einhergehend eine schwerere Skalierbarkeit. Abfälle und Nebenprodukte sind beim chemischen Recycling oft schwerer oder teurer zu entsorgen. Insgesamt gilt chemisches Recycling nicht als Ersatz für mechanische Verfahren, sondern als Ergänzung. Damit lassen sich auch Kunststoffe in Kreisläufe überführen, die mechanisch nicht verwertbar sind.

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