IBC von oben

(Bild: Aleksandr Ivasenko – stock.adobe.com)

  • Oft kommt es vor, dass einzelne Gebinde wie Fässer oder IBC produktionsseitig Fehler aufweisen.
  • In diesem Fall müssen schnell und gezielt einzelne Gebinde aufgespürt und zurückgerufen werden.
  • Ein neues Verfahren auf Basis von eindeutig identifizierbaren Etiketten wurde in einem Pilotprojekt bei der BASF erfolgreich getestet.

Die Kennzeichnungslösung auf Basis von QR-Codes hat der Chemiekonzern gemeinsam mit dem Hersteller von Selbstklebe-Technik Herma entworfen. Die Systemlösung umfasst darauf abgestimmte spezielle Haftkleber, Etikettenmaterialien und eine entsprechende Etikettier-Technik. Ein Pilotprojekt für die Abfüllung von Toluoldiisocyanat in Ludwigshafen wurde bereits erfolgreich abgeschlossen. Mit dem neuen Verfahren sollen sich erstmals in der chemischen Industrie selbst einzelne Stahlfässer, PE-Fässer oder Intermediate Bulk Container (IBC) automatisiert und systematisch nachverfolgen lassen. Im Falle schadhafter Packmittel können damit sehr schnell und gezielt einzelne Gebinde aufgespürt und zurückgerufen werden. Ein Pilotprojekt für die Abfüllung von Toluoldiisocyanat in Ludwigshafen wurde bereits erfolgreich abgeschlossen.
Das entwickelte Verfahren mündete auch in eine unverbindliche Normenempfehlung des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), die VPA 9. Nach Angaben der BASF haben bereits erste Hersteller von Packmitteln begonnen, die Kennzeichnungslösung gemäß VPA 9 umzusetzen. Weitere deutsche Chemieunternehmen planen, ihren Packmittel-Lieferanten dieses Vorgehen zu empfehlen.

„Es kann immer wieder vorkommen, dass einzelne Gebinde produktionsseitig Fehler aufweisen“, erläutert Hilar Altenhofer, Teamleiter Packmittel-Beratung bei der BASF. „In diesem Fall gilt es, sie möglichst schnell zu lokalisieren, um sie aus dem Verkehr zu ziehen.“ Bislang war dazu eine aufwendige manuelle Suche notwendig, schon allein deshalb, weil sich viele Packmittel rein optisch kaum voneinander unterscheiden. So setzt der Ludwigshafener Chemiekonzern weltweit pro Jahr mehrere Millionen Stahlfässer allein in der Standardgröße 216,5 l ein, in den meisten Fällen im Blauton RAL 5010. „Von außen sieht man diesen Fässern nicht an, ob und wie sie innen lackiert sind oder welche Wanddicke sie haben. Dazu musste man sich in der Vergangenheit jedes Fass einzeln vornehmen“, berichtet Altenhofer.

Eindeutiger QR-Code nach festem Standard

Fass mit QR-Code
Die Kennzeichnungslösung basiert auf mit QR-Codes versehenen Etiketten. (Bild: BASF)

Der QR-Code gemäß VPA 9 wird auf Basis des GS1-Standards erzeugt. GS1 ist eine unternehmensübergreifende Non-Profit-Organisation, die an Standards für die Lieferketten-Verfolgung arbeitet. Der GS1-Standard besagt, dass ein QR-Code folgendes enthalten muss: die Packmittel-Nummer, wie sie im Unternehmens-Informationssystem geführt wird, eine Lieferantennummer, den Produktionsort, die Batchnummer des Packmittels und eine fortlaufende Serialnummer, so dass jedes einzelne Gebinde identifizierbar ist. Den bisher manuell durchgeführten Sicherheitscheck kann die BASF nun anhand des QR-Codes vor dem Abfüllen automatisiert durchführen. Auf diese Weise stellt der Konzern schneller, einfacher und vor allem weniger fehleranfällig fest, ob das Packmittel für den vorgesehenen Einsatzweck überhaupt zulässig ist.

Nach dem Befüllen verknüpft das Unternehmen den QR-Code mit der Auftragsnummer und hinterlegt beide in einer Datenbank. „Weil das ganze System am QR-Code hängt, spielen die hohe Zuverlässigkeit der Kennzeichnungstechnik, die uneingeschränkte Lesbarkeit der Codes und verschiedene Sicherheitsaspekte ganz entscheidende Rollen“, erklärt Alexander Rothmund, der als Packmittel-Berater bei der BASF das Pilotprojekt leitet. „Auf Direktdruck- und Laserverfahren haben wir deshalb in diesem Fall verzichtet. Stattdessen haben wir gemeinsam mit dem Unternehmen Herma, mit dem wir schon seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten, eine Systemlösung auf Basis von Etiketten geschaffen.“ Der Partner deckt in der Selbstklebe-Technik die komplette Know-how-Kette ab – vom Haftmaterial über die Etiketten bis zum Etikettier-system.

Etiketten müssen viele Kriterien erfüllen

Eine Herausforderung im Projekt war es, Etiketten zu finden, die unter ganz verschiedenen Bedingungen zum Einsatz kommen können: Die Etiketten müssen Kriterien wie Seewasser-Festigkeit gemäß British Standard Section 2 and 3 erfüllen, eine Heißabfüllung erlauben und möglichst gut mit den eingesetzten Thermotransfer-Bändern harmonieren. Das Print&Apply-System muss darüber hinaus in der Lage sein, auch einer hohen Taktung in der Packmittelproduktion standzuhalten und unterschiedliche Größen zu berücksichtigen. „Dieses aufeinander abgestimmte System ist sinnvoll, damit nicht jeder Packmittelhersteller damit beginnt, aufwendige eigene Lösungen zu entwickeln, zumal Etikettiertechnik, erst recht in dieser Form, für manche von ihnen Neuland ist“, sagt Rothmund. „Uns war es wichtig, dass Packmittelhersteller sich nun verlässlich auf die Zukunft vorbereiten können. Die Packmittelhersteller, mit denen wir bereits gesprochen haben, schätzen den Gewinn an Transparenz für ihre eigene Produktion. Sie bitten uns zum Teil, ihre eigenen Fertigungsnummern in den QR-Code zu integrieren, damit sie das System für ihre eigenen Zwecke nutzen können.“ Dies zeigt: Das Interesse, der langwierigen manuellen Suchen nach beschädigten Gebinden, ein Ende zu bereiten, ist auf allen Seiten vorhanden.

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