"Tiefschwarzer Tag" für die Chemieregion Mitteldeutschland

Update: Chemiekonzern Dow schließt Anlagen in Schkopau und Böhlen

Bereits im April hatte der Chemiekonzern Dow seine mitteldeutschen Standorten Böhlen und Schkopau in Frage gestellt. Nun steht fest: Drei zentrale Anlagen für das Chemiecluster werden geschlossen, darunter ein Steamcracker. Betroffen sind 550 Stellen.

Foto eines Industriewerks auf dem Land
Das Dow-Werk in Böhlen, Sachsen. Der Steamcracker gilt als "Herzstück" für viele weitere Produktionsketten an verschiedenen Standorten.

Update vom 7. Juli 2025: Dow hat die geplanten Anlagenschließungen in Mitteldeutschland inzwischen offiziell bestätigt. Betroffen sind demnach der Steamcracker des Unternehmens in Böhlen sowie Chloralkali- und Vinylanlagen in Schkopau. Die Stilllegungen sollen Mitte 2026 beginnen und bis Ende 2027 abgeschlossen sein. Die Chemiebranche sei in Europa von einer "schwierigen Marktdynamik" sowie einer "herausfordernden Kosten- und Nachfragelandschaft" betroffen, begründete Dow-CEO Jim Fitterlingopens den Schritt.

Auch eine Anlage im britischen Barry soll geschlossen werden. An den drei Standorten sind laut Unternehmensangaben ungefähr 800 Arbeitsplätze betroffen, an den deutschen Standorten alleine sind es rund 550. Diese kommen zum weltweiten Abbau von knapp 1.500 Stellen hinzu, den Dow bereits im Januar angekündigt hatte und mit dem der Konzern rund 1 Mrd. US-Dollar sparen will.

Die Chemiegewerkschaft IGBCE kritisierte den Schritt von Dow scharf: „Heute ist ein tiefschwarzer Tag für das Chemiecluster Mitteldeutschland. Die Auswirkungen der angekündigten Anlagenschließungen in Böhlen und Schkopau sind verheerend - nicht nur für die 550 unmittelbar betroffenen Beschäftigten an den beiden Standorten, sondern für die gesamte Region.“ Im mitteldeutschen Chemiedreieck sei Dow mit seinen Standorten ein zentraler Akteur, von den beiden Anlagen in Schkopau und Böhlen würden in der Wertschöpfungskette zahlreiche andere Anlagen und Unternehmen abhängen.

Ursprüngliche Nachricht vom 25. April 2025:

Der Chemiekonzern Dow will den Weiterbetrieb an den deutschen Standorten Böhlen und Schkopau prüfen. In Frage kommen vorübergehende Stillstände oder die endgültige Schließung von wichtigen Anlagen. Auf dem Prüfstand steht laut Dow vor allem das Kunststoff-Geschäft. In Deutschland geht es dabei nach Unternehmensangaben konkret um den Ethylen-Cracker in Böhlen, Sachsen, sowie die Chlor-Alkali&Vinyl-Anlagen (CAV) in Schkopau, Sachsen-Anhalt. Diese Anlagen gehören zu den „kostenintensiveren, energieintensiven“ Anlagen im Upstream-Bereich. Die Anlagen könnten vorübergehend stillgelegt oder ganz geschlossen werden. Die Prüfung soll laut Dow noch bis Mitte 2025 abgeschlossen sein.

Wie viele Mitarbeiter betroffen sind, teilte das Unternehmen nicht mit. Die Mitteldeutsche Zeitung geht von knapp 500 Mitarbeitern aus. Böhlen und Schkopau gehören neben Stade, Niedersachsen, zu den drei größten Standorten von Dow in Deutschland. Insgesamt betreibt das Unternehmen hierzulande 13 Standorte mit 3.500 Mitarbeitern.

Weitere Produktionen von Anlagen abhängig

Doch auch weitere Unternehmen und Anlagen sind eng mit der Dow-Produktion verknüpft. Das Unternehmen betreibt in Schkopau und Böhlen seit 1998 mit dem Valuepark einen Chemiepark vor allem für Kunststoffproduzenten und kunststoffverarbeitende Unternehmen. Insgesamt sind hier 27 nationale und internationale Unternehmen angesiedelt.

Der Cracker in Böhlen gilt als „Herzstück“ des gesamten Olefinverbundes. Aus Naphta werden hier Grundstoffe wie Ethylen und Propylen, die in Böhlen und anderen Standorten weiterverarbeitet werden.

Anlage in Großbritannien wird geschlossen

Neben Schkopau und Böhlen ist noch eine weitere europäischen Anlage von Dow betroffen: Die Produktionsanlage für Siloxane in Barry, Großbritannien. Anders als bei den beiden deutschen Standorte steht hier nach Angaben von Dow als einzige Option die permanente Schließung an.

Dow ist nicht alleine mit den Anlagenschließungen in Europa. Zuletzt hat auch der Mineralölkonzern Total Energies angekündigt, einen Steamcracker in Antwerpen bis 2027 zu schließen.