Die neue Studie zur Wettbewerbsfähigkeit von Cefic beleuchtet die kritische Lage der chemischen Industrie in der EU. Laut der Analyse, die von der Unternehmensberatung Advancy durchgeführt wurde, hat die Branche seit 2023 die Schließung von über 11 Millionen Tonnen Kapazität angekündigt, was 21 zentrale Standorte betrifft. Die Studie untersucht die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Chemieindustrie im Vergleich zu den USA, China, Japan, Brasilien, Indien und dem Nahen Osten und zeigt auf, dass sowohl kosten- als auch nicht-kostenbezogene Faktoren die Position Europas erheblich geschwächt haben. Der Verband appelliert deshalb eindringlich an die politischen Entscheidungsträger, entschlossen zu handeln.
Marco Mensink, Generaldirektor von Cefic, betont die Dringlichkeit: „Die Energiepreise müssen sinken, der Zugang zu kritischen Rohstoffen muss gewährleistet sein und Innovationen müssen vorangetrieben werden. Ohne die Chemieindustrie stehen ganze Wertschöpfungsketten auf dem Spiel – von der Gesundheitsversorgung über die Automobilindustrie bis hin zu erneuerbaren Energien und den Technologien des Green Deals. Für die Zukunft Europas ist es unerlässlich, dass unsere neuen EU-Entscheidungsträger jetzt handeln.“
Schlüsselergebnisse der Cefic-Studie zur Wettbewerbsfähigkeit
Die Studie zeigt, dass die europäischen Produktionskosten im globalen Vergleich stark gestiegen sind. Gründe sind insbesondere hohe Energiepreise und regulatorische Anforderungen. Hinzu kommen administrative Hürden, die Innovationen und Investitionen verzögern. Diese Faktoren führen zunehmend dazu, dass Investitionen außerhalb Europas getätigt werden, was die Wettbewerbsfähigkeit weiter schwächt.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Forderungen der Antwerpener Erklärung und liefern Daten, die die Notwendigkeit für ein strategisches Eingreifen aufzeigen. Die Chemieindustrie, die rund 1,2 Millionen Menschen direkt beschäftigt, spielt eine zentrale Rolle für Schlüsselindustrien und die Umsetzung des europäischen Green Deals, betont der Verband erneut. Ohne entschlossenes politisches Handeln drohen demnach langfristige Verluste für Wertschöpfungsketten und Arbeitsplätze. Die EU müsse Maßnahmen ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern und ihre Rolle als Grundpfeiler der europäischen Wirtschaft zu stärken. Die vollständige Studie stellt der Verband auch zum Download zur Verfügung.
Forderungen nach politischen Maßnahmen hatte der Verband Cefic bereits Ende 2024 an die neu eingesetzte EU-Kommission gerichtet. Auch der ehemalige EZB-Chef und Wirtschaftsexperte Mario Draghi war in einem von der vorherigen Kommission in Auftrag gegebenen Bericht zu ähnlichen Ergebnissen für die gesamte europäische Industrie gekommen: Nur schnelle und entschlossene, aber auch kostspielige Maßnahmen können die Wettbewerbsfähigkeit der EU im internationalen Vergleich erhalten.