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Der Stellenabbau trifft vor allem die deutschen Gesellschaften von Evonik. (Bild: Evonik)

Nach Bayer und BASF hat nun auch Evonik einen großen Stellenabbau in Deutschland angekündigt. Beim Spezialchemie-Konzern sollen aber weniger die Produktion, als vielmehr die Management-Struktur und die Führungskräfte betroffen sein.

Hintergrund ist aber auch bei Evonik ein schwaches Ergebnis für 2023: Der Konzernumsatz sank um 17 % auf 15,3 Mrd. Euro, der Gewinn (Ebitda) reduzierte sich auf 1,66 Mrd. Euro. Das Unternehmen erreichte damit zwar immerhin noch seine im Sommer aktualisierte Prognose, zufrieden zeigte sich Konzernchef Christian Kullmann freilich trotzdem nicht: „Die vielen Krisen weltweit haben uns das Ergebnis verhagelt“, so der Vorsitzender des Vorstandes. Insgesamt sei man jedoch noch „mit einem blauen Auge davongekommen.“

Weniger Hierarchie-Ebenen und Führungskräfte

Das Ergebnis 2023 ist dann auch weniger ausschlaggebend für den angekündigten Stellenabbau, als vielmehr die fehlende Aussicht auf grundsätzliche Besserung. „Wir dürfen uns auch bei leichten Erholungssignalen nichts vormachen: Was wir derzeit erleben, ist keine konjunkturelle Schwankung, sondern eine massive, konsequente Veränderung unseres wirtschaftlichen Umfelds“, sagte Kullmann. Darauf reagiere man nun mit einer dauerhaften Veränderung der Organisationsstruktur von Evonik. Name des Programms ist „Tailor Made“, auf Deutsch „maßgeschneidert“.

Bereits in den vergangenen Monaten habe eine Gruppe erfahrener Mitarbeiter zunächst sämtliche Strukturen und Abläufe im Unternehmen „umfangreich analysiert“. Auf Basis dieser Erkenntnisse werde eine neue Zielorganisation entworfen, die bis Ende 2026 etabliert werden soll. Der Plan: Auf administrative Aktivitäten, die nicht direkt das Geschäft unterstützen, will Evonik künftig, wo immer möglich, verzichten.

Die Anzahl der Hierarchieebenen unterhalb des Vorstands soll auf maximal sechs reduziert werden – bisher sind es bis zu zehn. Dies soll auch Prüf- und Freigabeverfahren erheblich beschleunigen. Führungskräfte würden dann im Schnitt sieben Beschäftigte führen, derzeit liegt diese so genannte Führungsspanne noch bei eins zu vier. Die neue Struktur gelte nicht nur für die Verwaltung, sondern für sämtliche Bereiche im Konzern. Evonik werde damit „schlanker, schneller und deutlich günstiger“.

1.500 Stellen in Deutschland betroffen

Im Ergebnis bedeutet dies vor allem für Führungskräfte deutliche Einschnitte: Weltweit sollen bis zu 2.000 Stellen entfallen und davon eben überproportional viele Führungspositionen. Der größte Teil dieser Anpassung entfällt mit rund 1.500 Stellen auf Deutschland. Evonik rechnet damit, dass die jährlichen Kosten nach Abschluss des Programms 2026 um rund 400 Mio. Euro niedriger liegen werden. Diese Einsparungen entfallen zu rund 80 % auf Personalkosten und zu rund 20 % auf Sachkosten. Erste Effekte sollen sich bereits im laufenden Jahr positiv auswirken.

„Wir haben für Evonik einen eigenen, maßgeschneiderten Weg ohne externe Berater gewählt, um unsere bestmögliche Aufstellung zu erreichen“, erklärte Thomas Wessel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor. „Es ist klar, dass unser Unternehmen in zwei Jahren anders aussehen wird – deutlich dynamischer und leistungsfähiger. Das erreichen wir auf dem guten Weg, den man bei Evonik kennt: gemeinsam in der Sache und fair im Umgang miteinander.“ Wie der geplante Stellenabbau im Detail sozialverträglich gestaltet wird, sollen Vorstand und Mitbestimmung in den kommenden Wochen verhandeln.

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